Fußball

So läuft der 8. Spieltag Bayerns Rettertrainer heißt ... Labbadia

Bruno Labbadia kann den FC Bayern nicht (mehr) - für die kriselnden Münchener ist das zumindest eine ermutigende Statistik im Kampf gegen die Krise.

Bruno Labbadia kann den FC Bayern nicht (mehr) - für die kriselnden Münchener ist das zumindest eine ermutigende Statistik im Kampf gegen die Krise.

(Foto: imago/Lackovic)

Dem FC Bayern droht ein Negativ-Rekord: Die Münchener könnten am 8. Spieltag zum dritten Mal in Folge zu null verlieren - ein historisch erstmaliges Ereignis wäre das. Der BVB schlägt Alarm: Wer hat eine Abwehridee?

Was macht der FC Bayern?

Es gibt tatsächlich Vereine, gegen die läuft es für Trainer Bruno Labbadia noch schlechter als gegen den FC Bayern. Fußball-Drittligist Carl-Zeiss Jena ist so ein Klub, die mittlerweile bis in die Oberliga Westfalen abgestürzten Sportfreunde Siegen zählen auch dazu. Insgesamt sieben Teams dürfen dem Trainer des VfL Wolfsburg "Bruno-Sieglos" ins Bilanzheft stempeln.*

Dass der FC Bayern nicht dazu gehört, dafür hat Labbadia bereits früh in seinem Trainerleben gesorgt. In seinem zweiten Spiel gegen die Münchener gewann er am 4. März 2009 mit Bayer Leverkusen im DFB-Pokal-Viertelfinale. Als der 52-Jährige dann im September des gleichen Jahres auch noch mit dem Hamburger SV (klingt komisch, ist aber so) drei Punkte gegen den Rekordmeister holte, diagnostizierten die ersten Stammtisch-Psychologen den Bayern schon eine mittelschwere Brunophobie. Ein therapeutischer Irrglaube: 13 gewonnene Duelle später steht im bayrischen Behandlungsheft: maximal brunophil. Und selten hatten die Bayern diese Brunophilie dringender nötig als am Samstag, wenn die Münchener ihre nun schon seit vier Pflichtspielen andauernde Sieglos-Krise und deren wilde Auswüchse bei Labbadias VfL Wolfsburg (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) beenden müssen. Zu beweisen aus Bayern-Sicht (und bei den Punkten zwei bis vier auch aus der des DFB) wäre nämlich mindestens Folgendes: (1) Wir können noch gewinnen, (2) Manuel Neuer ist immer noch ein überragender Torwart, (3) Mats Hummels wird nicht nur aus Dankbarkeit aufgestellt, (4) Jérôme Boateng ist gar nicht verletzt  ein fitter und cleverer Zweikämpfer, (5) Niko Kovac ist ein Trainer, der dem Klub gewachsen ist und (6) Jupp Heynckes deshalb kein Mann für die Zukunft.

Nicht beweisen wollen die Münchner freilich, dass Präsident Uli Hoeneß den Coach tatsächlich bis aufs "Blut verteidigen" werde. Das hatte er nämlich nach der 0:3-Lasche daheim gegen Mönchengladbach gesagt. Es war Anfang Oktober die zweite Liganiederlage nacheinander, in der der FC Bayern kein Tor geschossen hatte - käme nun eine dritte Zu-Null-Pleite hinzu, wäre das historisch einmalig. Verhindern will das vor allem der in dieser Woche völlig unentspannte oder aber hoch motivierte Arjen Robben. Im Training feuerte er gleich mehrfach sein Leibchen weg, war nach einem verlorenen Spielchen gar nicht zu beruhigen. Dass er dem "Kicker" im Interview indes sagte, das die letzten Spiele größer gemacht wurden als sie waren und "dass es nur um Kleinigkeiten" geht, mag in der Diskrepanz zwischen Handeln und Reden nur eine journalistische Spitzfindigkeit sein. Das möchte auch Coach Kovac unbedingt so verstanden wissen: "Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr positiv, die Arbeitsatmosphäre sehr gut." Warum auch nicht? Schließlich sei beim Blick in die Statistik alles ganz einfach: Die Bayern haben ihre Chancen zuletzt nicht genutzt, anders als der Gegner. An der Quantität der Möglichkeiten habe sich seit dem Superstart übrigens nichts geändert. Und wenn sich das alles wieder dreht, so Kovac, dann läuft's eben auch wieder besser. Tipp: Außer der Welt dreht sich am Samstagnachmittag in Wolfsburg nichts, 1:1.

* Gegen keinen der sieben Gegner spielte eine Labbadia-Mannschaft häufiger als dreimal (Jena, sonst keiner). Mit dem kroatischen Klub HNK Rijeka gab's sogar nur ein Aufeinandertreffen. Die restlichen Klubs finden zwei Partien in ihrer jeweiligen Vereinschronik.

Übrigens, falls Sie in unserer Vorschau die legendäre Bayern-Pressekonferenz vermissen, bitte hier entlang (wir hoffen freilich, dass die Meldung im Sinne des Tabellensechsten ist).

Wie geht's Borussia Dortmund?

Prächtig. Denkste zumindest. Marco Reus wird Vater (und ist wieder fit). Mario Götze ist wieder in Form (und wird so weit wir wissen nicht Vater). Der BVB ist Tabellenführer und wie die "Bild" präventiv jubelt, lässt Coach Lucien Favre am Samstag (15.30 Uhr) endlich sein, Zitat, Knipser-Duo "KNALLcacer" (Paco Alcácer) und "BALLER-Bruun" (Jacob Bruun Larsen) zusammen auf die Bundesliga los. Fast schon gemein, dass die derzeit größte Angriffswucht im deutschen Fußball nun ausgerechnet auf den nach einer sehr starken Rückrunde völlig destabilisierten VfB Stuttgart losgelassen wird. Der versucht sich beim Debüt von Neu-Coach Markus Weinzierl mit Trainings-Dummys in der taktischen Formation des BVB auf die Offensiv-Anarchie vorzubereiten. Schaden begrenzen statt Schaden zu verursachen? Nicht ausschließlich. Denn Weinzierl hat auch für den Angriff bereits ein einleuchtendes Konzept: "Wenn ich einen wie Mario Gomez vorne habe, dann muss ich ihn auch in Szene setzen. Je mehr Bälle in den Strafraum kommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er trifft." Zumal beim BVB völlig unklar ist, wer im eigenen Strafraum überhaupt mitmachen kann. Dortmunds Abwehrchef Manuel Akanji, der in dieser Saison noch keine Pflichtspielminute verpasst hat, hat Hüfte und fehlt mindestens drei Wochen. Ex-Kapitän Marcel Schmelzer hat Knie, Lukasz Piszczek irgendwas am Muskel. Bei Ömer Toprak, der nach langer Pause im Test bei Alemannia Aachen (4:0, ein Tor erzielte Kapitän Götze) sein Comeback gab, wird's laut Favre ebenso "eng" wie bei Raphael Guerreiro. Bleiben Dan-Axel Zagadou, Abdou Diallo, Achraf Hakimi und die Frage des Trainers an die Öffentlichkeit: Wer spielt wo? Ideen anyone? Gerne per Mail an: sporttag@nama.de, wir leiten das weiter. Besten Dank! Tipp: 2:4.

Wo findet Joachim Löw einen Mann für Tore?

In Hannover.

Mit diesem wuchtigen Statement lassen wir Sie nun gerne mal ein paar Sekunden allein.

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Welchen Stürmer würden Sie Joachim Löw empfehlen?

So, Schock verdaut? Dann arbeiten wir wieder inhaltlich. Der Mann, der das Wirbel-ohne-Ertrag-Dilemma der deutschen Nationalmannschaft beheben soll, ist Niclas Füllkrug. Etwaigen Nicht-Ligainsidern mit Freude an Thekenassoziationen erklären wir noch: Füllkrug ist Stürmer, 24 Jahre alt, mit einer soliden Karriere in der U19 und 20-Nationalmannschaft. In jeweils acht Spielen erzielte er fünf und drei Tore. Das nun bekannt gewordene, dezente Empfehlungsschreiben an den Bundestrainer wurde von Klubcoach André Breitenreiter verfasst und via "Sport Bild" veröffentlicht: "Er (also der Niclas) hat in der letzten Saison herausragend gespielt und 14 Tore geschossen, darüber hinaus sein Spiel mit harter Trainingsarbeit stetig weiterentwickelt. Es geht darum, ihn einfach mal als Typen kennenzulernen. Wenn man einen Umbruch einleitet und neue Chancen ermöglicht, dann gehört Niclas für mich dazu." Die nächste Arbeitsprobe für den Vielleicht-DFB-Hoffnungsträger gibt's nun am Samstag (15.30 Uhr) in Leverkusen gegen die Definitiv-DFB-Hoffnungsträger Julian Brandt und Kai Havertz. Bevor die sich allerdings wieder aktiv an der Rettungsmission Nationalmannschaft beteiligen müssen, sind sie als Ersthelfer für ihren angezählten Klubcoach Heiko Herrlich auf (Mittel)-Schicht. Ziemlich befreit von der Last einen Trainerkarren aus dem Dreck zu ziehen, sind der Schalker Mark Uth und der Bremer Max Kruse, die sich im Bundesliga-Spätdienst (Samstag, 18.30 Uhr) duellieren. Während Torlostorjäger Uth überraschend zum Probearbeiten bei der DFB-Mission #Wdrfb* eingeladen wurde, ist der offenbar mittlerweile gereifte Krisen-Kruse nach seinen wiederholten Eskapaden beim DFB noch nicht wieder rehabiliert. Wir empfehlen (auch dem Herrn Uth): Weitermachen, Tore schießen, Spaß haben. Unsere Tipps fürs SMTGCVDM**: Leverkusen - Hannover 4:3, FC Schalke 04 - Werder Bremen 3:2.

*Abkürzung für Wiederaufbau
**Abkürzung fürs "Stürmer-mit-Torgarantie-Casting-von-Die-Mannschaft"

Was passiert sonst noch so?

Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf (Freitag, 20.30 Uhr): Unter der Regie von Trainer Otto Rehhagel gelang Rekordspieler Gerd Zewe am 26. Januar 1980 Historisches. Er schoss das 2:1 zum bislang einzigen Düsseldorfer Sieg in Frankfurt. Wer's Zewe nachmacht? Nun, das ist nicht nur eine gute Frage, sondern auch ein gewaltiges Problem. "Die Qualitätsfrage kann man stellen", sagte Coach Friedhelm Funkel dem "Kicker" vor seiner Rückkehr zur Eintracht, mit der er sich 2005 den UEFA-Cup qualifizierte. Funkel hat Probleme im Torabschluss ausgemacht, "das kommt ja auch nicht unerwartet. Zum Teil ist das eben auch eine Frage der mangelnden Erfahrung. Ich hätte gerne auch einen Alassane Plea verpflichtet oder einen Paco Alcacer." Ein Ante Rebic hätte es vielleicht auch getan, der hat in der Liga nämlich zuletzt dreimal in Folge getroffen. Tipp: 1:0.

Alfred Finnbogason ist derzeit in Topform: In den vergangenen zwei Ligaspielen traf er viermal.

Alfred Finnbogason ist derzeit in Topform: In den vergangenen zwei Ligaspielen traf er viermal.

(Foto: imago/Sven Simon)

FC Augsburg - RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr): Beeindruckend gegen die Bayern, noch beeindruckender gegen den BVB - aber nur ein Punkt. Für Augsburg ist's zuletzt glänzend-doof gelaufen. "Leider zählen nur die Punkte, das tut weh", klagte daher Trainer Manuel Baum. Ob ausgerechnet RB Leipzig taugt, um die Schmerzen zu lindern? Zumindest hat das Spiel Puls - aus einer Tradition der Augsburger Abneigung: Pöbelsprüche, Masturbations-Geste, Lizenzentzugs-Forderung. Die "Bild" wittert Explosionsgefahr, wir bleiben sachlich, Tipp: Alfred Finnbogason knipst Leipzig weg, 2:1.

1. FC Nürnberg - 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr): 0:7-Klatsche beim BVB, 0:6-Klatsche bei RB Leipzig. In einer sonst bislang soliden Saison musste der "Club" bereits zweimal richtig leiden, das hat offenbar Konsequenzen. Für den Torwart. Ein Wechsel von Fabian Bredlow zu Christian Mathenia gilt als sehr wahrscheinlich, auch wenn "Club"-Coach Köllner betont: "Ich habe mich noch nicht festgelegt. Wir müssen schauen, wer für das Spiel ideal ist." Es droht erneut ein Offensivgewitter. Zwar haben die Hoffenheimer zuletzt wenig gewonnen und viel kassiert, seit elf Spielen steht die Null nicht mehr. Aber Coach Julian Nagelsmann will nichts in Frage stellen, sich nicht verunsichern lassen, nicht mehr verlieren, sondern zu seinem "Cojones-Modell" (bitte in die Taktikfibel direkt hinter Catenaccio aufnehmen) zurückkehren. "Cojones" im Wörterbuch nachschlagen müssen sie nicht, nur Julian Nagelsmann fragen. Antwort: "Cojones ist Spanisch und heißt Eier." Tipp: Torwartwechsel hin oder her, Cojones gewinnen immer 0:3.

Hertha BSC - SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr): Für manch einen Fußball-Fan ist Bayern-Bezwinger Hertha derzeit das schärfste Messer im Bundesliga-Block. Völlig immun gegen die Schnittigkeit der Berliner war in der Vergangenheit indes Mike Frantz - einst mit Nürnberg und nun mit Freiburg. Seine Bilanz gegen die Berliner: fünf Siege, drei Remis. Nur Jürgen Glowacz (8 Siege, 4 Remis), Robert Kovac (6, 3) und Stefan Effenberg hatten bislang noch stärkere Abwehrkräfte. Tipp: Frantz bleibt Frantz, 0:0.

Borussia Mönchengladbach - FSV Mainz 05 (Sonntag, 18 Uhr): So einen wie den Alassane Plea hätte der Friedhelm Funkel gerne (siehe oben). Der Satz könnte aber auch vom Mainzer Sandro Wagner stammen, denn: Sein FSV kommt mit der besten Abwehr, aber dem harmlosesten Sturm zum Tabellendritten. Seit vier Spielen haben Jean-Philippe Mateta und seine Kumpels nicht mehr getroffen, Tipp: bleibt so, 2:0, Plea und ein anderer treffen.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich erwarte auch nicht, dass eine Mannschaft kommt, die Fracksausen hat."

Das sagt Wolfsburg-Trainer Labbadia über die Situation bei den Krisen-Bayern (siehe oben).

Quelle: ntv.de

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