So läuft der 7. Bundesligaspieltag Bayern cool, BVB motzig, Köln furztrocken
25.09.2015, 14:49 Uhr
Das ist nicht das neue Auswärtstrikot des FC Bayern, sondern die Testkluft der Münchner zum Einfahren der neuen Dienstautos.
(Foto: imago/MIS)
Fünf Tore gegen ihn? Niemals, tönt der Mainz-Keeper vorm Gastspiel des FC Lewandowski. Der Motz-BVB will per Heimsieg die Freude zurück. Und Köln? Winkt ein CL-Platz und flippt trotzdem nicht aus.
Was macht Guardiolas FC Bayern?
Nach dem unglaublichen, wahnwitzigen, historischen Fünferpack von Robert Lewandowski ist für den FC Bayern vor: Mainz. Der FSV hat die Ehre, die Münchner in Spiel 1 nach dem "TORnado" zu empfangen. Schwerste Verwüstungen im eigenen Stafraum fürchtet der FSV nicht, man freut sich eher auf Josep Guardiola und seine Angriffskünstler. "Für uns ist das ein bisschen eine Champions-League-Woche", sagte Coach Martin Schmidt zur englischen Woche, die seinen Mainzern nach dem Rendezvous mit Bayer nun ein Date mit den Bayern beschert. Nach dem 0:1 in Leverkusen droht Schmidt allerdings Champions League ohne Champagner, als Favorit gehen seine Mainzer nicht unbedingt in die Partie. Hochmotiviert schon, auch ohne Zutun des Trainers: "Das ist ein Spiel, wo du die Spieler nicht motivieren musst. Da sind plötzlich nochmal Kräfte vorhanden, an die man nicht glaubt." Angst vor Lewandowski kennt man in Mainz nicht. FSV-Torwart Loris Karius tönte gar: "Er ist zwar ein Top-Angreifer. Aber ich kann versprechen, dass er gegen mich keine fünf Tore schießt."
Ob mit oder ohne Fünferpack: Die Bayern haben nicht vor, sich bei ihrem Siegeszug durch die Bundesliga stoppen zu lassen. Nicht von Mainz und auch nicht vom englischen Boulevard. Die Meldung, Guardiola würde nach Ablauf seines Vertrags in München die englische Fußball-Nationalmannschaft übernehmen, hatte Geburtstagskind Karl-Heinz Rummenigge prophetisch schon am Donnerstag dementiert und ihr Optimismus entgegengestellt. Womit er bei den anstehenden "seriösen Gesprächen" über eine Verlängerung von Guardiolas 2016 auslaufendem Vertrag punkten will, verriet er auch: "Wir haben ein schönes Pfund auf dem Tisch liegen, das man nicht einfach beiseiteschieben kann: eine erstklassige Mannschaft, einen fantastischen Klub, ein tolles Stadion und eine wunderschöne Stadt." Fehlt eigentlich nur noch ein Sieg in Mainz.
Wer ist sind die größten Spielverderber?

Mann ohne Binde: Kapitän Mats Hummels war über das Dortmunder 1:1 in Hoffenheim für alle ersichtlich äußerst frustriert.
(Foto: imago/MIS)
Für den FC Bayern nach wie vor der Ballspielverein Borussia aus dem Jahr 1909. Der spielt am Sonntagabend gegen den Aufsteiger aus Darmstadt. Der wiederum hat seit Dienstag auch einen Typ Spielverderber in seinen Reihen: Sandro Wagner. Fußballfreunde aus München, Bremen, Kaiserslautern und Berlin werden jetzt aufschreien und sagen: Spinnen die denn bei n-tv.de? Nein, tun sie nicht. Wagner hat sich bei seinem Startelfdebüt als Knipser in der Bundesliga zurückgemeldet. Gegen seinen Ex-Klubs traf er doppelt, freute sich nach 701 torlosen Minuten, blieb aber bescheiden: "Natürlich bin ich froh, dass es auch persönlich so gut für mich geklappt hat. Aber wichtiger ist, dass wir die Punkte geholt haben."
Zum Abschluss dieses siebten Spieltags nun tritt Wagner mit den Lilien im Westfalenstadion an. Dort trifft er auf eine Mannschaft, die mächtig wütend ist. Wütend auf sich selbst, weil sie in Hoffenheim am sechsten Spieltag erstmals Punkte liegen ließ. Gar nicht gut konnte Kapitän Mats Hummels mit dem Sturz von der Ligaspitze umgehen. Nach der Partie warf der Kapitän des BVB seine Binde wütend auf den Rasen, winkte ab und zählte wild gestikulierend die vergebenen Chancen auf. Trainer Thomas Tuchel hatte zwar Verständnis, mahnte aber vor einer verfrühten Herbst-Depression: "Unter dem Strich sollte man auch nichts dramatisieren. Wir haben am sechsten Spieltag zum ersten Mal unentschieden gespielt, nicht verloren." Und mit einem Sieg gegen Darmstadt wäre doch alles wieder im Lot. Denn dann erhält sich der BVB die Chance, alsbald wieder auf den Liga-Thron zu klettern. Spätestens eine Woche später, am achten Spieltag beim Spitzenspiel in München.
Spielverderber - in diese Kategorie passt auch der FC Schalke 04. Denn in Gelsenkirchen ist derzeit vieles gut. Vier Siege hintereinander bedeuten Platz drei in der Liga und haben eine kleine Euphoriewelle ausgelöst. So schwärmte Torwart Ralf Fährmann nach dem Sieg gegen Frankfurt am Mittwoch: "In der Kurve war es so laut, mir haben fast die Ohren wehgetan." Dabei ist es gerade einmal vier Monate her, dass sich die Schalker von den eigenen Fans beschimpfen lassen mussten. Nun aber liegt sich Königsblau wieder glückselig in den Armen. Ähnlich ist auch die Gefühlslage beim Gegner am frühen Samstagabend, dem Hamburger SV. Doch Trainer Bruno Labbadia gibt den Hanseaten-Sammer: "Ich bin weit entfernt davon, zu glauben, dass es für uns einfach so positiv weitergeht. Dass wir zehn Punkte haben, ist gut. Aber wir können uns nicht darauf ausruhen." Dabei haben sie gute Erinnerungen die bisher letzte Partie gegen Schalke: Erst durch den 2:0-Sieg am 34. Spieltag rettete sich der HSV in die Relegation und legte damit den Grundstein für den Klassenerhalt.
Kommen Stuttgart und Mönchengladbach jetzt zurück?
In bester Highlander-Manier gilt am siebten Spieltag: Es kann nur einen geben. Nach ihren Befreiungsschlägen unter der Woche treffen die Ex-Nullinger der Liga nun direkt aufeinander, im Ländle steigt der Kellergipfel. Was die Abwehr angeht, humpeln die Gladbacher in die Partei. Neben Kapitän Martin Stranzl fehlt auch Ersatzkapitän Tony Jantschke verletzt. Trotzdem ist nach dem phasenweise furiosen 4:2 gegen Augsburg gute Laune angesagt, auch wenn Interims-Erfolgscoach André Schubert hinterher das bei Borussen in Fußball-Deutschland nicht unübliche Understatement zelebrierte: "Wir sind nicht Tabellenführer, sondern auf Platz 16. Mehr ist nicht passiert." Tatsächlich droht dem Verlierer des Spiels wieder der Sturz auf den letzten Platz. Euphorie verboten, hieß es deshalb in Stuttgart nach dem erlösenden 3:1 in Hannover, dafür war die eigene Fehlerquote gegen einen erschreckend schwachen Gegner dann doch zu hoch. "Es ist ja nicht so, dass wir hier unser Saisonziel erreicht haben. Es werden sicher keine Sektkorken knallen", kommentierte VfB-Sportvorstand Robin Dutt die ersten Bundesligapunkte seines Coaches Alexander Zorniger. Die Fans dürfen sich auf eine spektakuläre erste Halbzeit freuen. In den Spielen beider Klubs fielen jeweils zwölf Tore im ersten Durchgang - Ligarekord.
Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?
Freitagabendspiel, Ingolstadt, Flutlicht - da muss Peter Stöger doch ausflippen vor Vorfreude auf so ein besonderes Spiel! Oder nicht? Nein, nicht. "Ich komme zwar aus Österreich, aber das ist nicht mein erstes Flutlichtspiel", ließ Kölns Coach auf eine entsprechende Frage mit einer Trockenheit wissen, die die Atacama-Wüste als Feuchtgebiet erscheinen lässt. Ein bisschen besonders ist es aber doch, denn der Sieger springt mindestens bis Samstag auf Platz vier, also in die Champions-League-Ränge. Für Königsklasse in Köln muss der FC aber die Rekordserie des FCI beenden, der als erster Aufsteiger der Ligageschichte seine drei Auswärtsspiele gewonnen hatte. Da findet selbst Stöger: "Das klingt nach Spitzenspiel."
In Augsburg und Hoffenheim träumen sie davon im Moment nur, mit vier beziehungsweise zwei Punkten sind beide Teams in die Saison gestolpert. Zudem zettelte 1899-Coach Markus Gisdol nach dem 1:1 gegen Dortmund eine Debatte darüber an, ob sein Bayern-Kollege Josep Guardiola von den Schiedsrichtern bevorteilt wird - was der DFB und Guardiola inzwischen verneinten. Mit Hoffenheims erstem Saisonsieg könnte Gisdol das Thema wieder von der Agenda schubsen. Auf die Agenda kommen könnte das Trainerthema bei Werder Bremen, wenn es nach den beiden Pleiten gegen die Aufsteiger Ingolstadt und Darmstadt daheim gegen Leverkusen die dritte Niederlage in Folge setzt. Werder-Coach Viktor Skripnik forderte eine Reaktion: "Wir stehen jetzt unter Druck und sind gefordert."
Als Nussknacker gefordert ist Eintracht Frankfurt im Heimspiel gegen Hertha BSC. Coach Armin Veh orakelte vor dem Spiel: "Das wird eine ganz harte Nuss zu knacken." Zumal die Hertha trotz des 2:0 über Köln geerdet zur Eintracht reise. Seine Mannschaft habe für den Sieg zwar "viel Lob erhalten", sagte Coach Pal Dardai: "Doch wir haben alles gut verarbeitet."
Für welchen Trainer wird es eng?
Dummerweise ist es so, dass bei dieser Frage niemand an Michael Frontzeck vorbeikommt. Der trainiert den Tabellenletzten, nun geht es mit Hannover 96 zum niedersächsischen Nachbarn nach Wolfsburg. Und obwohl ihm der allmächtige Präsident Martin Kind vor der Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart am Mittwoch so etwas wie eine Jobgarantie ausgestellt hatte, wächst der Druck. Nach der teilweise jämmerlichen Vorstellung gegen den VfB sagte Kind im Bezahlfernsehen: "Ich kann es nicht sagen und es den nächsten Tag zurücknehmen." Aber ihn bekümmert, dass sein Klub schnell den Anschluss verlieren könnte. "Wir müssen Ergebnisse liefern - keine Frage. Der Abstand wird immer größer und damit die Gesamtentwicklung risikobehafteter." Das dürfte Frontzeck nicht neu sein, der sich während des Spiels anhören musste, dass einige Fans seinen Rauswurf forderten. "Ich weiß, wo wir stehen, das ist nicht schön. Aber es hilft kein Jammern", sagte er. Wenn es schlecht für Martin Bader läuft, muss er gleich einen neuen Trainer suchen. Am Donnerstag nächster Woche tritt der ehemalige Manager des 1. FC Nürnberg seinen Dienst als Geschäftsführer Sport bei den Hannoveranern an. Kein leichter Job. Denn vielleicht ist es ja so, dass es gar nicht am Trainer liegt - und die Mannschaft einfach zu schlecht ist.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich hoffe, dass er mal rotiert. Ach nein, er hat ja diesmal schon nicht begonnen." Martin Schmidt, Trainer des FSV Mainz auf die Frage, wie er die Partie am Samstag gegen den FC Bayern und die Tormaschine Robert Lewandowski angehen will.
Quelle: ntv.de