Die Stimmen zum DFB-Desaster Kapitänin Popp ist nach WM-Blamage fassungslos
03.08.2023, 14:47 Uhr
Sie hatten sich so viel vorgenommen für die Weltmeisterschaft, nun endet das Turnier für die DFB-Frauen mit einem Debakel. Nur ein Sieg aus drei Gruppenspielen ist zu wenig, zum ersten Mal überhaupt verpasst eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen das Weiterkommen bei einem großen Turnier. Beim finalen 1:1 gegen Südkorea präsentiert sich das Team lange viel zu fahrig, neben der Finesse fehlt auch die Durchschlagskraft. Entsprechend groß ist die Enttäuschung.
Martina Voss-Tecklenburg (Bundestrainerin): "Wir haben heute nicht mit der nötigen Präzision ins Spiel gefunden, um einen Gegner, der so verteidigt, zu Fehlern zu zwingen. Klar, haben wir Herz gezeigt und was versucht. Und wir hatten auch ein paar Aktionen. Aber nichts so Klares, dass man das Gefühl hatte, wirklich dieses fehlende Tor zu machen. Wir waren durch das 0:1 geschockt, wir hatten da nicht die Ruhe im Spiel, wir haben schlecht angedribbelt, haben unsauber gespielt. Viele Basics haben gefehlt, es war eine große Unruhe zu spüren. Klar haben wir gekämpft bis in die Nachspielzeit hinein, am Ende hat aber die Leistung über die drei Spiele nicht gereicht, um in dieser Gruppe weiterzukommen."
"Wir waren in den Zweikämpfen nicht so präsent, wir haben viele Aktionen nicht durchgespielt, wir wollten mit Gegenläufigkeit spielen, wir wollten Räume aufziehen. Wir wollten noch mehr aufeinander achten, wir wollten mehr in die Räume rein kommen. Das ist uns speziell in der ersten Halbzeit gar nicht gelungen. Und wenn alles zu statisch ist, dann ist es gegen einen tief stehenden Gegner schwer, zu klaren Chancen zu kommen. Klar hatten wir noch Möglichkeiten, aber um das Spiel gewinnen zu können, muss alles noch klarer, noch deutlicher sein. Dann läuft dir die Zeit davon, du versuchst alles. Vielleicht muss man dann auch mal das Quäntchen Glück haben, dass der Ball mal durchrutscht. Aber auf das Glück dürfen wir uns natürlich nicht verlassen. Wir haben zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns jetzt stellen und in erster Linie natürlich in meiner Person."
... zu ihrer Zukunft als Bundestrainerin: "Ich stehe dazu, dass wir es nicht geschafft haben, jetzt weiterzukommen. Ich gebe mir aber die Möglichkeit, jetzt nicht irgendwie vorschnell etwas zu sagen. Ich brauche jetzt auch etwas Zeit, um das verarbeiten zu können. Ich stelle mich in erster Linie jetzt erst mal vor die Mannschaft. Ich möchte jetzt gar nicht zu sehr in irgendwas gedrängt werden, was dann auch nicht richtig wäre, weil es auch aus der Emotion heraus geschieht. Von daher versuche ich, bei mir zu bleiben, sachlich zu bleiben und in die Verantwortung zu gehen. Das ist doch völlig klar."
Alexandra Popp (DFB-Kapitänin): "Um ehrlich zu sein, ist das Ausscheiden noch gar nicht zu greifen. Ich weiß auch gar nicht, was ich groß sagen soll. Ich verstehe noch gar nicht, was hier gerade abgeht. Was gefehlt hat? Das nach so einem Spiel, so einem Ausscheiden zu analysieren, ist unmöglich. Klar, man hat über die drei Spiele gesehen, dass es grundsätzlich holprig war. Das war nicht unser Anspruch, auch das nicht, was hier gerade passiert ist."
Lena Oberdorf: "Was heißt 'überrascht'? Wir wussten, wie Südkorea das Spiel angehen wird. Wir verteidigen in der Situation (beim 0:1 - Anm. d. Red.) einfach nicht gut. Gegen Südkorea kann man ein Tor kassieren, aber danach müssen wir es einfach viel besser ausspielen, viel mehr Chancen kreieren, präziser im Passspiel sein, besser den Ball laufen lassen. Einfach das zeigen, was wir können. Das haben wir bei diesem Turnier nicht auf den Platz gebracht."
"Es ist gerade ein bisschen surreal, die Enttäuschung ist natürlich groß. Man kann es noch gar nicht in Worte fassen."
Jule Brand: "Mir fehlen gerade ein bisschen die Worte. Ich bin sehr enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. Wir waren motiviert, hatten Bock aufs Spiel, aber wir haben es nicht auf den Rasen bekommen. Wir haben nicht die Torchancen rausgespielt, die wir gebraucht hätten. Wir waren auch nicht effektiv genug. Wir sind gut ins Turnier gestartet, wir waren sehr effektiv. Auch wenn wir wussten, dass da auch nicht alles perfekt war. Wir wollten den Schwung und das Selbstbewusstsein mitnehmen, aber wir haben das, was wir können, nie auf den Platz bekommen."
Colin Bell (Trainer Südkoreas): "Ich habe nicht gewusst, dass Deutschland raus ist, bis ungefähr vier, fünf Minuten nach dem Spiel. Das tut mir echt leid. Über die Hälfte meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht. Ich liebe das Land, mein Sohn und meine Enkelin sind deutsch. Deswegen tut es mir echt leid. Ich habe ehemalige Spielerinnen in der deutschen Mannschaft. (...) Wir als Mannschaft brauchten ein Erfolgserlebnis, wir brauchten ein Tor. Das ist uns gegen Kolumbien und Marokko nicht gelungen. Man hat gesehen, dass danach die ganze Last von uns weg war."
Joti Chatzialexiou (Sportlicher Leiter der DFB-Nationalmannschaften) in der Halbzeit: "Tatsächlich kamen wir heute nicht gut ins Spiel, waren sehr unkonzentriert, haben hinten unnötige Fehler gemacht. Und danach kam Südkorea mit dem 1:0 in Führung. Danach sind wir etwas besser ins Spiel gekommen, aber dennoch ist es im Moment zu wenig."
Olaf Scholz (Bundeskanzler): "Was für ein Spiel! Millionen in Deutschland haben mitgefiebert - am Ende hat es leider nicht gereicht. Die nächste Chance wird kommen. Danke für Euren Einsatz!"
Annalena Baerbock (Bundesaußenministerin): "Was für ein Drama! Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Kopf hoch."
Quelle: ntv.de, ter