Sieben-Tore-Kracher in WolfsburgBewusstlose Profis und medizinische Notfälle überschatten Bundesliga-Spieltag

Die Fußball-Bundesligisten tun sich am Samstagnachmittag schwer, Sieger zu finden. Abgesehen vom Offensivspektakel zwischen Wolfsburg und Freiburg sind sogar Tore eine Seltenheit. In Köln lässt auch eine Rote Karte die Partie kippen, in Hamburg sorgt ein Zusammenprall für Schockmomente.
Hamburger SV - Eintracht Frankfurt 1:1 (1:1)
Dank Hugo Larsson hat sich Eintracht Frankfurt mit einem Unentschieden in die Weihnachtsferien verabschiedet. Die Mannschaft von Dino Toppmöller erkämpfte sich beim Hamburger SV ein mühevolles 1:1 (1:1), Larsson (26.) glich kurz nach dem Führungstreffer des HSV aus - Albert Sambi Lokonga (19.) hatte die Hamburger Fans auf den dritten Heimsieg in Serie hoffen lassen.
Frankfurt hübschte durch den wichtigen Punktgewinn noch einmal seine Auswärtsbilanz ein bisschen auf, die Eintracht muss sich im nächsten Jahr aber steigern, wenn erneut die Champions-League-Qualifikation gelingen soll. Die Mannschaft von Merlin Polzin geht hingegen mit einem kleinen Stimmungsdämpfer in die Pause, dennoch belegte der Aufsteiger nur nach dem 3. Spieltag einen der letzten drei Plätze.
Lokonga nutzte gleich den ersten Eintracht-Fehler eiskalt aus, der Antreiber aus Belgien konnte dabei nach einem schlimmen Fehlpass von Nnamdi Collins viel zu frei genau Maß nehmen und erzielte seinen vierten Saisontreffer. Doch die Gäste zeigten sich wenig beeindruckt, Larsson traf mit dem ersten Versuch der Frankfurter direkt zum Ausgleich. Auch danach ging es im Volkspark phasenweise hin und her. Auch wenn längst nicht jede Aktion gelang, kamen die 57.000 Zuschauer im norddeutschen Schmuddelwetter durchaus auf ihre Kosten.
Die Eintracht zeigte dabei die besseren Ansätze, der HSV entwickelte mit den eigenen Fans im Rücken wie zuletzt aber auch immer wieder eine große Wucht. Doch die erste richtig gute Chance im zweiten Durchgang hatte Frankfurts Ansgar Knauff per artistischem Seitfallzieher, doch HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes parierte stark (59.).
Für einen Schockmoment sorgten nach 65 Minuten Frankfurts Rasmus Kristensen und Hamburgs Miro Muheim: Nach einem Zusammenprall im Mittelfeld blieben beide offenbar mindestens stark benommen liegen, womöglich sogar bewusstlos. Fotos der Momente danach, wie ein HSV-Profi Kristensen in den Mund greift, um die Zunge herauszuziehen, damit die Atemwege frei sind. Umso erstaunlicher, dass beide nach Behandlung wieder auf dem Platz standen. Kristensen immerhin wurde nach wenigen Minuten ausgewechselt, Muheim spielte sogar durch.
Danach suchten beide Teams den Weg nach vorne, lauerten auf einen Fehler des Gegners. So sahen die Zuschauer keine hochklassige, aber spannende Partie zum Jahresabschluss.
VfL Wolfsburg - SC Freiburg 3:4 (1:1)
Ein Dreierpack von Dzenan Pejcinovic reichte nicht aus, um Daniel Bauer einen Punkt nach seiner Beförderung zum Cheftrainer des VfL Wolfsburg zu bescheren. Noch vor dem Anpfiff hatten die Niedersachsen Fakten geschaffen und den bisherigen Interimstrainer bis 2027 an sich gebunden. Die erhoffte sportliche Wirkung blieb jedoch aus: In einem turbulenten Spiel unterlag der VfL dem SC Freiburg 3:4 (1:1) und verpasste den dritten Sieg in Serie. Wolfsburg kommt somit weiterhin nicht aus dem unteren Tabellendrittel heraus, unter Bauers Regie war es die zweite Niederlage. Die Freiburger liegen nach dem Auswärtssieg im Mittelfeld der Tabelle.
Philipp Treu (5.), Vincenzo Grifo (56./Foulelfmeter) und Derry Scherhant (78.) trafen für die Freiburger, hinzu kam ein Eigentor von Jenson Seelt (71.). Pejcinovic (13., 49. und 69.) machte für die Wolfsburger seine ersten drei Bundesliga-Treffer - es half nichts.
Treu schockte die Gastgeber früh, als er einen abgefälschten Ball sehenswert verwertete. Doch nicht nur für ihn war es der erste Bundesliga-Treffer. Auch Wolfsburgs Pejcinovic, der für den zum Afrika-Cup gereisten Mohammed Amoura in die Startelf gerückt war, feierte aus spitzem Winkel sein Tor-Debüt.
Die zweite Hälfte begann mit einem schweren Patzer von Freiburgs Torhüter Noah Atubolu. Im eigenen Strafraum spielte er Pejcinovic völlig unbedrängt den Ball in die Füße. Doch auch diese Führung hielt nicht lange. Seelt hatte im gegnerischen Strafraum nur den Ball im Blick und traf Lucas Höler am Fuß. Den fälligen Elfmeter verwandelte Grifo souverän. Doch die wilde Fahrt ging weiter. Pejcinovic ließ Wolfsburg erneut jubeln, doch Pechvogel Seelt lenkte den Ball unglücklich ins eigene Tor. Scherhant drehte die verrückte Partie mit einem Tor aus spitzem Winkel komplett.
VfB Stuttgart - TSG Hoffenheim 0:0
Der ambitionierte VfB Stuttgart hat im engen Kampf um die Champions League den erhofften Sieg verpasst. Die Schwaben kamen im Duell gegen die TSG Hoffenheim zuhause nur zu einem mageren 0:0 und verfehlten das Ziel, noch vor der kurzen Winterpause am direkten Konkurrenten vorbeizuziehen. Beide Teams bleiben im neuen Jahr aber im Rennen um einen der begehrten Plätze für die Königsklasse. Dabei holte der VfB aus den letzten fünf Bundesligaspielen nur einen Sieg.
Trainer Sebastian Hoeneß war heiß auf die Partie. "Wir wollen uns mit einem Ausrufezeichen aus dem Jahr verabschieden", sagte er bei Sky und bezeichnete den Kontrahenten als "Mannschaft der Stunde". Sein Kollege Christian Ilzer erwartete "ein Spiel auf Augenhöhe". Genau das war es zunächst auch, allerdings auf wenig berauschendem Niveau. Der VfB hatte zwar mehr Ballbesitz, doch die Gäste ließen im Baden-Württemberg-Duell erst einmal nichts zu. Hoffenheim hatte sogar die erste Chance - Finn Jeltsch rettete aber gegen Tim Lemperle zur Ecke (9.).
Der VfB tat sich schwer. Erst nach 23 Minuten wurde es für die TSG erstmals gefährlich, als ein Schuss des zuletzt starken Jamie Leweling das Tor nur um Zentimeter verfehlte. Und sonst? Passierte bis kurz vor der Pause reichlich wenig. Dann jedoch hatte Tomas die große Möglichkeit zur Stuttgarter Führung, scheiterte aus kurzer Distanz aber freistehend am glänzend reagierenden Nationalkeeper Oliver Baumann. Auf der anderen Seite erlebte Alexander Nübel einen weitgehend geruhsamen Nachmittag, da das Hoffenheimer Offensivspiel kaum stattfand.
Auch nach dem Wechsel bot sich den 60.000 Fans das gleiche Bild. Der VfB war bemüht, konnte aber erst spät Druck aufbauen. Allerdings stand Baumann im Weg, wie beim Schuss von Mittelstädt (69.). Oder es fehlte die Präzision, wie bei Kopfbällen von Atakan Karazor und Deniz Undav kurz darauf.
1. FC Köln - 1. FC Union Berlin 0:1 (0:0)
Union Berlin hat die Negativserie des 1. FC Köln verschärft. In einem über weite Strecken schwachen Spiel siegten die Berliner und ihr Trainer Steffen Baumgart bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte 1:0 (0:0). Köln wartet damit seit nunmehr sechs Spielen auf einen Erfolg, Union dagegen setzte sich in der oberen Tabellenhälfte fest. Der kurz zuvor eingewechselte Andras Schäfer (90.+1) erzielte den Treffer für die Berliner, die nach der Roten Karte gegen Rav van den Berg (83.) die letzten Minuten in Überzahl agierten.
Turbulent wurde es in Köln erst in den Schlussminuten. Van den Berg sah Rot, weil er als letzter Mann regelwidrig per Hand geklärt hatte. Nach Handspielen von Jakub Kaminski und Eric Martel forderte Union jeweils vergeblich einen Elfmeter, ehe Schäfer doch noch zuschlug. Jungstar Said El Mala, der am Vortag mit 40 Millionen Euro Marktwert zum wertvollsten Profi der FC-Historie aufgestiegen war, musste sich lange mit der Jokerrolle begnügen.
Stimmung von den Rängen kam erst einmal nicht auf. Beide Fanlager schwiegen, da es in der Südkurve zu einem Sanitäter-Einsatz kam. Stattdessen hörten die 50.000 Fans im ausverkauften Müngersdorfer Stadion vor allem Steffen Baumgart im T-Shirt und Lukas Kwasniok in seinem rot-weißen "Ugly-Christmas-Sweater", die ihre Teams lautstark nach vorne peitschten. Dem Spiel half das zunächst wenig, Chancen wie die von Jakub Kaminski (6./23./25.) für den FC und Unions Woo-Yeong Jeong (12.) hatten Seltenheitswert. Beiden Teams fehlte es an Ideen.
Unter den Augen von FC-Ikone Lukas Podolski brachte Kwasniok Bülter (58.), dann El Mala (68.). Ein weiterer Sanitäter-Einsatz im Kölner Block ließ das Stadion erneut zwischenzeitlich verstummen. Beide Patienten konnten allerdings stabilisiert und bei Bewusstsein ins Krankenhaus transportiert werden, wie der FC mitteilte.
FC Augsburg - Werder Bremen 0:0
Zum Abschluss des Intermezzos von Manuel Baum hat der FC Augsburg einen zweiten Sieg unter dem Interimstrainer verpasst. Gegen Werder Bremen reichte es für die Schwaben nur zu einem 0:0, in den drei Spielen nach der Trennung von Sandro Wagner kamen sie damit zu vier Punkten. Nach der Winterpause soll Baum von einem neuen Cheftrainer abgelöst werden. Augsburg hatte Pech bei einem Pfostenschuss von Elvis Rexhbecaj (76.) und einem Kopfball von Phillip Tietz (90.+7) an die Latte. Zudem wurde ein Treffer von Alexis Claude-Maurice (79.) nach Begutachtung durch den VAR aberkannt. Ansonsten war das Spiel lange geprägt von Chancenarmut - erst in der Schlussphase wurde wenig turbulent.
Die Bremer gehen deshalb mit einer anhaltenden Ergebniskrise ins neue Jahr. Der Punkt in Augsburg war nach zwei Niederlagen zuvor erst der zweite aus den vergangenen fünf sieglosen Spielen. In den 15 Begegnungen seit Saisonbeginn hat die Mannschaft von Trainer Horst Steffen lediglich 18 Treffer erzielt.
Augsburg besaß durch Marius Wolf (10.) eine sehr gute Gelegenheit, um früh in Führung zu gehen, Bremens Torhüter Mio Backhaus aber reagierte hervorragend. Ansonsten hatten beide Mannschaften Probleme, zu gefährlichen Aktionen zu kommen - zu gut standen die beiden Abwehrreihen. Die Folge: Das Spiel plätscherte ein wenig vor sich hin. Werder hatte ein wenig mehr vom weitgehend zähen Spiel und erkämpfte und erspielte sich immerhin zahlreiche Ecken: Bis zur Pause waren es bereits deren neun. Gefahr für das Tor von Finn Dahmen ging davon kaum aus, im Gegensatz zu einer Szene gleich nach dem Seitenwechsel: Cameron Puertas verfehlte das Augsburger Tor mit einem Schlenzer nur knapp (48.).
Chancen blieben hüben wie drüben aber zunächst Mangelware - erst als beide Mannschaften mit zunehmender Spieldauer auf den Sieg drängten, ergeben sich gute Gelegenheiten. Die besten besaß der FCA durch die Aluminiumtreffer von Rexhbecaj und Tietz. Kurz zuvor war ein Kopfball von Amos Pieper nur knapp über die Latte des Augsburger Gehäuses geflogen (67.).