Fußball

"Das Selbstvertrauen wächst" Bayern-Stars drehen für Heynckes auf

Gemeinsam zum Sieg - die Stars des FC Bayern erringen die drei Punkte gegen den SC Freiburg als Team.

Gemeinsam zum Sieg - die Stars des FC Bayern erringen die drei Punkte gegen den SC Freiburg als Team.

(Foto: imago/DeFodi)

Beim Comeback des neuen alten Trainers spielt der deutsche Fußball-Rekordmeister wie verwandelt. Die Bayern kämpfen gegen den SC Freiburg wieder für- und miteinander. Jupp Heynckes sieht trotzdem viel Arbeit auf sich zukommen.

Ganz spurlos ist der erste Arbeitstag in der Fußball-Bundesliga nicht an Jupp Heynckes vorübergegangen. Die Stimme war angeschlagen, das Reden fiel dem neuen alten Trainer des FC Bayern am Samstagnachmittag nicht mehr ganz leicht, so als ob er sich zuvor 90 Minuten lang die Seele aus dem Leib geschrien hätte. Dabei war alles so gelaufen, wie es sich die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters nach der Rückholaktion des Triple-Trainers erhofft hatten.

Das Ergebnis war zwar erfreulich, aber fast nebensächlich: Das 5:0 gegen den SC Freiburg war der höchste Sieg in dieser Bundesliga-Saison. Viel wichtiger dürfte der Wandel der Mannschaft sein, den der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sowie Präsident Uli Hoeneß von der Tribüne aus verfolgt hatten. "Es war ein positiver Anfang", sagte Heynckes, und das sei wichtig. "Weil der Kopf frei wird und das Selbstvertrauen wächst." Aber überbewerten solle man das Ergebnis nicht, es kämen jetzt schwerere Gegner. Am Mittwoch zum Beispiel bereits Celtic Glasgow in der Champions League. "Es liegt noch einiges an Arbeit vor uns", so Heynckes.

"Wir haben Gas gegeben"

Tatsächlich gab es auch gegen die insgesamt viel zu harmlosen Breisgauer wieder "ein paar Wackler", wie Mats Hummels zugab. Die brachten die Münchner auch dieses Mal in Bedrängnis, blieben aber letztlich folgenlos, weil einmal Torwart Sven Ulreich gegen Ryan Kent glänzend parierte und das andere Mal Mike Frantz nicht präzise abschloss.

Jupp Heynckes, das HB-Männchen.

Jupp Heynckes, das HB-Männchen.

(Foto: imago/DeFodi)

Es war vor allem die Körpersprache der Münchner, die nicht mehr zu vergleichen war mit der in den letzten Spielen unter Heynckes' Vorgänger Carlo Ancelotti. "Wir haben Gas gegeben, die Einstellung hat gestimmt und jeder hat für jeden gespielt", sagte Hummels. Als Beweis vor allem der letzten These des Innenverteidigers diente die Szene kurz vor Abpfiff, als Joshua Kimmich den Ball per Hacke Richtung Tor beförderte. Lewandowski hätte noch den Fuß hinzustrecken können, um sein Torkonto aufzubessern. Vielleicht hätte er es in der vergangenen Saison getan - schließlich hatte er sich da noch zusammen mit seinem Berater darüber aufgeregt, nicht genügend Unterstützung im Kampf um die Torjägerkanone bekommen zu haben. Am Samstag aber verkniff es sich der Stürmer - nicht nur, weil er womöglich im Abseits gestanden hatte, sondern weil er dem Kollegen den Treffer anscheinend gönnte.

Heynckes dreht ebenfalls auf

Heynckes lobte vor allem die Motivation, dass die Mannschaft "auch nach dem 2:0 immer noch aufs nächste Tor gespielt hat" - und nicht wie gegen Wolfsburg und Hertha BSC nach einem Zwei-Tore-Vorsprung ins Phlegma verfiel und den Sieg noch aus der Hand gab.

Im Vergleich zu Ancelotti, der stets stoisch an der Seitenauslinie verharrte und angesichts der Darbietungen seiner Spieler nur selten in Wallung geriet, wirkte Heynckes bei seinem vierten Comeback an der Seitenlinie des FC Bayern fast wie ein HB-Männchen. Immer wieder sprang er in der ersten Halbzeit von der Trainerbank auf, dirigierte die Spieler und feierte ausgelassen die Führung, für die der Freiburger Julian Schuster bereits in der 8. Minute unfreiwillig gesorgt hatte. Gleiches beim 2:0 von Kingsley Coman kurz vor der Pause (42.).

Nach dem Seitenwechsel wanderte Heynckes in der Coaching Zone unruhig auf und ab, zog sich nur noch gelegentlich auf die Bank zurück. Erst nach dem 3:0 von Thiago (63.) wurden seine Anweisungen weniger, als dann auch noch Robert Lewandowski (75.) und schließlich Kimmich (93.) trafen, hatte er vermutlich schon wieder seinen typisch niedrigen Ruhepuls erreicht.

Die Mischung macht's

Es ist vielleicht diese Mischung, die die Mannschaft braucht. Auf der einen Seite einen Trainer, der klare Anweisungen gibt, Wert legt auf Disziplin und Ordnung, aber auf der anderen Seite über genügend Empathie und zwischenmenschliches Gespür verfügt. Einer, der die Spieler einbezieht, wie es Ancelotti am Ende offenbar nicht mehr vermochte. Niemand beim FC Bayern hat am Samstag von einer Wende gesprochen. Aber zumindest hat der Kommunikator Heynckes innerhalb von knapp einer Woche bewirkt, dass alle Spieler mit- und füreinander kämpften. Er hat es geschafft, aus dem Team wieder eine Mannschaft zu machen und nicht nur jene anzusprechen, die keinen Draht mehr zu Ancelotti hatten wie Hummels, Müller, Robben oder auch Boateng.

Zwar sei man nicht "in der Perfektion angekommen", gab Müller zu, aber wieder in der Lage, "Dortmund auf den Zeiger zu gehen und dann irgendwann zum Überholvorgang anzusetzen". Wenn alles gut läuft, Anfang November, wenn der FC Bayern beim BVB antritt.

Quelle: ntv.de

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