"Ich kann das fühlen" Djokovic meldet sich aus Quarantänehotel
07.01.2022, 17:15 Uhr
Seit seiner Ankunft in Australien kann sich Novak Djokovic nicht frei bewegen. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit seinem Visum wird er erst am Flughafen festgehalten, dann in ein Quarantänehotel gebracht. Es reden viele über ihn - nun meldet sich der Tennisstar erstmals selbst zu Wort.
Es ist das erste Lebenszeichen seit seiner Ankunft am Flughafen in Melbourne: Tennisstar Novak Djokovic meldete sich via Instagram bei seinen Fans. Er dankte den "Menschen auf der ganzen Welt für ihre anhaltende Unterstützung". Der 34-Jährige schrieb dazu: "Ich kann das fühlen und schätze es sehr."
Weitere Informationen zu seiner Situation in dem Hotel in Melbourne oder Details zu seinem entzogenen Visum gab der Serbe nicht bekannt. Auch ein Foto von sich oder seiner Unterkunft postete er nicht. Über die gibt es derweil große Diskussionen. Sein Bruder Djordje Djokovic sagte über sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Familie: "Er wurde in ein Migrantenhotel in ein schmutziges Zimmer ohne jegliche Habseligkeiten gebracht, von denen ihm gesagt wurde, dass er sie bei seiner Rückkehr nach Europa zurückerhalten würde."
Auch abgelehnte Geflüchtete, die in dem Hotel auf ihre Abschiebung warten, meldeten sich inzwischen zu Wort. Der Iraner Adnan Choopani filmte sein kleines Zimmer, berichtete von dauerhaft geschlossenen Fenstern, Bewachung und "furchtbarem" Essen, teilweise seien schon "Maden und Schimmel im Brot" gewesen. Der frühere australische Fußball-Nationalspieler Craig Foster, der sich mittlerweile als Menschenrechtsaktivist einen Ruf erworben hat, forderte Djokovic auf, diese Umstände publik zu machen und damit den anderen Personen im Hotel zu helfen. In einer Serie von Tweets schrieb er an Djokovic: Er habe "die Möglichkeit, etwas Positives aus Deiner Situation zu machen und darauf aufmerksam zu machen, wie wir unschuldige Menschen behandeln. (Die Menschen im Park Hotel, Anm.d.Red.) sind teilweise seit neun Jahren eingesperrt. Weil Du da bist, hört die Welt von den Flöhen, dem schrecklichen Essen. Deine Mutter nannte es 'unmenschlich'. Sie hat recht. Das ist es auch."
"Sie haben Angst vor dem Besten"
Vor dem Hotel protestieren zahlreiche Anhänger für seine Freilassung. "Wir wollen ihn unterstützen, weil das unser Weihnachten ist und er eine schwierige Zeit durchmacht", sagte der Demonstrant Sash Aleksic mit Blick auf das orthodoxe Weihnachtsfest. Auch Impfgegner und Kritiker der australischen Einwanderungspolitik beteiligten sich an der Kundgebung. Zudem kamen in seiner Heimat Serbien erneut Dutzende Menschen zusammen, um sich mit dem Weltranglisten-Ersten zu solidarisieren. "Sie haben Angst vor dem Besten, stoppt den Corona-Faschismus", hieß es unter anderem auf einem Banner.
Ähnlich hatte sich auch Serbiens Präsident Aleksandar Vucic geäußert: "Ich fürchte, dass diese unerbittliche politische Verfolgung von Novak so lange weitergehen wird, bis sie etwas beweisen können", sagte er am Donnerstag: "Denn wenn man jemanden nicht besiegen kann, dann greift man zu solchen Dingen." Bruder Djordje Djokovic suchte gar den Vergleich mit Jesus Christus: "Jesus wurde am Kreuz gekreuzigt ... aber er lebt noch unter uns. Sie versuchen, Novak zu kreuzigen und herabzusetzen und ihn in die Knie zu zwingen."
Es gibt aber auch weiterhin große Kritik an dem Star: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisierte, Djokovic verhalte sich nicht wie ein Vorbild. Dass ein Star wie Djokovic "nicht für sich eine Extrawurst reklamiert, das halte ich für geboten", sagte er bei RTL. Tennis-Legende Boris Becker warnte via "Daily Mail", Djokovic mache einen "großen Fehler, sich nicht impfen zu lassen".
Djokovic will bei den Australian Open spielen, die am 17. Januar beginnen. Weil er offenkundig ungeimpft ist, vor der Einreise aber normalerweise ein Impfnachweis verlangt wird, erwirkte er eine medizinische Ausnahmegenehmigung. Mit dieser landete er am Mittwoch in Melbourne. Der Grenzschutz sah die Einreiseregeln jedoch nicht als erfüllt an, sodass Djokovic in das Hotel gebracht wurde. Djokovic hat dagegen geklagt, für Montag ist die nächste Anhörung vor Gericht in Melbourne angesetzt. Richter Anthony Kelly betonte, dass die Justiz in ihrem eigenen Tempo vorgehe.
Australiens Innenministerin Karen Andrews versicherte, Djokovic werde in Australien nicht gefangen gehalten. Es stehe ihm "frei, jederzeit auszureisen". Andrews bestätigte, dass auch gegen zwei andere Spieler oder Mitarbeiter der Australian Open wegen des Einreise-Skandals ermittelt werde.
Quelle: ntv.de, ara/AFP/sid