Timo Werner schießt Bochum ab BVB versagt in Köln, Union trotz Pleite weiter oben
01.10.2022, 17:27 Uhr
Schlechte Laune beim BVB. Nico Schlotterbeck und Jude Bellingham diskutieren.
(Foto: IMAGO/Nordphoto)
Zur Halbzeit thront Borussia Dortmund an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Am Ende der Partie in Köln ist die Laune im Keller. Der BVB versagt mal wieder, kassiert die zweite Auswärts-Pleite in Folge. Union Berlin kassiert die erste Saisonniederlage, bleibt jedoch oben. Die Liga rückt zusammen.
1. FC Köln - Borussia Dortmund 3:2 (0:1)
Borussia Dortmund hat den Sprung an die Tabellenspitze Bundesliga vor dem Topspiel gegen Bayern München verpasst. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic unterlag beim 1. FC Köln mit 2:3 (1:0) und fiel vor dem direkten Duell am kommenden Samstag sogar hinter den punktgleichen deutschen Rekordmeister zurück.
Julian Brandt (31.) brachte die in der ersten Halbzeit besseren Gäste vor dem wegweisenden Champions-League-Duell beim FC Sevilla am Mittwoch in Führung. Florian Kainz (53.), der Ex-Dortmunder Steffen Tigges (56.) und Dejan Ljubicic (71.) drehten aber die Begegnung. Das Dortmunder 2:3 durch ein Eigentor von Benno Schmitz (78.) kam zu spät. Für Köln war es der erste Heimsieg gegen den BVB seit fast sieben Jahren.
Vor 50.000 Zuschauern stand zunächst einmal Rückkehrer Anthony Modeste im Mittelpunkt. Der im Sommer nach Dortmund gewechselte Torjäger begrüßte kurz vor dem Anpfiff alle Kölner Ersatzspieler per Handschlag, dann folgte eine innige Umarmung mit Trainer Steffen Baumgart. Die versöhnlichen Szenen hielten die FC-Fans allerdings nicht davon ab, Modeste bei jedem Ballkontakt auszupfeifen.
Dortmund verpasst hohe Pausenführung
Terzic beorderte neben Modeste auch den zweiten Kölner Zugang Salih Özcan in die Startelf, Mats Hummels und Marius Wolf fehlten kurzfristig aufgrund einer Erkältung. Der BVB-Coach verordnete seinem Team ein offensives 4-1-2-3-System, klare Chancen gab es in den ersten 25 Minuten aber keine.
Die Gäste kamen dann durch Donyell Malen zum ersten gefährlichen Abschluss (27.), auf der anderen Seite verzog Kainz knapp (29.). Dortmund übernahm in der Folge immer mehr das Kommando. Dem Führungstreffer ging ein Ballverlust von FC-Innenverteidiger Timo Hübers voraus. Ersatzkapitän Jude Bellingham bediente Brandt, der frei vor Torhüter Marvin Schwäbe die Nerven behielt.
Bis zur Pause verpassten es die Gäste, die Führung auszubauen. Der starke Karim Adeyemi fand mit einer sehenswerten Direktabnahme ebenso in Schwäbe seinen Meister (33.) wie Malen (40.). Die Gastgeber kamen mit deutlich mehr Druck aus der Pause. Ondrej Duda wurde aber in höchster Not von Niklas Süle geblockt (47.), die Abschlüsse von Linton Maina (47.) und Duda (51.) waren noch zu harmlos. Dann drückte Kainz eine Hereingabe von Maina über die Linie. Drei Minuten später köpfte Tigges eine Kainz-Ecke zur Führung ein.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl sprang nach dem Rückstand von der Bank auf und feuerte die Schwarz-Gelben lautstark an. Der Weckruf fand Gehör. Der BVB startete wütende Angriffe. Die Schüsse von Brandt und Bellingham stellten Schwäbe aber vor keine Probleme. Auf der anderen Seite traf der eingewechselte Florian Dietz frei vor dem BVB-Tor nur den Innenpfosten (69.). Ljubicic machte es besser.
Eintracht Frankfurt - Union Berlin 2:0 (2:0)
Das Überraschungsteam von Union Berlin hat den ersten Rückschlag in der Bundesliga kassiert, bleibt aber an der Tabellenspitze. Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer enttäuschte beim 0:2 (0:2) bei Europa-League-Gewinner Eintracht Frankfurt über weiter Strecken, musste verdient die erste Saisonniederlage hinnehmen - grüßt jedoch weiter von ganz oben.
WM-Held Mario Götze (12.) und Jesper Lindström (42.) schossen die starken Hessen in die Spitzengruppe - und beendeten den Erfolgslauf von Union auf nationaler Ebene. Drei Tage nach der Vertragsverlängerung von Fischer kamen die Köpenicker kaum zur Entfaltung, auch nach Gelb-Rot gegen den starken Frankfurter Randal Kolo Muani (68., wiederholtes Foulspiel) nicht.
Durch die Verlängerung mit Fischer hatte Union am Mittwoch zunächst ein weiteres positives Zeichen gesetzt. Im ersten Spiel mit neuem Vertrag wechselte der Schweizer zweimal, im Vergleich zum Sieg gegen den VfL Wolfsburg (2:0) vor der Pause rückten Paul Jaeckel und Morten Thorsby ins Team.
Götze trifft früh
Vor 50.500 Fans erwischten die Gäste aber einen denkbar ungünstigen Start. Nach kontrolliertem Beginn wurden die Berliner eiskalt erwischt, Götze vollendete gleich den ersten Angriff der Eintracht nach Vorarbeit von Kolo Muani, der zuvor alle Gegner stehen gelassen hatte. Union tat sich mit dem Rückstand schwer, das gefürchtete Umschaltspiel kam kaum zum Vorschein - Fischer konnte nicht zufrieden sein. Das Team von Trainer Oliver Glasner machte vor dem Champions-League-Duell am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) mit Tottenham Hotspur einen guten Eindruck, verpasste durch Luca Pellegrini (22.) aber den zweiten Treffer.
Bis auf einen Distanzschuss (28.) von Janik Haberer blieb Fischers Team vor der Pause blass und lag verdient hinten. Frankfurt ließ sich offensiv dagegen immer wieder etwas einfallen: Pellegrini (36.) traf zunächst die Latte, ehe Lindström einen traumhaften Sololauf mit der Zwei-Tore-Führung krönte.
Union wurde im zweiten Durchgang aktiver, Fischers Elf erspielte sich aber dennoch aufgrund der disziplinierten Frankfurter weiter nur selten gefährliche Situationen. Nach einem der wenigen guten Angriffe rettete SGE-Torhüter Kevin Trapp gegen Haberer, den Nachschuss setzte Niko Gießelmann drüber (55.). Fischer reagierte und brachte Sven Michel, Paul Seguin und Kevin Behrens für mehr Offensivpower in der Schlussphase. Nach Kolo Muanis Platzverweis schöpften die Gäste dazu noch einmal Hoffnung. Frankfurt sorgte über Konter aber immer wieder für Entlastung.
RB Leipzig - VfL Bochum 4:0 (2:0)
RB Leipzigs Sturm-Stars Timo Werner und Christopher Nkunku haben Thomas Letsch sein Debüt als Trainer des Schlusslichts VfL Bochum gründlich verdorben. Der zuletzt oft gescholtene Werner und Nkunku glänzten beim hochverdienten 4:0 (2:0) gegen einen überforderten Abstiegskandidaten mit je einem Doppelpack. Neben Werner (15./53.), der seine Tore 100 und 101 im RB-Dress feierte, traf Nkunku (23.) erst per Foulelfmeter und in der 85. nach einem starken Angriff, der die siebte Bochumer Saisonniederlage besiegelte. Einen weiteren Strafstoß schoss Nkunku (64.) in Durchgang zwei gar noch an den Pfosten.
Die historisch schlecht gestarteten Bochumer, die mit dem Ergebnis noch gut bedient waren, sind bei einem Punkt aus acht Spielen weiterhin ohne Sieg. Für Letsch, der jüngst den entlassenen Thomas Reis beerbt hatte, wird der Weg zum Klassenerhalt in dieser Form ein weiter. Auf der anderen Seite feierte Marco Rose, der Anfang September Domenico Tedesco ersetzt hatte, seinen zweiten Erfolg im vierten Pflichtspiel als RB-Trainer und betrieb Wiedergutmachung für die 0:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach vor der Länderspielpause.
Für Bochum wird es dunkel
Letsch, der mit Rose seit der gemeinsamen Zeit bei Red Bull Salzburg befreundet ist, hatte sich in Sachen Aufstellung vor dem Spiel nicht in die Karten schauen lassen - letztlich setzte er zu Beginn auf ein 3-5-2. Debütant Jannes Horn und Jacek Goralski rotierten für Kevin Stöger und Philipp Hofmann rein. Stabil sollte die Bochumer Fünferkette stehen, doch die Gastgeber fanden schnell ihre Lücken. Nach toller Kombination über Dominik Szoboszlai und Andre Silva, dem Rose zuletzt starke Trainingsleistungen bescheinigt hatte, war Werner (6.) völlig frei vor dem VfL-Tor und schoss aus 14 Metern an den Pfosten. Von der Strafraumgrenze zielte Silva (14.) knapp vorbei, ehe Werner es besser machte. Ein Abpraller flog von Marcel Halstenberg direkt in den Lauf des Nationalstürmers, der ruhig vollstreckte.
RB rannte in der Folge fand immer wieder an, gerade Mohamed Simakan war auf der rechten Seite äußerst aktiv. Häufig spielte Leipzig rasch in die Tiefe, sodass Bochum sich manchmal nur mit Fouls zu helfen wusste. Horn (22.) legte Nkunku im Strafraum, bevor der Franzose den Elfmeter ganz sicher verwandelte. Nach vorne schafften die Gäste nahezu gar keine Entlastung und mussten hinten immer wieder zittern. Szoboszlai (26.) prüfte Bochums Torwart Manuel Riemann aus spitzem Winkel.
Nach der Pause reagierte Letsch auf die schwache erste Hälfte mit einem Dreifach-Wechsel - Stöger, Hofmann und Christopher Antwi-Adjei kamen neu ins Spiel, doch die Tore machte Leipzig. Irgendwie drückte Werner den Ball über die Linie, nachdem Silva noch am Pfosten gescheitert war. Ans Aluminium setzte auch Nkunku seinen zweiten Foulelfmeter wenig später, kurz vor dem Schlusspfiff gelang ihm aber doch noch Tor Nummer zwei.
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart 3:2 (2:2)
Aufatmen bei Nico Kovac: Der VfL Wolfsburg hat dank Yannick Gerhardt das wilde Kellerduell gegen den VfB Stuttgart gewonnen und seinem in die Kritik geratenen Trainer damit wieder etwas Ruhe verschafft. Die Wölfe gewannen nach einer leidenschaftlichen Vorstellung mit 3:2 (2:2) gegen die Schwaben und feierten ihren zweiten Saisonsieg. Omar Marmoush (23.), Kapitän Maximilian Arnold (38.) und Gerhardt (90.+1) trafen für Wolfsburg, die Tore von Serhou Guirassy (22.) und Konstantinos Mavropanos (45.+1) waren für Stuttgart zu wenig.
Mit nun acht Punkten auf dem Konto zog Wolfsburg an Stuttgart vorbei und verbesserte sich in der Tabelle, die Diskussionen um Kovac dürften damit zumindest aufgeschoben sein. Stuttgart wartet derweil auch nach saisonübergreifend 14 Bundesliga-Auswärtsspielen auf einen Sieg.
"Wir müssen zusehen, dass wir die drei Punkte holen. Das wäre immens wichtig", hatte Kovac gesagt. Aber ohne ihren bisher besten Stürmer Lukas Nmecha (Knieprobleme) präsentierten sich die Hausherren zwar willens, doch nach den Rückschlägen zuletzt auch immer wieder glücklos. Da passte es ins Bild, dass Guirassy die erste Chance der Stuttgarter clever zur Führung nutzte.
Gerhardt rettet die Wölfe
Doch Wolfsburg zerfiel anschließend nicht, sondern wehrte sich: 73 Sekunden später glich Nmecha-Ersatz Marmoush nach einer feinen Kombination gegen seinen Ex-Klub aus. Der Ägypter traf von der Strafraumgrenze zu seinem ersten Saisontor. Kurz danach versuchte es Arnold einfach mal aus rund 25 Metern: Der Linksschuss des Nationalspielers flatterte tatsächlich ins Tor. Allerdings machte VfB-Keeper Florian Müller in der Szene eine ganz schlechte Figur.
Die 24.125 Zuschauer sahen zwar keine hochklassige, aber ziemlich unterhaltsame Partie. Weil beide Mannschaften viele Fehler machten, ging es hin und her. Noch vor der Pause glich Mavropanos erneut aus, weil die Wölfe-Abwehr nach einer Ecke kollektiv die Arbeit verweigerte.
Danach ruhten sich beide Teams zunächst ein bisschen aus, Torraumszenen waren auf einmal Mangelware. Allerdings traf Stuttgarts Silas Katompa Mvumpa nach einem Solo die Latte (57.). Auf der Gegenseite schnupperte Jakub Kaminski (74.) an der Führung. So blieb es bis zum Ende spannend - und Gerhardt schlug zu.
SC Freiburg - FSV Mainz 05 2:1 (2:0)
Der SC Freiburg bleibt in der Bundesliga weiter auf der Erfolgsspur und ist wettbewerbsübergreifend nun schon seit acht Spielen ungeschlagen. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich setzte sich Samstag gegen den FSV Mainz 05 mit 2:1 (2:0) durch und feierte den fünften Saisonsieg im achten Ligaspiel.
Michael Gregoritsch brachte die Freiburger früh in Führung (3.). Daniel-Kofi Kyereh (37.) erhöhte noch vor der Pause. Aaron Martin gelang lediglich der Anschlusstreffer für Mainz. (52.). Freiburg springt mit nun 17 Punkten auf den zweiten Platz, Mainz hingegen steckt mit elf Zählern weiter im Tabellenmittelfeld. Streich vertraute auf derselben Anfangself wie auch schon bei dem torlosen Remis bei der TSG Hoffenheim vor der Länderspielpause. Bei den in dunkelblauen spielenden Mainzern feierte Jonathan Burkardt nach überstandener Verletzung sein Startelf-Comeback.
Mainz reicht nicht heran
Freiburg begann mutig und ging mit dem ersten Angriff des Spiels direkt in Führung: Maximilian Eggestein lupfte den Ball an die Strafraumkante, wo Neuzugang Gregoritsch parat stand. Der Österreicher nahm sich einen Moment und platzierte den Ball oben rechts im Mainzer Tor (3.). Nach einer Viertelstunde hätte Gregoritsch beinahe erhöht, doch sein Schuss nach einem Freistoß ging über die Latte. Auch in der Folge blieben die Gastgeber die gefährlichere Mannschaft. Gregoritsch, zum Dritten, verpasste nach einem Schuss aus der Drehung nur knapp (22.).
Die Freiburger, die in ihrem üblichen 4-2-3-1-System spielten, überließen den Mainzern häufiger den Ball. Doch die Rheinhessen, die zu den auswärtsstärksten Teams der Saison zählen, konnten damit kaum etwas anfangen und sorgten lediglich durch Distanzschüsse von Anton Stach (15.) und Karim Onisiwo (25.) für etwas Gefahr.
Nachdem Gregoritsch die Latte getroffen hatte, landete der Ball bei Kyereh, der nur noch per Kopf einnicken musste (37.). Nur drei Minuten später scheiterte erneut Gregoritsch am starken Robin Zentner (40.). Nach dem Seitenwechsel sendete Mainz umgehend ein Lebenszeichen und erzielte den Anschlusstreffer. Burkardt brachte den Ball scharf ins Zentrum, wo Aaron nur den Fuß hinhalten musste (52.).
Das Team von Coach Bo Svensson fokussierte sich nun mehr auf ihr gutes Umschaltspiel und kam durch Burkardt zu einer weiteren guten Chance (64.).Doch Freiburg, die in den nächsten Wochen ein Mammut-Programm erwartet, kam durch - mal wieder - Gregoritsch ebenfalls zu einer guten Tormöglichkeit (68.).
Quelle: ntv.de, sue/sid