Beer fordert klare Kante von EU Mehrere Länder schließen sich Olympia-Boykott an
08.12.2021, 10:12 Uhr
Peking erwartet einsame Spiele.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Am Montag verkünden die USA einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking. Mit Großbritannien und Australien schließen sich weitere große Nation dem Vorhaben an, keine Regierungsvertreter zu den Spielen zu entsenden. Die EU-Politikerin Nicola Beer fordert von Europa sogar mehr.
Auch Großbritannien und Australien werden keine Regierungsvertreter zu den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) entsenden. Dies teilten der britische Premier Boris Johnson und Australiens Ministerpräsident Scott Morrison mit. Damit schließen sich die Länder dem diplomatischen Boykott der USA an, wie es zuvor schon Neuseeland getan hatte. Die britischen australischen Athletinnen und Athleten können jedoch weiter teilnehmen.
"Es wird tatsächlich einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking geben", sagte Johnson in der wöchentlichen Fragestunde des Parlaments. Der 57-Jährige betonte, ein sportlicher Boykott sei allerdings "nicht die Politik" seiner Regierung.
Die Beziehungen zwischen Australien und China sind wegen einer Reihe von Themen belastet. Unter anderem kritisierte Morrison die Menschenrechtslage im Reich der Mitte und die eingefrorenen Kontakte auf Ministerebene. "Australien wird nicht von seiner starken Position abrücken, mit der wir für die Interessen Australiens eingetreten sind, und natürlich ist es keine Überraschung, dass wir keine australischen Offiziellen zu diesen Spielen entsenden werden", sagte Morrison.
China reagierte mit Unverständnis. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Australiens Hauptstadt Canberra sagte, die Entscheidung stehe "im Widerspruch zu der von Canberra öffentlich geäußerten Erwartung, die Beziehungen zwischen China und Australien zu verbessern". Als die US-Regierung um Präsident Joe Biden am Montag ihren diplomatischen Boykott verkündete, hatte das chinesische Außenministerium gedroht, die USA werden "den Preis für ihr Fehlverhalten zahlen". Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte die Entscheidung Australiens derweil. China-Direktorin Sophie Richardson nannte den Boykott einen "entscheidenden Schritt", um den Menschenrechtsverletzungen Chinas.
Beer fordert Komplett-Boykott
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird nicht zu den Olympischen Winterspielen reisen. "Es gibt keine Pläne des Bundespräsidenten, nach Peking zu reisen", sagte eine Sprecherin des Bundespräsidenten der ARD-"Sportschau". "Diese Pläne gab es aber auch nicht, bevor die USA ihre Entscheidung bekannt gaben."
Unterdessen hat sich die Europa-Politikerin Nicola Beer sogar für einen Komplett-Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking ausgesprochen. Die Europäische Union sollte "nicht nur im Windschatten der USA bleiben, sondern sich selbst für die Einhaltung von Menschenrechten auf die Hinterbeine stellen und sich für einen gänzlichen Boykott der Winterspiele aussprechen", sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der von den USA geforderte diplomatische Boykott komme spät, sagte die FDP-Politikerin, und sei "das Mindeste", was vom Westen zu erwarten sei. Die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in China seien "eine falsche Bühne am falschen Ort".
Klare Signale des Westens Richtung Peking seien längst überfällig, meinte Beer mit Hinweis auf die "brutale Unterdrückung der Uiguren, der chinesischen Aggressionen gegenüber Hongkong und Taiwan". Es könne weder im Interesse der USA noch der EU sein, "Peking stillschweigend bei den Winterspielen als gigantischer Propaganda-Inszenierung zuzusehen, während Chinas Apparat unverhohlen hinter den Kulissen schwerwiegend Menschenrechte verletzt", betonte die Parlaments-Vizepräsidentin.
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid