"Ganz schwierige Aufgabe" Auf Barcelona folgt der Bayern-Umbruch
12.05.2015, 18:50 Uhr
Ihren letzten Auftritt als Bayenrs Superhelden hatten Franck Ribéry und Arjen Robben beim Pokalaus gegen Borussia Dortmund - als Fanchoreographie. In der Schlussphase der Saison fehlt die Weltklasse-Flügelzange den Münchnern verletzt.
(Foto: dpa)
Messi und Neymar gegen Ribéry und Robben, das hätte ein Fußball-Feuerwerk garantiert. Doch das alternde Bayern-Duo verpasst das CL-Halbfinale gegen den FC Barcelona - ein Fingerzeig für den Münchner Umbruch, der schon die Gerüchteküche befeuert.
FC Bayern gegen den FC Barcelona, das verspricht ein Fußball-Spektakel. Noch spektakulärer wäre das Duell, würden im Halbfinal-Rückspiel der Champions League nicht nur die Spanier in Bestbesetzung antreten. Während Barca-Coach Luis Enrique seinen Traumsturm mit Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar dabei hat, vermisst Bayern-Trainer Josep Guardiola seine Weltklasse-Flügelzange Franck Ribéry und Arjen Robben erneut.
FC Bayern: Neuer - Rafinha, Benatia, Boateng, Bernat - Alonso - Lahm, Thiago, Götze - Müller, Lewandowski
FC Barcelona: ter Stegen - Dani Alves, Piqué, Mascherano, Alba - Busquets - Rakitic, Iniesta - Messi, Suárez, Neymar
Schiedsrichter: Clattenburg (England)
"Jeder Trainer träumt davon, alle Leute an Bord zu haben", beschrieb Guardiola die Misere vor dem Rückspiel. "Wenn solche Spieler nicht spielen können, verlieren wir ihre Qualität. Es sind Wettkampftiere", beschrieb der spanische Starcoach eine herausragende Eigenschaft zweier "Fahnenträger" und "Flaggschiffe" der Münchner. Auch deshalb wäre es ein Jahrhundert-Wunder, würden die Münchner das 0:3 aus dem Hinspiel tatsächlich noch drehen können.
Die Frage nach seiner eigenen Zukunft hat Guardiola unabhängig vom Weiterkommen klar beantwortet, er werde seinen Vertrag bis 2016 auf jeden Fall erfüllen. Doch ansonsten sind beim deutschen Fußball-Rekordmeister mit Blick auf die kommende Saison noch viele Fragen offen. Die deutliche Niederlage im Halbfinal-Hinspiel hat die Diskussionen um den Luxus-Kader der Münchner und dessen Altersstruktur angeheizt, die Ausfälle von Ribéry (32 Jahre) und Robben (31) die Münchner Abhängigkeit von Profis im fortgeschrittenen Alter aufgezeigt.
Der unabdingbare Umbruch
Ein Umbruch erscheint angesichts vieler Stars, die die 30er-Grenze schon überschritten haben, kurz- und mittelfristig unabdingbar. Schon jetzt wird fleißig über die mögliche Einkaufsliste der Münchner im Sommer spekuliert, auf ihr sollen Namen stehen wie Marco Verratti (Paris St. Germain), Yacine Brahimi (FC Porto), Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew), Ilkay Gündogan (Dortmund), Angel di Maria (Manchester United), Antoine Griezmannn (Atlético Madrid) oder Kevin de Bruyne aus Wolfsburg.

Wie Ribery und Robben hat auch das Münchner Urgestein Bastian Schweinsteiger die 30er-Grenze schon erreicht.
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Guardiola kommentiert die Gerüchte nicht, er habe "jetzt keine Zeit, das zu überlegen". Deshalb spreche er auch nicht über "irgendwelche Namen". Insgesamt 100 Millionen Euro sollen für Veränderungen zur Verfügung stehen. Für Kapitän Philipp Lahm wartet auf die Bayern-Verantwortlichen um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer auf jeden Fall eine "ganz schwierige Aufgabe". Der FC Bayern müsse sich "jetzt darum kümmern, was danach passiert".
Lahm (31) selbst, Bastian Schweinsteiger (30), Ribéry (32), Xabi Alonso (33), Arjen Robben (31), Dante (31), Claudio Pizarro (36) sowie die Ersatzkeeper Tom Starke (34) und Pepe Reina (32) sind bereits jenseits der 30. Bis auf Pizarro sind alle noch mindestens ein Jahr an den Rekordmeister gebunden. Dennoch könnte es auch darüber hinaus schon im Sommer Veränderungen geben. Selbst Klub-Idol Schweinsteiger (Vertrag bis 2016) soll nicht unangreifbar sein.
Alter ist nicht alles, aber ...
Guardiola wiegelte mit Blick auf die Alterstruktur jedoch bereits ab: "Es gibt Spieler, die mit 34 fitter sind und mehr Leidenschaft haben als ein 25-Jähriger." Aber schon jetzt ist er bemüht, junge oder jüngere Akteure wie Sebastian Rode, Gianluca Gaudino oder Lucas Scholl heranzuführen. Pierre-Emile Höjbjerg sammelt derzeit als Leihspieler in Augsburg Spielpraxis. Auch der Wechsel von Sinan Kurt von Gladbach nach München sei laut Sammer bereits eine Investition für die Zukunft gewesen. Ein Perspektivtransfer ist auch die Verpflichtung von Joshua Kimmich vom VfB Stuttgart, auch wenn der Mittelfeldspieler acht Millionen Euro gekostet haben soll.
Beim FC Bayern stehen intensive Gespräche bevor. Sie müssen den Spagat schaffen, den Kader zu verändern, ohne den sportlichen Erfolg zu gefährden. Klar ist, dass dabei an der Kadergröße nicht gerüttelt wird, stellte Rummenigge schon vor Wochen klar: "Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren den Kader sowohl in der Breite als auch in der Spitze vergrößert. Es gibt in der heutigen Zeit keine Alternative dazu, und das wird man auch in der Zukunft weiter so leben müssen." Zumal sich nach dem Ausfall von "Robbery" gegen den FC Barcelona wohl nicht nur mancher Bayern-Fan eine noch breitere Spitze gewünscht hätte.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa