
Wohlverdient.
(Foto: Action Images)
Vor dem letzten Rennen der Formel-1-Saison 2010 ist Sebastian Vettel nur WM-Dritter, seine Titelchancen scheinen gering. Dann aber läuft alles genau so, wie der damals 23-Jährige es braucht. Als Vettel den Zielstrich überquert, beginnt das große Zählen.
"Okay Sebastian, gute Arbeit. Ich muss warten, bis alle über die Linie sind. Aber es sieht gut aus." Als Sebastian Vettel am 14. November 2010 beim Großen Preis von Abu Dhabi als Erster die Zielflagge sieht, fängt im Boxenfunk seines Red-Bull-Teams das große Zählen an. "Hamilton auf Position zwei, Button ist Dritter. Da kommen zwei weitere Autos. Rosberg ist Vierter, Kubica Fünfter." Und dann wird es laut: "DU BIST WELTMEISTER!"
Die Antwort des neuen Formel-1-Weltmeisters fällt deutlich leiser aus. Ihm ist anzuhören, dass er im Cockpit gerade nicht nur feuchte Augen hat, sondern in (Freuden-)Tränen ausgebrochen ist: "Danke Jungs, ich liebe euch. Unglaublich." Dann schnappt sich Teamchef Christian Horner das Mikro und schreit seine Glückseligkeit heraus: "Sebastian Vettel, du bist Weltmeister! Großartig!" Der frisch gekrönte Champion scheint seine Stimme wiedergefunden zu haben und antwortet mit einem langgezogenen "YEEEEEEEEEEEEEEES!"
Dass ein Formel-1-Pilot im Moment seines ersten WM-Triumphes emotional wird, ist klar. Besonders, wenn es eines der spannendsten Saisonfinals in der langen Historie der Königsklasse des Motorsports war. Denn als der damals 23-Jährige auf das Erlöschen der Startampel wartet, sind die Chancen, dass er sich knapp 100 Minuten später zum jüngsten Titelträger der Formel 1 krönt, gering.
Zwar steht der Red-Bull-Pilot auf der Pole Position, in der WM-Wertung aber liegt er mit 231 Punkten nur auf Platz drei. Hinter dem großen Favoriten Fernando Alonso im Ferrari und hinter seinem Teamkollegen Mark Webber im zweiten Red Bull. Vor dem Rennwochenende führt Alonso mit 246 Punkten, vor Webber mit 238. Selbst der Gesamtvierte Lewis Hamilton (222) kann, zumindest theoretisch, in seinem McLaren-Mercedes noch Weltmeister werden.
Dieser Text erschien erstmals im März dieses Jahres in unserer Serie "Sportvideos für die Quarantäne".
Aber es ist Vettel, der auf dem Yas Marina Circuit erst das Qualifying gewinnt und dann auch das Rennen von vorne bestimmt. Doch ein Sieg allein reicht nicht, um Alonso und Webber zu übertrumpfen. Weil die beiden Rivalen jedoch früh zum Boxenstopp fahren und dann weiter hinten im Verkehr festhängen, fährt Vettel von der Spitze dem Titel entgegen. Alonso steckt währenddessen hinter dem Renault von Vitaly Petrov fest und findet einfach keinen Weg vorbei, Webber fährt hinter ihm. So bleibt es bis zur letzten Runde.
Vettel sieht als Erster die schwarz-weiß-karierte Zielflagge - und führt wenige Momente später zum allerersten Mal die Fahrer-WM an. Mit 256 Punkten, vor Alonso (252), Webber (242) und Hamilton (240.) Nach dem letzten Rennen der Saison. Als jüngster Weltmeister überhaupt. Mit Tränen im Cockpit.
Quelle: ntv.de