Müller? Götze? Gomez? DFB-Elf sehnt sich nach einem Stürmer

Defensiv etwas besser als beim EM-Auftakt, aber offensiv gelang Müller und Co. wenig bis nichts gegen eine polnische Wand.

Defensiv etwas besser als beim EM-Auftakt, aber offensiv gelang Müller und Co. wenig bis nichts gegen eine polnische Wand.

(Foto: imago/Matthias Koch)

Woran lag's? Sind die Polen in der Abwehr so gut? Oder ist die DFB-Elf in ihrem zweiten EM-Spiel im Angriff so schlecht? Fest steht: Das war wenig bis nichts. Und die Frage ist: Kommt da noch was? Der Bundestrainer zumindest glaubt daran.

Es ist nicht alles schlecht. So führen die deutschen Fußballer bei der Europameisterschaft in Frankreich ihre Gruppe C auch nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Polen weiter an. Und gewinnen sie am Dienstag (ab 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Nordirland, dann ziehen sie mutmaßlich als Erstplatzierter ins Achtelfinale ein. Aber was die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw an diesem Donnerstagabend vor 73.648 im nicht ausverkauften Stade des France zu Saint Denis in der Offensive bot, war dann doch eher wenig bis nichts.

Da stellt sich die Frage: Können sie es in der derzeitigen Verfassung einfach nicht besser? Oder kommt da noch was im Laufe des Turniers, bei dem die DFB-Elf laut einer Zielsetzung bis zum 10. Juli im Rennen zu bleiben gedenkt? Dann nämlich findet, ebenfalls im Stade de France, das Endspiel dieses kontinentalen Turniers statt. Aber daran mochte nach der Partie der Bundestrainer nun partout nicht denken. Er ist niemand, der seine Spieler öffentlich abstraft, schon gar nicht namentlich. Es sei denn, man heißt Marcel Schmelzer und spielt bei Borussia Dortmund. Aber das ist eine andere Geschichte und schon länger her.

Jedenfalls sagte Löw nach dem Spiel: "Wir haben relativ wenige Torchancen herausgespielt. In der Offensive war das heute nicht das, was wir von unserer Mannschaft normalerweise erwarten können." Einen beunruhigten Eindruck machte er dabei nicht. Schließlich hätten seine Spieler und er nun ja vier Tage Zeit zum Üben, bevor im Pariser Prinzenpark das abschließende Spiel der Vorrunde stattfindet. Aber er räumte ein: "Das Problem war schon auch unser gesamtes Spiel im letzten Drittel. Da haben wir häufig nicht das Tempo erhöht, sondern rausgenommen und abgebrochen."

"Nicht das, was wir erwarten"

Und dann seien stets zehn Gegner flugs hinter dem Ball gewesen. Weil die Polen mit ihren hochgewachsenen Innenverteidigern, Kamil Glik und Michal Pazdan, darauf warten würden, dass man es mit hohen Flanken probiert, habe er sich für Mario Götze und gegen Mario Gomez entschieden. "Von daher war für mich von der Strategie her klar, dass Götze am Anfang spielt, weil wir normalerweise eine Mannschaft sind, die am Boden kombiniert." Dennoch: "In der ganzen Offensive hat uns heute so ein bisschen die Durchsetzungsfähigkeit gefehlt." Wer das "bisschen" streicht, kommt der Wahrheit schon sehr nahe.

Denn funktioniert hat es letztlich weder mit dem einen, noch mit dem anderen Mario. Was auch daran lag, dass die so unterschiedlich veranlagten Herren im Angriffszentrum oft einfach auf sich alleine gestellt waren. Die Unterstützung der Flügelspieler Thomas Müller auf der rechten und erst recht Julian Draxler auf der linken Seite jedenfalls war selten kreativ, auch von Mesut Özil in der offensiven Mittelfeldzentrale war wenig zu sehen. Es war so ein Spiel, wo vielleicht ein Angreifer hätte helfen können, der beides vereint: Wendigkeit am Boden und Kopfballstärke in der Luft. Einer wie der Pole Robert Lewandowski zum Beispiel, der zwar auch nicht traf, aber wesentlich gefährlicher wirkte. Aber so einen hat Löw nun einmal nicht im Kader, weil es ihn nicht gibt. Und so ergibt es auch wenig Sinn, sich der Sehnsucht nach einem kompletten Stürmer hinzugeben.

Die deutschen Zuschauer jedenfalls waren schon froh, dass der Bundestrainer mit Gomez 20 Minuten vor dem Ende der Partie überhaupt einen einwechselte, der das mit dem Toreschießen beruflich macht. Dass die Fans der Nationalelf Gomez zujubeln, ist ein neues Phänomen, hatten sie ihn doch früher allzu oft als Chancentod geschmäht. Aber vielleicht ist es bezeichnend, dass einer, der sich selbst als klassischen Mittelstürmer bezeichnet, nun auf einmal die Hoffnungen trägt. Der Bundestrainer aber wollte sich seinen Optimismus nicht nehmen lassen, woraus auch immer er sich aktuell nährt. "Sorgen mache ich mir nicht."

Vielleicht sollte er sich vor dem nächsten Spiel noch einmal mit Jérôme Boateng unterhalten. Der Chef einer an diesem Abend guten Abwehr war wenig amüsiert darüber, was die Kollegen da vorne auf dem Spielfeld getrieben hatten. Und er sagte das auch: Kein Eins-gegen-Eins-Duell hätten die Herren gewonnen. "Wir können froh sein, dass wir 0:0 gespielt haben." Und: "Das müssen wir ändern, sonst kommen wir nicht weit." Auch er scheint sich zu fragen: Kommt da noch was? Falls nicht, ist das mit der Rückkehr ins Stade de France am 10. Juli wohl eher unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de

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