Sport

Wada-Daten deutscher Athleten Hacker veröffentlichen Hartings Werte

Robert Harting hat mit den Veröffentlichungen einer Hacker-Gruppe "keine Probleme".

Robert Harting hat mit den Veröffentlichungen einer Hacker-Gruppe "keine Probleme".

(Foto: REUTERS)

Unter dem Pseudonym Fancy Bear veröffentlicht eine mutmaßlich russische Gruppe nach und nach vertrauliche Daten, die sie von den Servern der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gehackt hat. Nun tauchen erstmals die Werte von deutschen Spitzensportlern auf.

Die russische Hacker-Gruppe Fancy Bear hat weitere  Details über medizinische Berichte von 25 Top-Athleten veröffentlicht. Zu der Gruppe gehören erstmals auch deutsche Sportler: die Leichtathleten Robert Harting und Christina Obergföll sowie die Schwimmer Christian vom Lehn, Franziska Hentke und Christian Reichert. "Ich bin ein transparenter Athlet und habe mit diesen Veröffentlichungen keine Probleme", sagte Harting der "Sport-Bild". Wie der Diskuswerfer bestätigte, sei er bei Olympia in Rio nach seinem Hexenschuss mit zwei Entzündungshemmern behandelt worden, die man anmelden musste. Die Anträge habe er termingerecht eingereicht.

Liste der gehackten Athletendateien

Bislang hat die Hackergruppe Fancy Bear Werte von 29 Sportlern veröffentlicht, die in der Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gelistet sind:

Deutschland
Robert Harting (Leichtathletik/Diskus), Christina Obergföll (Leichtathletik/Speer), Christian vom Lehn (Schwimmen), Franziska Hentke (Schwimmen), Christian Reichert (Schwimmen)

USA
Serena Williams (Tennis), Venus Williams (Tennis), Simone Biles (Kunstturnen), Elena Delle Donne (Basketball), Bethanie Mattek Sands (Tennis), Brittney Griner (Basketball), John Conger (Schwimmen), Dagmara Wozniak (Fechten), Deanna Price (Leichtathletik/Hammer), Kathleen Baker (Schwimmen), McQuin Baron (Wasserball), Michelle Carter (Leichtathletik/Kugel), Sam Dorman (Wasserspringen), Tervel Dlagnev (Ringen)

Großbritannien
Bradley Wiggins (Radsport), Christopher Froome (Radsport), Charley Hull (Golf), Heather Fisher (Bobsport), Sam Townsend (Rudern)

Dänemark
Pernille Blume (Schwimmen)

Russland
Misha Aloyan (Boxen)

Polen
Natalia Madaj (Rudern)

Tschechien
Petra Kvitova (Tennis)

Rumänien
Roxana Cogianu (Rudern)

Die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Obergföll reagierte sauer. "Natürlich ist das ätzend, von Hackern durchleuchtet zu werden", sagte Obergföll. Aber: "Es ist nicht schön, aber auch nicht wirklich schlimm, weil ich nichts zu verbergen habe." Dopingvergehen hat keiner dieser Athleten begangen, da für die aufgeführten verbotenen Substanzen Ausnahmegenehmigungen vorlagen beziehungsweise kein Dopingtatbestand vorlag. "Aus diesen Daten lassen sich beim besten Willen keine Dopingfälle konstruieren, nicht mal ansatzweise", sagte Doping-Experte Fritz Sörgel.

Den Vorgang bestätigte die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, dessen Datenbank die Gruppe gehackt hatte. Unter den 25 Athleten aus acht Nationen sind auch die beiden britischen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome und Bradley Wiggins zu finden. Die Wada entschuldigte sich bei den betroffenen Sportlern und verurteilte den "kriminellen Angriff" scharf. Wada-Generalsekretär Oliver Niggli forderte die russische Regierung auf, "alles in ihrer Macht stehende zu tun, die kriminellen Aktivitäten zu stoppen". Fortgesetzte Cyber-Attacken würden den Wiederaufbau eines regelkonformen Anti-Doping-Systems in Russland "ernsthaft untergraben."

Russland bestreitet Beteiligung

Der russische Sportminister Witali Mutko hatte nach den ersten Attacken eine Beteiligung russischer Behörden bestritte und dass die Cyber-Attacken überhaupt russischen Ursprungs seien. Fancy Bear hatte zuvor Daten der viermalige Turn-Olympiasiegerin Simone Biles, der Tennis-Stars Serena und Venus Williams sowie von Basketball-Olympiasiegerin Elena Delle Donne aus den USA veröffentlicht.

Die Nationale-Anti-Doping-Agentur Nada forderte von der Wada "konkrete Handlungsanweisungen zum weiteren Vorgehen im Umgang mit "Adams" durch Athletinnen und Athleten. Deutsche Sportler müssten weiter ihre Aufenthalte über das Meldesystem "angeben, "es herrscht verständlicherweise großes Misstrauen", sagte Nada-Vorstand Lars Mortsiefer. Zudem kündigte er an, staatliche Ermittlungsstellen einzuschalten. Man habe Ansprechpartner beim Bundeskriminalamt, Zoll sowie bei der Schwerpunktstaatsanwaltschaft. "Der Tatort liegt zwar nicht in Deutschland, doch deutsche Bürger sind betroffen."

Sportmediziner Perikles Simon zeigte sich nicht überrascht, dass die Datensicherheit der Wada kein Top-Niveau habe, er verglich die Behörde mit einem "kleinen mittelständischen Unternehmen". "Der olympische Sport, der Milliarden umsetzt, muss sich überlegen, was ihm die Sicherheit seiner Athleten wert ist. Im Moment sind es gerade mal ein paar Pfennige."

Quelle: ntv.de, cri/sid

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