Fußball

Die Lehren des 19. Spieltags Beim FC Bayern ignoriert Löw die Besten

Für beide gibt's eine Eins mit Sternchen. Nur nicht vom Bundestrainer.

Für beide gibt's eine Eins mit Sternchen. Nur nicht vom Bundestrainer.

(Foto: imago images/Sven Simon)

Der Bundestrainer ist zu Gast beim FC Bayern, hat aber keine Lust auf die ewige Diskussion um Müller und Boateng. Dabei werben beide stark für sich. Auch in Frankfurt ist das Werben anderer Fußball-Bundesligisten ausgebrochen. Vorsehen muss sich Leverkusen - und Schalke ist schon verloren.

Was will Löw eigentlich beim FC Bayern?

Es ist ja immer schön, wenn der Bundestrainer im Stadion ist. Eine Ehre für die Spieler unten auf dem Rasen, in Pandemie-Zeiten geht es auf der Tribüne freilich weniger herzlich zu. Und so saß Joachim Löw am Samstag in der Allianz Arena recht allein und schaute dem 4:1-Sieg der Bayern gegen 1899 Hoffenheim zu. Schöner, erfolgreicher Fußball, unbestritten. Doch das allein reicht für einen Besuch des deutschen Trainers nicht. Wen er wohl besonders im Blick hatte? Nun, die ewige Diskussion um ein Comeback von Thomas Müller und Jérôme Boateng wollte er mutmaßlich nicht weiter anfeuern. Auch wenn es Grund dazu gäbe. Müller traf schon wieder - er hat jetzt bereits zehn Tore und zehn Vorlagen zu Buche stehen. Das 1:0 machte gar Boateng, der außerdem noch beständig gute Arbeit in der Verteidigung leistet und es so kaum zu glauben ist, dass die Bayern ihn tatsächlich ziehen lassen. Doch Löw blockt: "Da gibt es nichts zu sagen - jetzt." Und Müller wiegelte gleich ganz ab: "Das hat mit mir nichts zu tun", kommentierte er dessen Anwesenheit.

Mit wem dann? Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder seinen Kapitän Manuel Neuer wird sich der Bundestrainer jetzt nicht so genau anschauen müssen, die sind gesetzt. Aber dann ist da ja noch dieser 17-jährige Mittelfeldspieler, der sich noch gegen eine DFB-Karriere sperrt: Jamal Musiala spielt aktuell in der englischen U21, nachdem er zunächst für die Englische U15 und U16, dann für die deutsche U16 und schließlich wieder für die englische U17 kickte. Löw hatte das Gespräch mit ihm und seiner Mutter gesucht, will ihn im März für die A-Nationalmannschaft nominieren. "Er ist ein außergewöhnlich großes Talent, absolut. Er hat eine besondere Wertschätzung in Deutschland und bei Bayern. Ich denke, er weiß so oder so, dass ich ihn nominieren will. Die Entscheidung liegt bei ihm", so Löw laut "Bild"-Zeitung. Am Samstag konnte er sich dann in den letzten 20 Minuten vom Talent überzeugen. Sagen wir es so: Bei Müller und Boateng hatte Löw mehr zu gucken.

Eintracht Frankfurt verdrängt die Höhenangst

"Mir ist noch nie schwindlig geworden, seit ich Trainer bin, wenn ich auf die Tabelle geguckt habe", sagte Adi Hütter nach dem 3:1-Sieg gegen Hertha BSC. Doch so langsam hätte er allen Grund dazu. Seine Eintracht hat sich in einen Rausch gespielt, mit 33 Punkten sind sie jetzt Vierter. 20 von 24 möglichen Punkten haben sie in den vergangenen acht Liga-Partien eingesammelt, sie verloren nicht ein einziges. Überhaupt verlor die Eintracht in der gesamten Saison erst zwei Partien. Und so befand Hütter: "Aktuell sind wir eine Spitzenmannschaft." An den bereits 38 geschossenen Toren - genauso viele wie der BVB, mehr hat nur der FC Bayern (57) - hat André Silva einen großen Anteil. Gegen Hertha gelang ihm der fünfte Doppelpack - es waren seine Treffer 15 und 16 im 19. Spiel. Damit hat sich der Portugiese in die Frankfurter Rekordbücher eingetragen und ist erster Verfolger von Weltfußballer Robert Lewandowski, der schon wahnsinnige 24 Tore geschossen hat. Silva war auch zur Stelle, als Hertha gerade in Führung gegangen war und bügelte das Zwischenergebnis flott aus. Es wird nicht lange dauern, bis die Angebote für ihn eintrudeln.

Genauso wie für Frankfurts Sportchef Fredi Bobic. Eben der Gegner dieses Wochenendes, Hertha BSC, baggert an ihm, will ihn angeblich gern als Nachfolger des entlassenen Michael Preetz. Der Ex-Herthaner soll das Projekt "Big City Club" am besten in so erfolgreiche Wege leiten wie die Eintracht. Der Frankfurter Erfolg, er weckt Begehrlichkeiten. "Er macht einen Superjob", lobte Hütter. Aber das gilt derzeit für alle Frankfurter. Höhenangst darf jetzt nicht aufkommen.

Bayer kickt sich selbst aus dem Titelrennen

Was ist das nur für eine merkwürdige Saison bei Bayer 04 Leverkusen. Nach drei Unentschieden zum Saisonauftakt folgten fünf Siege. Leverkusen war zwischenzeitlich sogar Tabellenführer. Und ist jetzt abgerutscht auf Platz vier - mit dem steht die Werkself noch gut da. Denn in den letzten sieben Spielen holte der Klub gerade einmal vier Punkte. 4 aus 21. Das hat nichts mit den Lottozahlen zu tun, das ist keine Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern schnöde Realität. Nun war die Wahrscheinlichkeit, an diesem Wochenende gegen RB Leipzig zu gewinnen, nicht so hoch wie zuletzt in Wolfsburg. Es klappte weder hier noch dort. Trotzdem gibt man sich in Leverkusen selbstbewusst: "Wir stehen in der Tabelle gut da und werden auch am Ende gut dastehen. Das ist unser Weg", sagte Kerem Demirbay. Der Weg führt jetzt über das Pokal-Achtelfinale bei Rot-Weiss Essen zu zwei Heimspielen in Folge gegen den VfB Stuttgart sowie den abstiegsbedrohten 1. FSV Mainz 05. Es wird mal wieder Zeit für einen Sieg, sonst ist sogar die Chance auf die Champions League ganz schnell dahin.

Über Union Berlin wundert sich niemand mehr

Es ist ein Faszinosum, dass der 1. FC Union Berlin längst als Normalität in der Liga gewertet wird. Zur vergangenen Saison aufgestiegen und nun mitten drin im Kampf um die europäischen Plätze. Das ist viel mehr wert als nur ein Lob. Die Saison war sehr gut gestartet - doch Kritiker mutmaßten anhaltend: Das wird sich noch ändern, die Berliner werden anfangen zu schwächeln, die spielen über ihren Fähigkeiten. Aber nix da! Das Team von Trainer Urs Fischer ist Achter, lässt sich von den großen Namen nicht irritieren. Auch nicht von Borussia Mönchengladbach, das beim 1:1 ebenfalls nur einen Punkt aus dem Stadion An der Alten Försterei entführte. "Das war ein Spiel gegen einen sehr gut organisierten Gegner. Hut ab vor Union Berlin! Sie kommen nicht nur über Kampf, sondern können auch Fußball spielen", sagte Gladbachs Coach Marco Rose. Das ist durchaus ein Lob für einen vermeintlich noch lernenden Ex-Aufsteiger. Gerade zu Hause hat Union einen Lauf, in zehn Partien gab es erst eine Niederlage in Köpenick. Die Mannschaft scheint eingeschworen zu sein, sie arbeiten konstant und gut organisiert. Das Remis gegen Gladbach macht Robert Andrich "stolz". Nur einer schert jetzt etwas aus der Gemeinschaft aus: Loris Karius. Der Keeper, der für den verletzten Andreas Luthe eingewechselt wurde, stellt Ansprüche auf einen Stammplatz. Er scheint damit der Einzige, der das Konstrukt Union erschüttern könnte. Die Tabellensituation schafft das nicht.

Der "Hunter" verbreitet Optimismus - nur warum?

Als Klaas-Jan Huntelaar endlich zum ersten Mal in das Spiel seines FC Schalke 04 eingriff, war das meiste schon vorbei. Gegen Bremen kam der Niederländer zum Comeback ab der 83. Minute. Zu mehr als einer Gelben Karte kam er nicht. Glück hatten er und sein Team immerhin noch, dass der Treffer von Maxi Eggestein in der Nachspielzeit aus dem Abseits heraus geschossen war. Und trotzdem war er anschließend der Meinung, Optimismus verbreiten zu können ob des einen Punktes. Der sei "ein kleiner Erfolg, auf dem wir aufbauen können". Es war gerade einmal der achte in dieser Saison, eigentlich kein Grund, positiv gestimmt zu sein. Abgestiegen ist man damit immer, zeigen Statistiken. Aber was bleibt den Schalkern anderes übrig? Den Dienst quittieren ist halt nicht drin, also müssen sie jedes Wochenende auf ein Neues antreten. Wie bei Werder, wo sie es in der ersten Halbzeit gar nicht schlecht machten, in der 38. Minute durch Omar Mascarell in Führung gingen. Bremen lud sie fast schon ein zum Siegen - aber nicht einmal daraus zogen die Schalker einen Nutzen.

Stattdessen stand am Ende das 20. sieglose Auswärtsspiel in Serie. Ein weiterer Negativrekord. "Wir brauchen Siege. Was soll ich sonst dazu sagen. Ich kann das andere Bla Bla Bla nicht mehr hören", sagte Sportvorstand Jochen Schneider am Sonntag im Sport1-Doppelpass. Eine Prognose: Schneider wird noch viel "Bla Bla Bla" zu hören bekommen. Solange, bis der Abstieg besiegelt ist. Da wird auch ein noch so optimistischer Huntelaar nicht viel ausrichten können. Auch nicht, wenn er nach Verletzungssorgen mehr Einsatzzeiten bekommt. Denn einzelne Punkte retten die Schalker nun auch nicht mehr. Schon jetzt fehlen dem Klub neun Punkte plus eine entsprechende Tordifferenz auf einen Nichtabstiegsplatz.

Achtung, Achtung, der VfB siegt jetzt auch zu Hause

Während der zweite Aufsteiger Arminia Bielefeld gegen den Abstieg kämpft, hat der VfB Stuttgart ganz andere Sorgen. Der Machtkampf in der Klubführung nervt, nimmt aber am Sonntagabend eine überraschende Wende: Thomas Hitzlsperger will nun doch nicht Präsident werden. Die Querelen ärgern vor allem die Fans, sportlich haben sie auf das Team aber offensichtlich keine Auswirkungen. Denn da hat Pellegrino Matarazzo mit seinem Team jetzt sogar die letzte Baustelle abgebaut. Es gab gegen den 1. FSV Mainz 05 den ersten Heimsieg in dieser Saison. Am 19. Spieltag reichlich spät, dank hervorragender Auswärtsbilanz aber zu verschmerzen. Insgesamt stehen die Stuttgarter derzeit auf Platz zehn der Tabelle, haben weder mit den europäischen Plätzen noch mit dem Abstieg etwas zu tun. Letzteres ist die besonders gute Nachricht, vor allem nach zwei Niederlagen in Folge und zuletzt nur einem Sieg aus sieben Partien. Der Heimerfolg am Freitagabend brachte zudem die Kritiker zum Schweigen: "Ich werde zumindest weniger gefragt über die mögliche Ursache von unserer fehlenden Heimstärke", sagte Matarazzo.

Heißt für die Konkurrenz: Wer von den unter den Stuttgarter stehenden Klubs womöglich auf ein weiteres Schwächeln gehofft hatte, etwa Bremen, Augsburg oder Hoffenheim, wird enttäuscht. "Jetzt sind wir noch weiter weg", frohlockte Matarazzo mit Blick auf eine angedichtete sportliche Krise. Das wiederum schwächelnde Leverkusen wird gewarnt sein, wenn Stuttgart am kommenden Wochenende zu Gast ist. Denn es wird für den VfB auch wieder Zeit, die zuletzt schwächer werdende Auswärtsbilanz aufzupäppeln.

Quelle: ntv.de

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