Hamilton bestraft, Vettel raus Gasly gewinnt unfassbares Rennen in Monza
06.09.2020, 17:00 UhrDer Große Preis von Italien ist ein historisches Formel-1-Rennen. Den Sieg fährt sensationell Pierre Gasly im AlphaTauri ein, der den Angriff von McLaren-Pilot Carlos Sainz abwehrt. Ferrari erlebt ein Debakel, Hamilton ist nach einer Strafe chancenlos.
Der Franzose Pierre Gasly im AlphaTauri hat den Großen Preis von Italien in Monza gewonnen und damit für einen durchaus historischen Tag in der Formel 1 gesorgt. 146 Rennsiege in Folge gingen zuvor entweder an Mercedes, Ferrari oder Red Bull, nach siebeneinhalb Jahren beendete Gasly nun diese Serie der großen Drei. Dass das Podium aus Premierensieger Gasly, McLaren-Pilot Carlos Sainz und Lance Stroll im Racing Point bestand, ist nicht weniger als eine Sensation - die allerdings erst durch kuriose Umstände ermöglicht wurde.
"Unglaublich, ich weiß noch nicht, ob ich das schon realisiere. Es war so ein verrücktes Rennen", stammelte Gasly, der erstmals seit Olivier Panis 1996 in Monaco wieder einen Grand Prix für Frankreich gewann. "Ich komme damit noch gar nicht richtig klar, ich habe keine Worte." Seine Boxencrew pfiff in der Stunde des Sieges auf die Abstandsregeln. Unter dem Namen Toro Rosso hatte das Team 2008 schon einmal sensationell in Monza gewonnen - durch einen gewissen Sebastian Vettel, der damals als jüngster Fahrer überhaupt ein Formel-1-Rennen gewinnen konnte.
Weltmeister Lewis Hamilton schien zunächst zu seinem 90. Formel-1-Erfolg zu schweben, ehe er nach dem Aus des Haas-Piloten Kevin Magnussen bei roter Ampel zum Reifenwechsel in die Box fuhr. So kassierte der auch nach Rang sieben weiterhin souveräne WM-Spitzenreiter mit 164 Punkten vor seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas (117) und Red-Bull-Pilot Max Verstappen (110) eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe - und fand sich nach 29 von 53 Runden nach dem Restart ganz am Ende des Feldes wieder.
Top-Team-Serie reißt nach mehr als sieben Jahren
Immerhin profitierte Hamilton von Fehlern seiner Kontrahenten. Bottas verwachste beim Start und fiel von zwei auf sechs zurück, wo er lange festhing. Am Ende belegte der Finne Rang fünf. Verstappen musste seinen Boliden abstellen. Ganz anders dagegen Gasly, der nach dem Restart seine Führung gegen Sainz verteidigte.
Der Finne Kimi Räikkönen war am 17. März 2013 in Melbourne der letzte Sieger gewesen, der nicht für eines der drei Top-Teams fuhr, 146 Rennen ist das her. Pole-Setter Hamilton, der am Samstag im Qualifying mit einem Schnitt von 264,362 km/h die schnellste Runde der Formel-1-Geschichte in den Asphalt gebrannt hatte, kam beim Start perfekt weg und setzte sich schnell ab - dann überschlugen sich die Ereignisse.
In Runde sechs erlitt Vettels Ferrari einen Bremsschaden, das vollkommen verkorkste Wochenende des Heppenheimers erreichte seinen traurigen Schlusspunkt. "Die Leitung ist explodiert. Ich habe kein Bremspedal mehr", funkte der 33-Jährige. Wenig später stellte Vettel den SF1000 ab und flüchtete zunächst in seine Fahrerkabine im Ferrari-Motorhome, ehe er sich an den TV-Mikrofonen in Galgenhumor übte.
Vettel resigniert
"Ich weiß auch nicht weiter. Schlimmer geht immer dieses Jahr, aber was soll ich machen?", sagte der 33-Jährige. Den Glauben an vordere Plätze hat er längst verloren - zumal von Startplatz 17 in der Fehlkonstruktion SF1000 ohnehin kaum etwas drin war: "Es nervt einfach. Es bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Aber der Drops ist gelutscht, das wird dieses Jahr schwer für uns. Am Dienstag bin ich im Simulator - der hält wenigstens."
Auch der zweite Ferrari kam nicht ins Ziel, Charles Leclerc flog in der 25. Runde in seinem instabilen Boliden in der Parabolica böse ab und löste eine fast 30-minütige Unterbrechung aus. Leclerc blieb unverletzt, doch die ordentlich gerupfte Scuderia blieb beim Großen Preis von Italien erstmals seit 15 Jahren ohne Punkte.
"Das ist der schlimmste Ausgang eines verkorksten Wochenendes", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: "Wir müssen nach vorne schauen. Spa und Monza waren wahrscheinlich die schlimmsten Rennen für uns." Weiter geht es bereits in einer Woche, wenn die Scuderia in Mugello nicht nur erneut ein Heimspiel hat, sondern sogar als Gastgeber der Formel 1 auftritt. Es ist das 1000. F1-Rennen für Ferrari und findet auf dem firmeneigenen Kurs statt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid