Fußball

FC Bayern - ja, nein, vielleicht Der zermürbende Zweifelsfall Leroy Sané

Leroy Sané will zum FC Bayern, aber will der FC Bayern auch noch Leroy Sané?

Leroy Sané will zum FC Bayern, aber will der FC Bayern auch noch Leroy Sané?

(Foto: dpa)

Beim FC Bayern gab es eine Zeit, da waren sie von der Idee besessen, Leroy Sané zu verpflichten. Der 24-Jährige machte sich zunächst rar, war dann gewillt, verletzte sich schließlich - und sollte nun fast froh sein, falls es überhaupt einen Wechsel gibt.

Beim FC Bayern sollten sie eines unbedingt wissen: Leroy Sané habe auch andere Optionen. Der Fußball-Bundesligist aus München sei längst nicht der einzige Spitzenklub in Europa der Interesse an dem 24-Jährigen hat. Das ließ der neue Berater des deutschen Nationalspielers, Damir Smoljan, über die "Sport Bild" ausrichten. Um es aber nicht wie eine Drohung klingen zu lassen, sagte er auch: Die Zusage seines Klienten an den FC Bayern stehe. Und der Klub sei der einzige in Deutschland, den Sané als nächsten Schritt für seine Karriere sehe. Wären die Münchner nun in den Transfer noch immer so vernarrt wie im Sommer des vergangenen Jahres, würde wohl nur noch über Ablöse verhandelt. Einigung, wahrscheinlich. Sehr sogar.

Nun ist der Sommer 2019 schon eine gute Weile her. Und vieles ist anders. Nicht nur wegen Corona. Zum Beispiel der Trainer der Münchner. Der heißt nicht mehr Niko Kovac, sondern Hansi Flick. Und anders als Kovac soll Flick kein ausgemachter Fan des Flügelstürmers sein - ebenso wie einst Bundestrainer Joachim Löw. Und den kennt Flick ja besonders gut. Was freilich nichts heißen muss. Was freilich aber durchaus was heißen kann.

Und dann ist da noch (oder wieder) Timo Werner. Der spielt bei RB Leipzig eine fantastische Saison, hat sein Spiel unter Trainer Julian Nagelsmann deutlich weiterentwickelt. Werner ist nicht mehr bloß der Sprinter mit gutem Torabschluss. Auch wenn er bisweilen mal bei der Ballannahme patzt, taugt er längst für mehr als nur Konterfußball. Flick gefällt das. Flick gefällt Werner. Anders sieht das Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor. Er glaubt nicht daran, dass es mit Werner und dem FC Bayern passt. Aus fußballerischen Gründen.

Flick wirbt für Werner

Flick, der bisweilen mit dem Sportdirektor nicht immer einig ist, bemüht sich nicht erst seit seinem gerade vertraglich zugesicherten Mitspracherecht bei Transfers darum, die Kompatibilität von Werner und dem FC Bayern zu betonen. Und sei es über ein mögliches System. "Absolut sind zwei Spitzen auch eine Option. Das sind natürlich Dinge, bei denen wir einfach auch für nächste Saison flexibler agieren müssen", erklärte der 55 Jahre alte Trainer vergangene Woche in einem Videochat. "Deswegen ist es wichtig, dass wir Optionen haben, auch vorne, dass wir durchaus mit zwei Spitzen spielen können."

Robert Lewandowski wäre die eine, na klar, und Werner womöglich die andere. Das System wurde diese Saison bereits erprobt, immer dann, wenn noch ein spätes Tor nötig war. Und es war dann meist erfolgreich. Bis zur etablierten Marktreife könnte es indes noch ein wenig dauern, bis zum Transfer von Werner ja aber auch. Schließlich steht das Thema Neuzugänge wegen Corona auf "hold". Schließlich müssen ja mindestens mal beim Sportdirektor auch noch Zweifel ausgeräumt werden.

Zweifel, die es auch bei Sané gibt. Vermutlich nicht bei Salihamidzic, der von dem möglichen Transfer ja am beseeltesten wirkte. Es sind indes Zweifel weniger an Sanés sportlichem Talent, als an dessen Mentalität. Die soll in München seit einiger Zeit Thema sein und nicht als astrein bewertet werden. Auch wenn Smoljan dies vom Klub widerlegt wissen will, wie er ebenfalls der "Sport Bild" verriet. Und es sei ja auch so, dass man seinem Klienten mit dieser Debatte "ohne Grund Unrecht" tue. So ganz verschwinden will das Gerede um die Einstellung von Sané aber nicht - weil sie auch von kritischen "Experten" immer wieder angefeuert wird. So hatte Lothar Matthäus zuletzt in seiner Sky-Kolumne von "Bling-Bling-Gefahr" geschrieben, die bei einem Transfer von Werner deutlich geringer sei als bei einem Wechsel von Sané.

Und schon wieder dieser Hamann

Und nun schiebt Dietmar Hamann, den sie in München einst wegen seiner recht ruppigen Robert-Lewandowski-Kritik auf die Liste der Bösen gesetzt hatten, via "Kicker"-Kolumne hinterher: Sané sei fußballerisch schon "für jede Mannschaft ein Gewinn". Er bringe schließlich alles mit, "Schnelligkeit, Dribbling, Schusstechnik". Allerdings rufe er die Fähigkeiten nicht regelmäßig ab. Und noch etwas macht ihn, Hamann, stutzig. Die Haltung von City-Coach Josep Guardiola gegenüber Sané: "Wenn dieser Toptrainer einen Spieler nicht mehr haben will und ihn im Champions-League-Viertelfinale 2019 gegen Tottenham in größter Not nur zweimal für addiert knapp zehn Minuten einwechselt, kann mit diesem Profi etwas nicht stimmen." Was das wohl heißt? Vermutlich irgendwas mit Mentalität.

Unbeantwortet bleibt derweil auch die Frage, welche Rolle Sané im Kader des FC Bayern einnehmen würde. Als teuerster (100 Millionen Euro) und gleichteuerster (80 Millionen Euro mit Lucas Hernandéz) Einkauf wäre ihm eine spielentscheidende Funktion quasi mit eingekauft. Aber auf welcher Position eigentlich? Im Sturmzentrum (ist eher nicht Sanés Lieblingsposition) ist Lewandowski so unverzichtbar, wie es unverzichtbar nur geht. Auf der rechten Außenbahn hält Serge Gnabry einen sehr ähnlichen Status. Links ist Kingsley Coman der erste Mann der Wahl. Ein Mann mit ähnlichen Stärken wie Sané - mit Tempo und mit Dribbling. Außerdem könnte Saison-Entdeckung Alphonso Davies vorrücken, sollte David Alaba vom Abwehrchef zum Stamm-Außenverteidiger zurückgeschult werden.

Und im Zentrum, auf der Zehn, da thront der ewige Thomas Müller (und als Achter wartet dahinter der ungeduldige Leon Goretzka). Müller, der Wiedererstarkte, dessen Wichtigkeit für das Spiel der Münchner ja gerade erst bis 2023 zementiert wurde. Auch das ist anders als im Sommer 2019. Kovac und die Klub-Ikone, das waren keine Freunde, keine Vertrauten, keine, die sich gegenseitig unterstützten und halfen. Was also bleibt für Sané? Die wenig beliebte Position des Backups? Als arg teurer allerdings. Vorstellbar? Eher nicht. Dann doch lieber eine andere Option. Es soll ja noch andere interessierte Spitzenvereine geben.

Quelle: ntv.de

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