"Abenteuerfilm und Science-Fiction" Darmstadt 98 träumt vom Liga-Märchen
24.05.2015, 07:01 Uhr
Fans von Darmstadt 98.
(Foto: dpa)
Im Kampf um den Aufstieg und gegen den Abstieg fallen in der 2. Fußball-Bundesliga heute die letzten Entscheidungen. Ist ja auch der letzte Spieltag. Darmstadt 98 könnte den Durchmarsch perfekt machen und sein ganz persönliches Märchen vollenden.
Dem Fußball-Märchen der Darmstädter Lilien fehlt noch das letzte Kapitel mit der krönenden Überschrift: Bundesliga-Aufstieg. Doch schon jetzt fühlt sich Präsident Rüdiger Fritsch wie in einem billigen amerikanischen Sportfilm. "Wenn ein nicht ganz so guter Basketballer aufs College kommt, am Ende das Mädchen kriegt, das er liebt, und in der Overtime im entscheidenden Spiel den entscheidenden Dreier wirft. So ist das bei uns auch", sagte der Boss des Zweitligisten Darmstadt 98 vor dem Finale furioso an diesem Sonntag der "Frankfurter Rundschau".
Mit einem Sieg gegen den noch abstiegsgefährdeten FC St. Pauli könnte der Tabellenzweite aus Hessen (56 Punkte) nach 33 Jahren die Rückkehr ins Oberhaus aus eigener Kraft perfekt machen. Um den direkten Aufstieg und den Relegationsplatz drei kämpfen auch noch die punktgleichen Darmstadt-Verfolger Karlsruher SC (gegen 1860 München) und 1. FC Kaiserslautern (beide 55 Zähler), der gegen den bereits als Meister feststehenden FC Ingolstadt antritt.
Beim Showdown im Südwesten ist allerdings auch der Abstiegskampf ein Thema. Als Tabellen-14. muss St. Pauli (37 Zähler) ebenso noch zittern wie 1860 München (36) auf Rang 15. Während der VfR Aalen (31) als Schlusslicht bereits abgestiegen ist, steht Erzgebirge Aue (35) als Vorletzter mit dem Rücken zur Wand. Auf dem Relegationsrang liegt der FSV Frankfurt (36), dessen neuer Trainer Tomas Oral seine Spieler durch die Waschanlage laufen ließ.
Derweil will Darmstadt, vor der Saison als Absteiger gehandelt, vor den heimischen Fans am Böllenfalltor den sensationellen Durchmarsch perfekt machen. Und zwar mit der bewährten "Musketier-Mentalität - einer für alle, alle für einen", wie Marco Sailer betonte.
"Auch viel Riomantik dabei"
Der Publikumsliebling mit dem Rauschebart fühlt sich angesichts der aktuellen Ausbeute von 56 Punkten immer noch wie im falschen Film. "Es ist eine Mischung aus Abenteuerfilm und Science-Fiction. Aber ich muss zugeben, dass auch viel Romantik dabei ist", sagte Sailer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", während Klub-Präsident Fritsch mit Blick auf die letzten zwölf Monate schwärmte: "Keiner hätte gedacht, dass wir den Wahnsinn aus dem letzten Jahr noch weitertreiben können."
Fast genau vor einem Jahr hatten die Darmstädter in der Relegation zur zweiten Liga das Hinspiel zu Hause gegen Arminia Bielefeld mit 1:3 verloren, dann aber durch ein 4:2 n.V. den Aufstieg doch noch geschafft.
Lilien-Coach Dirk Schuster jedenfalls könnte sich an diesem Sonntag ein Denkmal setzen. Der Ex-Profi verbreitet stets positive Stimmung - selbst mit Blick auf die teilweise maroden Örtlichkeiten wie das Übungsgelände: "Der Trainer redet uns in gewisser Weise diesen Trainingsacker schön", verriet Sailer.
Ihres eigenen Glückes Schmied sind zumindest in Sachen Relegation die Karlsruher. "Genau das haben wir gewollt", sagte KSC-Trainer Markus Kauczinski. Torhüter und Kapitän Dirk Orlishausen kündigte selbstbewusst an: "Wir wollen jetzt nichts mehr hergeben." Ein Grund für die badische Zuversicht heißt Rouwen Hennings. Der Angreifer führt mit 17 Treffern die Torjägerliste an.
Die schlechteste Ausgangsposition hat Kaiserslautern. Nur Punktverluste der direkten Konkurrenz können das "Wunder vom Betze" noch ermöglichen. "Wenigstens haben wir jetzt so etwas wie ein Endspiel", sagte Mittelfeldspieler Markus Karl mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus. Teamkollege Tim Heubach stellte klar, "dass wir unbedingt gewinnen müssen", und ergänzte hoffnungsvoll: "Dann werden wir Stoßgebete gen Himmel schicken."
Quelle: ntv.de, Ulrike Weinrich, sid