Sport

Premier League soll betroffen sein Dopingvorwurf gegen britische Topsportler

Der Arzt soll seinen Klienten Epo, Testosteron und Wachstumshormone gegeben haben.

Der Arzt soll seinen Klienten Epo, Testosteron und Wachstumshormone gegeben haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach Russland, Kenia und China steht auch Großbritanniens Sport vor einem Skandal: Ein englischer Arzt soll 150 Profisportler einem Bericht zufolge seit Jahren systematisch dopen, auch Fußballer. Hinweise darauf habe die britische Anti-Doping-Behörde ignoriert.

Großbritannien wird Berichten zufolge von einem flächendeckenden Dopingskandal erschüttert, der offenbar zahlreiche Sportarten umfasst. Nach Recherchen der ARD und der Londoner "Sunday Times" soll der Londoner Arzt Dr. Mark Bonar im Mittelpunkt des Skandals stehen. Insgesamt sollen 150 Sportstars involviert sein, darunter auch Fußballprofis des FC Arsenal, von Meister FC Chelsea und von Tabellenführer Leicester City. Namen der angeblich betroffenen Sportler werden nicht genannt.

Die drei Premier-League-Klubs widersprachen in Stellungnahmen den Darstellungen. Die Dopingvorwürfe, so heißt es, seien "falsch". Arsenal teilte mit, dass der Klub "extrem enttäuscht" über die Veröffentlichung der Vorwürfe sei, die "jeglicher Grundlage entbehren".

Chelsea wies darauf hin, dass der Klub "niemals die Dienste von Dr. Bonar in Anspruch genommen hat" und keine Kenntnis habe, dass ein Profi der Blues von diesem betreut oder behandelt wurde. Leicester wies die Anschuldigungen ebenfalls zurück und erklärte, dass es "keinerlei Beweise für die Vorwürfe gebe".

Prahlereien vor einem Lockvogel

Ein Investigativ-Team und ein Lockvogel sollen die Doping-Methoden Bonars aufgedeckt haben. Demnach hat Bonar in London "seit Jahren englische Top-Athleten mit allem versorgt, was schneller und stärker macht und verboten ist". Das soll der Film von Hajo Seppelt und Felix Becker zeigen, der an diesem Sonntagabend in der Sportschau im Ersten und in "sport inside" im WDR-Fernsehen läuft.

Nach Angaben der ARD erläuterte Bonar, Facharzt für Gynäkologie, dem angeblich an Doping interessierten Lockvogel seine weitreichende Arbeit im englischen Spitzensport. Mittlerweile habe er 150 Klienten, so der Arzt. Es seien Fußballer aus der Premier League, Kricket-Profis, Tour-de-France-Teilnehmer, Boxer, Kampfsportler und Tennisprofis.

"Spieler über 30 müssen was machen"

Bonar: "Natürlich sind einige der Behandlungen, die ich mache, im Profisport verboten. Aber ich habe das schon mit vielen Sportlern gemacht. Jahrelang. So ziemlich aus jedem Sport. Die konsultieren mich diskret. Schließlich steht ihr Ruf auf dem Spiel und meiner auch."

Auch zu seiner Vorgehensweise in der Premier League nahm Bonar Stellung. "Ich habe mit Fußballern aus der Premier League, auch mit Spielern aus dem Ausland Kontakt. Auch mit einem ganz Großen, dem habe ich Epo, Testosteron und Wachstumshormone gegeben", äußerte der Mediziner: "Fußballer werden ja sowieso kaum getestet. Und ältere Spieler über 30 müssen was machen, die können mit den jungen Spielern um die 18 sonst doch gar nicht mithalten."

Angeblich soll es seit geraumer Zeit sogar Hinweise eines Whistleblowers, einem des Dopings überführten Spitzensportler, an die englische Anti-Doping-Agentur Ukad gegeben haben. Er soll Beweise für das Handeln des Arztes vorgelegt haben.

Welt-Anti-Doping-Agentur ist schockiert

"Dr. Bonar ist für mich die britische Version von Lance Armstrongs Dopingarzt Doktor Ferrari", sagte der gesperrte Sportler: "Es war Bonar, der mich zu Testosteron und anderen Substanzen brachte. Er fragte mich: Hast du schon mal Epo probiert? Oder Wachstumshormone?" Ukad beschied dem Informanten jedoch Anfang 2015, dass man keine Grundlage sehe, gegen Bonar zu ermitteln oder ein Verfahren einzuleiten.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada reagierte derweil schockiert auf die jüngsten Enthüllungen um Bonar. "Es scheint dem Mann ja gar nichts auszumachen, der sieht das offenbar ganz entspannt, harte und gefährliche Substanzen an einen Patienten zu verschreiben, ohne irgendwelche Skrupel", sagte der designierte Wada-Generalsekretär Olivier Niggli in dem Film. Es sei sehr beängstigend zu sehen, "wie ein Mediziner ein solches Verhalten an den Tag legt".

Quelle: ntv.de, hul/SID

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