"Momentum ist auf unserer Seite" FC Bayern giert auf "Höllen"-Spiel gegen BVB
03.03.2019, 14:00 Uhr
Nach der Galavorstellung in Mönchengladbach ist der FC Bayern spätestens jetzt wieder Meisterschafts-Favorit.
(Foto: www.imago-images.de)
Die Bayern sind wieder die Bayern: Präsident Uli Hoeneß produziert nach einer Phase relativer Milde wieder Kampfansagen und der Rekordmeister ist nach der bitteren Bundesliga-Hinserie inzwischen voll auf Titelkurs. Alles wie immer also? Nein, denn man gibt sich untypisch demütig.
Man werde Borussia Dortmund "die Hölle" bereiten, wenn der lange so souveräne und inzwischen so dramatisch schwächelnde Fußball-Bundesliga-Tabellenführer nach München käme. "An dem Tag wird die Meisterschaft vorentschieden", kündigte Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, vergangene Woche im "Doppelpass" auf Sport1 an. Inzwischen ist eher anzunehmen, dass der BVB an jenem 6. April schon nach dem letzten Strohhalm greifen muss, um das Titelrennen zu seinen Gunsten zu entscheiden. Zu beeindruckend war die Vorstellung des Rekordmeisters gestern in Mönchengladbach, zu einfalls-, harm- und auch glücklos präsentierte sich der Tabellenführer Freitagabend beim 1:2 in Augsburg. Mitte Dezember noch hatten die Bayern neun Punkte Rückstand auf den BVB gehabt, jetzt sind es nur noch zwei Tore.
Gut möglich, dass sich die Mannschaft von Niko Kovac in den drei Partien bis zum Spitzenspiel ein kleines Polster erspielt. Dortmund empfängt noch Stuttgart sowie Wolfsburg und muss zwischendrin nach Berlin. Die Bayern empfangen Wolfsburg und Mainz, die Generalprobe für die "Vorentscheidung" findet in Freiburg statt.
(Nur) für den Moment zufrieden
Glückwünsche zur Meisterschaft "nehmen wir aber noch nicht an", versicherte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Samstagabend, weil "wir noch nicht Tabellenführer sind und es noch zehn Spieltage gibt". Der Rekordmeister tue "gut daran, für den Moment zufrieden zu sein und am Samstag gegen Wolfsburg nachzulegen". Thomas Müller gab immerhin zu, "dass das Momentum jetzt auf unserer Seite ist. Wir hätten im Winter nicht gedacht, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf Punktegleichstand sind. Wir haben aber schon länger Lunte gerochen." Und ja, sagte der gestern erstmals seit drei Spielen wieder von Beginn an aufgebotene Offensivspieler, man befinde sich "in einer Situation wie gemalt". Auch, weil der BVB sich eben "nicht wie Champions" aufführe, "sondern wie eine Durchschnittsmannschaft", wie Matthias Sammer, immerhin als externer Berater für die Schwarz-Gelben tätig, zürnte. Marco Reus wähnt sich einer "Phase, die wir schleunigst abstellen müssen, sonst wird es hinten raus sehr, sehr eng." Eine Erkenntnis, die angesichts der bärenstarken Bayern-Vorstellung vielleicht schon zu spät kommt.
Rummenigge stellte im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF zufrieden fest: "Bayern München ist auch dafür bekannt dafür, dass, wenn man uns einen Steilpass gibt, wir den auch aufnehmen." Am Samstag hatten Robert Lewandowski (47./90.+1, Foulelfmeter), Javi Martinez (2.), Müller (11.) und Serge Gnabry (75.) die Bayern zum zweithöchsten Bundesliga-Auswärtssieg in Gladbach geschossen. Für die Borussia traf nur Kapitän Lars Stindl (37.). Aus Sicht der Bayern wäre sogar noch mehr möglich gewesen. "Aufgrund der Torchancen hätte man sicher Erster werden können", monierte Trainer Niko Kovac. Zur Erinnerung: Um den BVB schon an diesem Spieltag an der Tabellenspitze abzulösen, hätte sein Team Borussia Mönchengladbach - immerhin gestern noch Bundesliga-Dritter - in dessen Stadion mit sieben Toren Unterschied schlagen müssen. Und doch: "Wir tun ganz gut daran, jetzt keine große Klappe zu haben. Dortmund hat uns, als wir die Krise hatten, auch nicht gereizt oder gar kritisiert", verzichtete Rummenigge auf Spitzen in Richtung des Konkurrenten.
"Alles ist gut!"
Vor allem Lewandowski, der mit jetzt 195 Treffern mit dem bislang besten ausländischen Bundesliga-Torschützen Claudio Pizarro gleichzog, scheiterte mehrfach am glänzenden Torhüter Yann Sommer. Kritik wollten aber weder Kovac noch Rummenigge üben. Ein 5:1 in Gladbach "hätte jeder von uns vorher unterschrieben", meinte der Vorstandsboss, und Lewandowski habe "ja noch zweimal getroffen. Also ist alles gut". Überhaupt war Rummenigge bemüht, dem deutlichen Sieg nicht zu viel Bedeutung beizumessen. "Wir haben drei Punkte aufgeholt, aber es ist noch nichts entschieden. Es sind noch 30 Punkte zu vergeben", sagte er und sprach von "wichtigen Spielen in den nächsten Wochen". Eines davon ist das direkte Duell mit dem BVB am 6. April in München, aber vielleicht ist bis dahin auch schon alles entschieden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa/sid