Fußball

Wolfsburg-Stürmer hängt Ronaldo ab Dost trifft und trifft, Zweifel bleiben

Wolfsburgs niederländischer Stürmer Bas Dost ist das Tor-Phänomen der Bundesliga.

Wolfsburgs niederländischer Stürmer Bas Dost ist das Tor-Phänomen der Bundesliga.

(Foto: imago/Xinhua)

Sie hatten bis Ende Januar eines gemeinsam: Bas Dost und Artur Sobiech waren wenig bekannte, durchschnittliche Bundesliga-Stürmer. Bei Sobiech hat sich nichts verändert. Dost hingegen hängt mittlerweile sogar Messi und Ronaldo ab.

Was passiert eigentlich, wenn Bas Dost plötzlich mal ein Spiel nicht trifft? Ist der niederländische Stürmer dann in einer schlimmen, gar existentiellen Krise? Verpasst der VfL Wolfsburg dann möglicherweise die Qualifikation für die Champions-League? Verbreitet sich über Twitter dann ein schäbiger Shitstorm? Und was machen dann eigentlich alle Hobby-Manager, die für den Niederländer in den vergangenen Tagen Millionensummen investiert haben, um ihre virtuellen Teams zu verstärken? Die Fragen sind berechtigt. Denn so wenige Menschen sich vor dem 30. Januar 2015 für Bas Dost interessierten, der bis dahin in etwa so bekannt war wie Hannovers Angreifer Artur Sobiech, so viele feiern den 25-Jährigen VfL-Stürmer jetzt als neue Referenz im Weltfußball.

Natürlich, Bas Dost ist derzeit das heißeste Füßchen in der Bundesliga und stellt sogar die ganz Großen in den Schatten. Acht Tore in drei Spielen binnen neun Tagen. Zehn Liga-Tore seit dem Rückrundenstart. Alle 47 Minuten schlägt der Niederländer zu, da können derzeit weder der dribbelwütige Lionel Messi (61 Minuten pro Tor) noch die kriselnde Legende Cristiano Ronaldo mithalten. In der Zeit, die CR7 in seiner aktuellen Form braucht um ein Tor zu erzielen (155 Minuten), vollstreckt der Wolfsburger souveräne 3,297 Mal.

Bas Dost ist in der Form seines Lebens - keine Frage - und er genießt das neu gewonnene Interesse an seiner Person. Im Internet nimmt der Hype um den Stürmer bizarre Ausmaße an. Unter dem Hashtag "Dostfilme" dichteten sie auf Twitter bekannte Filmtitel um: "Wenn der Dostmann zweimal klingelt" oder "Ein Dost für alle Fälle" - der plötzliche Kult-Knipser kann darüber gut lachen: "Vor drei Wochen kennt dich niemand, und plötzlich wirst du zum Hype. Auch das ist Fußball." Doch der 25-Jährige kennt auch die andere Seite.

"Er denkt Tag und Nacht nur an Tore"

Denn natürlich spiegelt die aktuelle Quote nicht die dauerhafte Leistungsfähigkeit des schmächtigen Stürmers wider. Bas Dost ist kein Wunderknabe. Er ist nicht plötzlich aufgetaucht und schickt sich an den Weltfußball zu revolutionieren. Er ist ein Stürmer mit einem ausgeprägten Torjägerinstinkt. Einer der weiß, was es braucht, um den Ball über die Linie zu drücken. Einer, der nur treffen will, um glücklich zu sein. Mehr nicht. "Er denkt", so beschreibt ihn sein ehemaliger Mitspieler Roy Beerens, "Tag und Nacht nur an Tore. Er wird verrückt, wenn er nicht trifft". Und demnach müsste Dost in den vergangenen zweieinhalb Jahren ziemlich häufig in therapeutischer Behandlung gewesen sein. Denn seine erste Zeit in Wolfsburg war alles, nur kein Grund für gute Laune.

Die Vorlagen von André Schürrle helfen Bas Dost seine Stärken im Strafraum auszuspielen.

Die Vorlagen von André Schürrle helfen Bas Dost seine Stärken im Strafraum auszuspielen.

(Foto: imago/Team 2)

Im Sommer 2012 kam der Stürmer aus Heerenveen in die Bundesliga. Seine Empfehlung aus der nicht ganz so schlechten niederländischen Top-Liga: 45 Tore in 66 Spielen. In Wolfsburg empfingen sie ihn mit großen Erwartungen. Nach einer Saison im Mittelfeld der Liga, wollte der VW-Klub wieder in höhere Sphären schweben. Irgendwas zwischen sieben und zehn Millionen Euro ließen sich die Klub-Verantwortlichen den Niederländer kosten. In seiner Premierensaison bot er nur sporadisch gute Leistungen an - von Spieltag 9 bis 16 traf er sechs Mal. Im Rest der Saison wurden seine Darbietungen von den nationalen Sportjournalisten mit versetzungsgefährdeten Noten bewertet.

Neben seinen zunächst oft schwachen Auftritten wurde Dost immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Eine echte Chance, sich über regelmäßige Einsätze für die Startelf zu empfehlen, bekam er nicht. Der 25-Jährige war unzufrieden und wollte weg. So wurde noch in dieser Winterpause über einen Wechsel nach Hamburg spekuliert. Dorthin ließen die Wolfsburger aber nur seinen Konkurrenten Ivica Olic, über Jahre hinweg VfL's gefährlichste Offensivwaffe, ziehen. Im Gegenzug schnappten sich die Klub-Verantwortlichen Weltmeister André Schürrle und machten Dost mit dem Transfer zu dem, was er jetzt ist: Ein Strafraumstürmer mit unbändigem Torhunger.

Dost, der sich "so fit wie noch nie fühlt", profitiert von der neuen Spielweise des Vizemeisters in spe. Die antrittsstarken und torgefährlichen Kevin de Bruyne und Schürrle füttern den Niederländer einerseits regelmäßig mit maßgenauen Flanken und schaffen ihm andererseits dank ihrer eigenen Abschlussstärke Freiräume, die der 25-Jährige bestens zu nutzen weiß.

Doch trotz des unfassbaren Laufs gibt es beim VfL immer noch Zweifel an der internationalen Klasse des Stürmers. "Bas hat eigentlich gar nicht so gut gespielt", sagte sein Trainer Dieter Hecking nach dem 2:1-Erfolg am Sonntag gegen Berlin. "Er hat nur immer genau richtig gestanden." Und auch der Treffsicherheit scheinen sie beim VfL nicht recht zu trauen. "Wir sollten nicht die Erwartung haben, dass er jetzt jedes Spiel doppelt und dreifach trifft", so Hecking. Und auch wenn Dost das derzeit tut, sagt zum Beispiel VfL-Manager Klaus Allofs: "Wir schauen immer, wo wir uns noch verbessern können." Die Verpflichtung eines neuen Stürmers im Sommer ist also nicht ausgeschlossen, trotz Dost-Treffern im 47-Minuten-Takt.

Quelle: ntv.de

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