Weltrekord-Siegesserie reißt Barças spektakulärer Patzer schenkt Wolfsburg CL-Hoffnung
12.05.2023, 13:41 Uhr
Popp und Co. treffen im Finale der Champions League auf die katalanischen Überfliegerinnen.
(Foto: IMAGO/Colorsport)
Erstmals seit 2020 steht der VfL Wolfsburg wieder im Finale der Champions League, der letzte Titel ist schon von 2014. Mit dem FC Barcelona hat das Team von Trainer Tommy Stroot den wohl schwerstmöglichen Gegner. Doch die katalanischen Überfliegerinnen patzen nun kurz vor dem Duell.
Alexandra Popp und Co. kommen in diesen Tagen nicht zur Ruhe. Endspurt in der Fußball-Bundesliga, Finale des DFB-Pokals und Finale der Champions League. Drei Titel sind für den VfL Wolfsburg noch möglich, drei Titel stehen auf dem Spiel. Da kommt es sicherlich nicht ganz ungelegen, dass auch die Konkurrentinnen mal patzen - so wie zuletzt der FC Barcelona.
Unfassbare 62 Liga-Spiele hatte der spanische Spitzenklub in Serie gewonnen, das bedeutet fast zwei Jahre ohne Punktverlust. Bis jetzt, bis der FC Sevilla die Macht durchbrach. Keine Niederlage, aber nur ein 1:1 für die katalanischen Überfliegerinnen, die zum dritten Mal in Folge im Königsklassen-Finale stehen und es 2021 gewinnen konnten. Die letzten Punkte hatte der Klub in der Liga am 1. Juni 2021 hergeschenkt, damals siegte Atlético Madrid mit 4:3.
Laut FIFA ist der FC Barcelona die erste Mannschaft, die eine so lange Siegesserie vorweisen kann. Bei den Männern hält in Europas Topligen Benfica Lissabon diesen Rekord - der UEFA zufolge sind die 29 Siege in Folge zwischen 1971 und 1973 bis heute nicht geknackt worden.
Mit B-Elf für die Belastungssteuerung
Der FC Barcelona verschleierte, was da gegen Sevilla passiert war. Die Überschrift zum Spielbericht auf der vereinseigenen Seite lautet: "Unbeaten run continues" (Serie der ungeschlagenen Spiele hält an). Ganz nach dem Motto, nur das Gute soll betont werden. Die frühere Hamburgerin und Frankfurterin Ana-Maria Crnogorcevic hatte Barca mit ihrem Tor in der 80. Minute noch das Remis gerettet, nachdem Cristina Martin-Prieto die Außenseiterinnen, die Tabellensiebte sind, in Führung gebracht hatte (53.). Zur Realität dieses Spiels gehört auch, dass Barcelona-Trainer Jonatan Giráldez eine bessere B-Elf aufgeboten hatte. Die Meisterschaft ist längst verteidigt - das Spiel also quasi unwichtig. In der Startelf standen eine 16-, eine 17- und eine 18-Jährige, die jeweils ihr Debüt gaben. Die Stammspielerinnen Fridolina Rolfö, Caroline Graham Hansen, Patri Guijarro und Aitana Bonmati wurden geschont, die vom Kreuzbandriss genesene Weltfußballerin Alexia Putellas kam erst in der 65. Minute ins Spiel.
Belastungssteuerung auf dem Weg zum Finale in der Champions League, Vorbereitung für Wolfsburg. Darin hatte sich der Trainer der Wölfinnen, Tommy Stroot, auch geübt, allerdings mit mehr Erfolg als sein Kollege. Die Niedersächsinnen gewannen am vergangenen Sonntag trotzdem gegen den 1. FC Köln - mit einem Kantersieg von 7:1.
An diesem Wochenende wird Stroot voraussichtlich auf seine A-Elf setzen, das Team muss beim Liga-Dritten Eintracht Frankfurt ran (Samstag, 13 Uhr/Magenta und im ntv.de-Liveticker). Einen Punkt Rückstand hat der Klub auf die Tabellenerste vom FC Bayern. Die Münchnerinnen müssen vorlegen - und das ausgerechnet gegen die Frauen der TSG Hoffenheim, die seit zehn Liga-Spielen nicht mehr verloren haben - und auch die Wolfsburgerinnen in dieser Saison bereits geschlagen haben. Es wird vermutlich der Showdown in der Liga werden - die folgenden beiden Spieltage sollten für die Topteams jeweils keine große Herausforderung mehr werden. "Dieser Hunger auf Titel, dieser Siegeswille schlummert einfach in der Mannschaft", sagte die deutsche Stürmer-Ikone. Zwar habe ihr Team die Schale "nicht mehr in der eigenen Hand", doch hungrig bleiben sie trotzdem: "Wir sind auch nicht weit weg. Und wenn bei Bayern noch was passieren sollte, wollen wir da sein." Genauso geht es übrigens Popps Lieblingsklub in der Männer-Bundesliga: Die DFB-Kapitänin ist glühender Fan von Borussia Dortmund.
"Dieses Jahr sind wir an der Reihe"
Noch wichtiger als die Meisterschaft ist aber das Champions-League-Finale. Es ist das größte Spiel der Saison für den VfL Wolfsburg. Bis zum Termin am 3. Juni kann das Team nicht nur möglicherweise doch noch die Meisterschaft für sich entscheiden, sondern zudem zum neunten Mal in Folge den DFB-Pokal in den Abendhimmel von Köln stemmen. Vor mehr als 35.000 Fans - so vielen wie nie zuvor - geht es im Rein-Energie-Stadion gegen den SC Freiburg, die Wölfinnen sind die klaren Favoritinnen. Mit dem zehnten Titelgewinn insgesamt würden sie auch den bisherigen Mit-Rekordgewinner 1. FFC Frankfurt übertrumpfen.
Der Weg zur Champions League ist für die Spanierinnen leichter, die letzten beiden Liga-Spiele sind nicht mehr relevant, den Pokal haben sie bereits gewonnen. Die Wölfinnen dagegen müssen schwitzen. Und sind im Finale die Außenseiterinnen. "Barcelona ist ein Bombengegner. Größer geht es eigentlich nicht mehr", sagte Pauline Bremer, die mit ihrem Tor in der Verlängerung ihren Klub ins Finale geschossen hatte. Popp blickt trotz der Rolle als Underdog optimistisch auf das Spiel in Eindhoven: "In den letzten Jahren, in denen wir oft im Finale standen, hat immer irgendwas gefehlt. Ich glaube, dieses Jahr sind wir an der Reihe. Das Schöne ist: Ich finde, wir haben unsere ganze Qualität noch gar nicht ausgespielt. Das darf dann im Champions-League-Finale passieren."
Nun hat der FC Barcelona aufgezeigt, dass auch sie nicht alles immer gewinnen. Auch das letztjährige Finale verloren sie gegen Rekordsieger Olympique Lyon. Für Popp und Co. ist das auf dem Weg zu möglichen drei Titeln eine gute Nachricht.
Quelle: ntv.de, ara