Kooperation mit Bedingungen Russland will bei Doping-Aufklärung helfen
18.05.2016, 11:32 Uhr
Einen Olympia-Ausschluss seiner Athleten will Russland unbedingt vermeiden.
(Foto: imago/Ralph Peters)
Russland lenkt ein und will nach den immer schwerwiegenderen Doping-Enthüllungen bei der Aufklärung helfen. Eine Sippenhaft für alle russischen Athleten lehnt die Regierung in Moskau aber weiter kategorisch ab.
Das russische Sportministerium will bei der Aufklärung der neuesten Doping-Vorwürfe "vollständig" mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) kooperieren, hat sich aber erneut gegen eine drohende Bestrafung sauberer Sportler ausgesprochen. "Wir sind der starken Überzeugung, dass Athleten, die jahrelang für die Olympischen Spiele trainiert haben, nicht das Recht abgesprochen werden darf, daran teilzunehmen", hieß es in einer Stellungnahme.
Das Nationale Olympische Komitee Russlands sicherte der Wada zu, dass die Dopingproben der Sotschi-Spiele erneut überprüft werden. Allerdings habe es bisher keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Resultate gegeben. Gedopte Sportler sollten bestraft werden - egal, aus welchem Land sie stammten, teilte das Ministerium in Moskau mit.
Russlands Sport steht nach immer neuen Doping-Anschuldigungen massiv unter Druck. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schloss selbst IOC-Präsident Thomas Bach einen kompletten Ausschluss der Sport-Großmacht von den Olympischen Spielen in Rio nicht aus. Russlands Leichtathleten droht akut ein Olympia-Bann. Über deren Teilnahme entscheidet der Weltverband Iaaf am 17. Juni unter Berücksichtigung dokumentierter Dopingfälle.
Rodtschenkow erhebt schwerste Vorwürfe
"Sollte es Hinweise auf ein organisiertes und flächendeckendes Doping-System geben, das weitere Sportarten betrifft, müssten die internationalen Verbände und das IOC die schwierige Entscheidung zwischen kollektiver Verantwortung und individueller Gerechtigkeit treffen", schrieb Bach.
Die Wada hatte am Dienstag eine Untersuchung der Anschuldigungen gegen Russland bei den Winterspielen in Sotschi angekündigt. Der damalige Leiter des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, hatte davon berichtet, dass er unter Mithilfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angeblich über 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi, darunter mindestens 15 russische Medaillengewinner, ausgetauscht hatte. Zudem habe er für russische Sportler extra einen Mix aus drei verschiedenen Dopingmitteln entwickelt. Unabhängige Beweise gibt es dafür aber bisher nicht.
Nach Informationen der "New York Times" hat inzwischen auch das US-Justizministerium Ermittlungen aufgenommen. Ebenfalls am Dienstag war bekannt geworden, dass bei Nachtests der Olympischen Spiele in Peking 2008 insgesamt 31 Sportler aus zwölf Ländern positiv getestet wurden.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa