Fußball

BVB setzt auf den "Knall-Prall" FC Bayern und Müller tanzen heiß

Klappt's heute: Thomas Müller und Robert Lewandowski.

Klappt's heute: Thomas Müller und Robert Lewandowski.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern steht nach Leipzigs Sieg in der Fußball-Bundesliga unter Druck. Die Dortmunder Borussia will verhindern, dass die Münchner die Spitze erfolgreich verteidigen - mit Klopp’scher Anleihe.

Worum geht’s?

Die Antwort auf diese Frage könnte zu diesem Zeitpunkt einer Saison nicht überraschender sein. Für den FC Bayern München geht es am Topspiel bei Borussia Dortmund (jetzt im Liveticker bei n-tv.de) tatsächlich um die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga. Gewinnen die Münchner nicht, stehen die Rasenballsportler aus Leipzig nach diesem elften Spieltag auf Platz eins. Der Aufsteiger ist auf guten Weg, ein altes Fußball-Gesetz auszuhebeln. Von wegen Geld schießt keine Tore. Sei’s drum. Schließlich gehört der FC Bayern ebenso wenig zu den Kirchenmäusen der Szene wie der BVB. Der hat im Sommer seinen Kader mit einer 100-Millionen-Euro-Transfer Offensive komplett umgebaut. Mit Ausnahme weniger Spieler ist damit das Erbe von Trainer Jürgen Klopp komplett getilgt, zugunsten des interessantesten Talente-Pools im europäischen Fußball. Der allerdings unterliegt noch ziemlich krassen Formschwankungen - weshalb die Dortmunder sich derzeit nur indirekt beim Kampf um Platz eins einmischen können.

Wie ist die Ausgangslage?

"Es nagt an uns allen": Thomas Tuchel.

"Es nagt an uns allen": Thomas Tuchel.

(Foto: imago/DeFodi)

Nun, tabellarisch folgendermaßen: 1. RB Leipzig, 27 Punkte (11 Spiele), 2. FC Bayern 24 Punkte (10 Spiele), […], 5. Dortmund, 18 Punkte (10 Spiele). Das bedeutet: Gewinnt der FC Bayern beim BVB, bleibt er Tabellenführer. Das ist jetzt schon klar, weil er auf jeden Fall das bessere Torverhältnis hat als die Sachsen. Und was dann auch klar wäre: Die Borussia wäre vorerst abgehängt und stünde neun Punkte hinter den Bayern und RB Leipzig. Andererseits: Gewinnt der BVB, rückt er bis auf drei Zähler an die Münchner heran. Und: Seit 26 Ligapartien haben die Dortmunder im Westfalenstadion nicht mehr verloren. Mit den Konsequenzen einer Niederlage wollen sie sich im Ruhrgebiet dann eigentlich auch gar nicht beschäftigten, dennoch sagt Trainer Thomas Tuchel: "Es nagt an uns allen. Wir haben das Gefühl, dass wir mehr Punkte haben könnten." Angesichts der schwierigen Umstände - viele Verletzte, sehr viele Neuzugänge - gebe es aber auch Tage "da haben wir vielleicht das Gefühl, dass es das Maximum ist". Der Anspruch sei aber ohnehin klar: vorne festbeißen, den Anschluss nicht verlieren und "spätestens in der Rückrunde - auch über eine konstantere Personalsituation - eine Serie starten zu können". Und der des FC Bayern? Müßig zu sagen: Tabellenführung, Meister, DFB-Pokal- und Champions-League-Sieger. Aber in Dortmund nun erst einmal nur drei Punkte.

Wie ist der BVB so drauf?

Mitte der Woche noch nahezu euphorisch. Auf dem Trainingsplatz in Brackel tummelte sich das Personal der schwarzgelben Profi-Abteilung nahezu komplett, also auch wieder der ewige Pechvogel Marco Reus und der langzeitverletzte Weltmeister Eric Durm. Doch dann gab’s für Tuchel "die nächsten Wehrmutstropfen". Reus muss sein sehnlich erwartetes Comeback doch verschieben, Ex-Bayer Sebastian Rode hat größere Probleme als gedacht mit seiner Operationsnarbe und der portugiesische Europameister Raphael Guerreiro plagt sich mit muskulären Leiden herum. Und anderen Spielern fehlt nach ihren Verletzungen noch komplett der Spielrhythmus. "Trotzdem war das schön beim Training, wir brauchen den Konkurrenzkampf. Das wäre jetzt eigentlich die Phase, wo wir sagen, jetzt DFB-Pokal, 1. Runde, dann geht es richtig los."

Wieder nicht dabei: Marco Reus.

Wieder nicht dabei: Marco Reus.

(Foto: imago/DeFodi)

Aber klagen will Tuchel nicht. Denn es geht ja gegen die Bayern. Und das bedeutet - nicht jeder Trainer mag diese Einschätzung teilen - Spaß. "Die Vorfreude über sich hinauszuwachsen ist groß, auch beim Trainerteam." Und das versucht sich an einer spirituell-kloppschen Vorbereitung auf das Topspiel. "Wir müssen unserem Spiel eine dritte Ebene hinzufügen", erklärt Tuchel. Es fordert eine Ebene der Emotionalität, Aggressivität und Aktivität. Eine Ebene, die die Zuschauer in Dortmund bis zum Sommer 2015 sieben Jahre lang unter ihrem leidenschaftlichen Leader Jürgen Klopp im Hoch-Frequenz-Modus immer und immer wieder erleben durften. Für alle, die jetzt nicht ganz folgen können, hat es die "Bild"-Zeitung diese Woche etwas simpler erklärt: Der BVB setzt auf die Prall-Knall-Taktik. Heißt also (wörtlich inklusive Satzzeichen übernommen) folgendes: Ball abprallen lassen! Nach vorne knallen! Reinknallen!

So läuft' beim FC Bayern

Was macht eigentlich Thomas Müller? Seit zehn Ligaspielen wartet der Nationalspieler nun schon auf sein erstes Tor in der Liga. Oder wie es das Magazin "11 Freunde" formulierte: "Müller hat derart viel Scheiße am Schuh, dass er sämtliche Kartoffelacker im Großraum München düngen könnte, wenn er mal einen ausgedehnten Spaziergang machen würde." Heute aber schlendert er erst einmal durchs mit seinen 81.360 Plätzen natürlich ausverkaufte Westfalenstadion. Und er freut sich drauf: "In Dortmund zu spielen, ist das schönste Spiel, das es in der Bundesliga gibt. Weil es da am schwierigsten ist, zu gewinnen."

"Ein Clásico": Carlo Ancelotti.

"Ein Clásico": Carlo Ancelotti.

(Foto: imago/MIS)

Das sieht auch Trainer Carlo Ancelotti so: "Ein Clásico. In den letzten Jahren haben Dortmund und Bayern immer um den Titel in der Bundesliga gekämpft." Er hat tatsächlich Clásico gesagt. Nun denn. Ansonsten machen die Münchner den Eindruck des unzufriedensten Tabellenführers seit Erfindung der Bundesliga im Jahr 1963. Noch immer sind sie ungeschlagen, haben in diese, Jahr noch kein Auswärtsspiel in der Bundesliga verloren - aber sie begeistern nicht mehr so wie in den drei Jahren unter Josep Guardiola. Und sie sind auch nicht mehr so souverän, nun droht dem Branchenführer sogar der Verlust der Spitzenposition. Da wollen die Bayern, klar, unbedingt verhindert. Arjen Robben, der in den vergangenen neun Spielen gegen Dortmund sieben Mal traf, steht allerdings ebenso wie Javi Martínez und Kingsley Coman nicht zur Verfügung. Dafür aber ist Thomas Müller dabei. Er erwartet einen "heißen Tanz". Und hat nur eine Einschränkung: "Gegen Borussia Dortmund zu spielen, ist nicht ganz so besonders wie ein Papstbesuch."

War sonst noch was?

Robert Lewandowski ist die Ruhe selbst. Zumindest möchte er diesen Eindruck im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vermitteln. Der Angreifer des FC Bayern hat in dieser Saison zwar sieben Tore erzielt - aber Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang war bereits elf Mal erfolgreich, Kölns Anthony Modeste übrigens auch. Kein Problem, sagt Lewandowski. "Ich bin schon zweimal Torschützenkönig gewesen, ich weiß, dass man manchmal einfach ruhig bleiben muss, egal, wie viele Tore du gerade geschossen hast. Vergleichen können wir am Ende."

Schließlich sei die Saison noch jung. "Aber wenn wir nur noch drei oder fünf Spiele haben, werde ich schon schauen: Wie viele Tore habe ich? Wie viele hat Auba?" Lewandowski und Aubameyang liefen 2013/2014 für den BVB auf, der Durchbruch gelang dem Gabuner aber erst nach Lewandowskis Wechsel zum FC Bayern im Sommer 2014. "Das lag vor allem daran, dass Pierre damals auf der rechten Seite gespielt hat, dadurch war er kein typischer Stürmer. Und es war sein erstes Jahr damals." Anschließend habe er bei Aubameyang eine "echte Explosion" beobachtet. Seinen Wechsel nach München bereut der Pole nicht. "Ich bin heute ein besserer Stürmer. Ich habe mehr Erfahrung, bin vielseitiger. Wenn du bei Bayern mit alle diesen Nationalspielern trainierst, unter richtig guten Trainern, ist es normal, dass du den nächsten Schritt machst. Ich weiß aber, dass es noch besser geht." Das muss in den Ohren der Dortmunder wie eine Drohung klingen.

Quelle: ntv.de

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