Türkische Wut auf die UEFA Wolfsgruß-Eklat: Deutscher Botschafter einbestellt - Spieler werden abgeschirmt
04.07.2024, 07:58 Uhr
Der Wolfsgruß-Jubel des türkischen Abwehrspielers Merih Demiral hat bei der Fußball-EM für Empörung gesorgt. Nachfragen zu dem Thema ließ der türkische Verband bei einer Pressekonferenz nicht zu. Derweil wird der deutsche Botschafter in der Türkei einbestellt.
Nach dem großen Wirbel um den Wolfsgruß des Abwehrspielers Merih Demiral hat der türkische Fußball-Verband den Rest seiner Mannschaft erst einmal von dem Thema abgeschirmt. Ein zumindest für Medien teil-öffentliches Training des EM-Viertelfinalisten wurde am Mittwochabend kurzfristig wieder abgesagt und in die Sporthalle des türkischen Quartiers in Barsinghausen verlegt.
Als die Spieler Orkun Kökcü und Okay Yokuslu bei einer Pressekonferenz nach dem Verhalten ihres Teamkollegen und den möglichen Konsequenzen durch den europäischen Verband UEFA gefragt wurden, griff ein Sprecher des Verbands ein und sagte: "Gestern Abend hat sich unser Spieler dazu geäußert. Die UEFA befasst sich mit dem Thema. Wir werden dazu heute keine weiteren Aussagen machen."
Demiral hatte beim 2:1-Sieg im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Treffer mit beiden Händen das Zeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt und damit für viel Empörung gesorgt. Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen Partei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Nach der scharfen Kritik an Demiral hat die Türkei den deutschen Botschafter einbestellt. Das bestätigte das Auswärtige Amt. Unter anderem hat auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Torjubel scharf kritisiert.
Aus seinem Heimatland erhielt Demiral dagegen auch Rückendeckung. Der Chef der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli, bezeichnete die Einleitung eines Verfahrens der UEFA gegen den Spieler als "Provokation". Der Schritt sei "äußerst voreingenommen und falsch". Die UEFA springe damit auf "den Zug des Übels" derer auf, "die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind".
Das türkische Außenministerium bezeichnete die Untersuchung als inakzeptabel. Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden, hieß es. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden "ausländerfeindlich".
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid