Kritischer Blick auf sechs Jahre Vettel sieht sich "bei Ferrari gescheitert"
07.10.2020, 19:37 Uhr
14 Rennen gewann Vettel für Ferrari - nur Michael Schumacher (72) und Niki Lauda (15) siegten häufiger mit der Scuderia.
(Foto: imago images/Alterphotos)
Auch Sebastian Vettels sechstes und letztes Jahr bei Ferrari bleibt unvollendet. Der deutsche Formel-1-Pilot wollte der Scuderia einen WM-Titel bringen, verlässt das Team aber, ohne sein Ziel erreicht zu haben. Deshalb hadert er mit sich - lässt Ausreden aber nicht gelten.
Sebastian Vettel blickt selbstkritisch auf seine Formel-1-Zeit bei Ferrari zurück. "Es stimmt, dass ich gescheitert bin, weil ich mir das Ziel gesetzt habe, die Weltmeisterschaft mit Ferrari zu gewinnen", räumte der 33-Jährige in einem vor dem Grand Prix der Eifel auf dem Nürburgring (Sonntag, 14.10 Uhr/RTL und im Liveticker bei ntv.de) veröffentlichen Podcast der Formel 1 ein, "ich bin gescheitert, ich habe es nicht hinbekommen".
Vettel war zur Saison 2015 von Red Bull als viermaliger Weltmeister zu Ferrari gewechselt und wollte wie sein Idol Michael Schumacher mit der Scuderia eine Titel-Ära einläuten. Zwar gewann er gleich sein zweites Rennen für den italienischen Rennstall, über WM-Platz zwei mit Ferrari 2017 und 2018 kam er nicht hinaus, daran ändert sich auch in seinem sechsten und letzten Jahr in Rot nichts.
"Es gibt Dinge, die ich hätte besser machen müssen, Dinge, die ich vielleicht hätte früher sehen sollen, Kämpfe, die ich vielleicht nicht hätte aufnehmen sollen", befand Vettel. Er blicke aber auf seine Zeit bei Ferrari nicht mit Bedauern zurück, zumal er als Person gereift sei und dazugelernt habe. "Gab es Gründe dafür? Wahrscheinlich schon, aber ich akzeptiere sie nicht als Ausreden", sagte der 53-fache Grand-Prix-Sieger, der in dem Gespräch so wirkt, als habe er sich mit seinem nicht ganz freiwilligen Abschied aus Maranello arrangiert.
Auf die Frage, ob er etwas in der Vergangenheit ändern würde, wenn er könnte, antwortete Vettel mit einem klaren Nein. "Alles, was ich gemacht habe, hat mich an den Ort gebracht, an dem ich jetzt bin." Seit seinem Debüt als Freitagsfahrer in der Saisons 2006 und seinem ersten Stammcockpit bei Toro Rosso 2007 sei er nicht nur "älter geworden", sondern auch "meine Prioritäten haben sich verschoben. Damals hatte ich Racing und Racing und Racing und Racing. Heute habe ich immer noch das Racing - aber ich bin auch Vater, habe drei Kinder und eine Ehefrau. Ich habe andere Dinge im Leben, die ich liebe und nicht mehr missen möchte."
Allerdings möchte er auch die Formel 1 (noch) nicht missen: Ab kommender Saison fährt der Heppenheimer für das Werksteam von Aston Martin, das aktuell noch als Rennstall Racing Point an den Start geht. "Es klingt wie ein Projekt, das Spaß machen wird", sagte Vettel. "Dort werden viele Dinge ein erstes Mal geschehen, und ich denke, dass es eine unglaublich herausfordernde Reise für das ganze Team ist."
Quelle: ntv.de, tsi/sid