RBL torreich, Undav rettet VfB FC St. Pauli feiert ersten Bundesliga-Sieg seit Februar 2011
28.09.2024, 17:30 Uhr
Jackson Irvine (l.) kann Torschütze Oladapo Afolayan kaum aufhalten.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Nach dem 3:2 in Leverkusen stolpert RB Leipzig tor- und sieglos durch die Liga. Bevor aus der Unruhe ein Orkan werden kann, fegen die Sachsen den FC Augsburg aus dem Stadion. Der FC St. Pauli holte einen historischen Sieg in Freiburg und DFB-Stürmer Undav rettet den VfB Stuttgart ganz spät in Wolfsburg.
RB Leipzig - FC Augsburg 4:0 (2:0)
RB Leipzig nimmt in der Fußball-Bundesliga wieder Fahrt auf und hat seine Torflaute eindrucksvoll beendet. Die Mannschaft von Trainer Marco Rose überrollte den FC Augsburg mit 4:0 (2:0) und kann mit ordentlich Rückenwind in das nächste Champions-League-Duell mit Juventus Turin gehen. Doppelpacker Benjamin Sesko (11./15.), Lois Openda (46.) und Xavi Simons (57.) trafen für die Leipziger, die sich zuletzt in der Liga mit zwei Remis ohne Tore zufriedengeben mussten. Bereits am Mittwoch (21 Uhr/DAZN und im Liveticker auf ntv.de) ist RB wieder in der Königsklasse gegen den italienischen Rekordmeister gefordert.
RB-Coach Rose hatte die Situation bei Leipzig nach der 1:2-Niederlage bei Atlético Madrid in der Champions League sowie dem 0:0 gegen Union Berlin und beim FC St. Pauli nicht überbewerten wollen. "Die Jungs wollen", hatte der Trainer betont und eingeräumt: "Ein paar Dinge gehen uns momentan nicht so einfach von der Hand - das Herausspielen von Torchancen und das Erzielen von Toren." Gegen Augsburg suchte seine Mannschaft über Xavi direkt den Weg nach vorne, die anschließende Flanke von David Raum verrutschte jedoch deutlich. Augsburg versuchte wiederum, das Leipziger Spiel früh zu stören, doch nach Opendas sehenswerter Ablage mit der Hacke traf Sesko zur Führung und legte kurz darauf per Kopf nach.
Immer wieder drängte RB Richtung Tor, die Riesen-Chance zum Anschlusstreffer vergab auf der anderen Seite Jeffrey Gouweleeuw (27.). Nachdem RB-Verteidiger Lutsharel Geertruida Augsburgs Dimitrios Giannoulis im Strafraum zu Fall gebracht hatte, trat Gouweleeuw zum Elfmeter an - und scheiterte an Péter Gulácsi, der den Schuss aufs untere linke Eck stark parierte. Der FCA ließ sich dadurch nicht entmutigen, fand aber zunächst kein Durchkommen gegen nun etwas passivere Leipziger. Nach einem Patzer von Keven Schlotterbeck tauchte Openda frei vor Nediljko Labrovic auf, der Augsburger Torhüter verhinderte jedoch zunächst einen weiteren Treffer der Gastgeber. Kurz nach der Pause nutzte der belgische Stürmer seine erste Chance aber direkt, wenig später erhöhte Xavi. Leipzig ließ nicht nach und hatte die Partie weiter souverän im Griff.
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart 2:2 (1:1)
Torjäger Deniz Undav hat den VfB Stuttgart vor einem unerwarteten Dämpfer in der Fußball-Bundesliga bewahrt. Der Nationalspieler traf in der siebten Minute der Nachspielzeit zum 2:2 (1:1) beim VfL Wolfsburg - das kurze Zwischenhoch der Schwaben nach zuletzt zwei überzeugenden Ligasiegen fand dennoch ein Ende. Stuttgarts Torhüter Alexander Nübel hatte gegen den offensiv oft harmlosen VfL indes wenig Gelegenheiten, im Rennen um den Platz im Tor der Nationalmannschaft Pluspunkte zu sammeln und musste doch zwei Mal hinter sich greifen: Jonas Wind (20.) und Mohamed Amoura (68.) trafen für Wolfsburg.
Enzo Millot (32.) hatte das zwischenzeitliche 1:1 für den VfB Stuttgart erzielt, der nach der Gelb-Roten Karte für Atakan Karazor (63.) lange in Unterzahl agierte. Das Team muss nun schnell auf das erste Heimspiel der Champions-League-Saison am kommenden Dienstag gegen Sparta Prag umschalten. Beim VfB stand Schlussmann Nübel unter besonderer Beobachtung. Nach der schwerwiegenden Knieverletzung von Marc-André ter Stegen ist der am Montag 28 Jahre alte Keeper ein Anwärter auf die Nummer eins im deutschen Tor. Auf wen Bundestrainer Julian Nagelsmann bis auf Weiteres vertraut, dürfte bei der Kaderberufung am 3. Oktober für die Nations-League-Spiele in Bosnien und gegen die Niederlande verkündet werden.
Auf eine erste Bewährungschance musste Nübel lange warten, denn der VfB drängte früh nach vorn. Mit viel Ruhe, Sicherheit und großer Laufbereitschaft überbrückte Stuttgart das Mittelfeld und sorgte umgehend für Gefahr. Ermedin Demirovic (4.) kam im Strafraum zum Abschluss, zielte aber zu zentral. Auch defensiv stimmte der Einsatz. Mit frühem Pressing setzten die Schwaben die Wolfsburger unter Druck, verlorene Bälle wurden schnell zurückerobert.
Die Wölfe, die bis dahin offensiv nicht in Erscheinung getreten waren, stellten den Spielverlauf dann auf den Kopf. Nach einem Konter kam Wind aus rund zehn Metern frei zum Abschluss - und ließ Nübel keine Chance. Der VfL stand nach der Führung noch tiefer, schenkte seinen Vorteil aber leichtfertig her. Sebastiaan Bornauw brachte Jamie Leweling im Strafraum unnötig zu Fall. Nationalspieler Maximilian Mittelstädt (39.) hatte vor der Pause noch die große Chance zur Führung.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte sich bei Wolfsburg die Fehlerquote im Aufbauspiel. Stuttgart drängte auf die Führung und setzte dabei nun auch auf Nationalstürmer Undav, der erstmals seit März in der Bundesliga nicht in der Startelf gestanden hatte. Nach dem Platzverweis für Karazor und dem zweiten Wolfsburger Kontertor wurde es für Stuttgart schwer - doch Undavs Hereinnahme lohnte sich.
SC Freiburg - FC St. Pauli 0:3 (0:2)
Historischer Dreier für den FC St. Pauli: Die Kiezkicker haben ihren ersten Sieg in der Fußball-Bundesliga seit weit über 13 Jahren gefeiert. Der bärenstarke Aufsteiger gewann am 5. Spieltag überraschend mit 3:0 (2:0) beim zuvor gut in die Saison gestarteten SC Freiburg. Doppelpacker Elias Saad (12./72.) und Oladapo Afolayan (45.) trafen für die Hamburger, die ausgerechnet gegen den großen Stadtrivalen HSV zuletzt in der Eliteklasse gewonnen hatten (1:0 am 16. Februar 2011).
"Es wird verdammt schwierig gegen die Freiburger, die einen Höhenflug haben", sagte Paulis Trainer Alexander Blessin kurz vor dem Anpfiff bei Sky: "Wir wollen Stabilität in der Abwehr haben und Intensität an den Tag legen." Die 34.700 Zuschauer im ausverkauften Freiburger Stadion erlebten von Beginn das Bruder-Duell der Eggesteins. Mittelfeldspieler Maximilian (Freiburg) absolvierte seine 100. Bundesligapartie für den SC, Stürmer Johannes stand in der Startelf der Gäste.
Die ersatzgeschwächten Freiburger, bei denen unter anderem der frühere Pauli-Profi Daniel-Kofi Kyereh, Merlin Röhl, Maximilian Philipp, Manuel Gulde und Max Rosenfelder fehlten, kamen ganz schlecht in die Begegnung. Exemplarisch dafür stand das schwache Abwehrverhalten bei der Gäste-Führung durch Saad.
Nach dem Treffer gerieten die Hamburger, die ohne Simon Zoller auskommen mussten, in die Defensive. Vincenzo Grifo per Freistoß sorgte erstmals für Freiburger Gefahr (16.). Zwölf Minuten später setzte der Deutsch-Italiener einen Kopfball neben das Tor. Alles in allem zeigte Pauli aber eine sehr gute Vorstellung. Eric Smith hätte die Führung sogar ausbauen können, traf per Freistoß aber nur die Latte (35.). Kurz darauf scheiterte Grifo vom Punkt am Hamburger Torwart Nikola Vasilj.
Die Strafstoß-Entscheidung nach Videobeweis von Schiedsrichter Timo Gerach (Landau) war umstritten. Keine Fragezeichen gab es hingegen hinter dem Tor von Afolayan, das die Gastgeber noch vor der Pause endgültig schockte. Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhten die Freiburger die Schlagzahl, die Hamburger überstanden die Druckphase der Gastgeber aber erst einmal unbeschadet. Nach einer Stunde war der Sport-Club immer noch nicht auf der Anzeigetafel. Ein Kopfballtor von Philipp Lienhart zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (63.).
Entsprechend reagierte SC-Trainer Julian Schuster. Der Nachfolger von Christian Streich brachte die offensiven Lucas Höler und Florent Muslija. Die Maßnahme ging nach hinten los. Saad traf nach einem tollen Sololauf unter gütiger Mithilfe des Freiburger Torwarts Noah Atubolu.
1. FSV Mainz 05 - 1. FC Heidenheim 0:2 (0:1)
Der 1. FC Heidenheim kommt pünktlich vor dem Start in sein europäisches Abenteuer wieder ins Rollen und hat den ersten Sieg seit vier Wochen gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt gewann am Samstag beim FSV Mainz 05 mit 2:0 (1:0) und gehört damit weiterhin zur großen Spitzengruppe. Heidenheim war durchgehend spielbestimmend und hätte neben den Treffern von Marvin Pieringer (15.) und Jan Schöppner (86.) weitere erzielen können. Die Gäste profitierten von der frühen Gelb-Roten Karte gegen den Mainzer Andreas Hanche-Olsen wegen wiederholten Foulspiels (29.), nach Rot gegen Niklas Dorsch (80./grobes Foulspiel) herrschte in der Schlussphase wieder Gleichzahl.
Nach zuletzt zwei Niederlagen in Dortmund (2:4) und gegen Freiburg (0:3) verhinderte Heidenheim damit eine echte Negativ-Serie - gerade rechtzeitig vor dem Start der Ligaphase in der Conference League gegen Olimpija Ljubljana am kommenden Donnerstag. Mainz steht mit nur einem Sieg aus fünf Spielen weiter im Mittelfeld der Tabelle. Bei den Gästen hatte Schmidt nach den jüngsten Niederlagen "die Zügel ein Stück weit angezogen", anschließend von einer "Reaktion" seiner Spieler gesprochen. Vor 31.500 Zuschauern waren die Gäste während der intensiven Anfangsphase dann auch die stärkere Mannschaft. Ausgestattet mit einer ähnlichen Spielidee wollten beide Teams hoch pressen, Heidenheim war dabei effektiver.
Die Mainzer gerieten früh unter Druck und ließen gefährliche Standardsituationen zu. Zwei davon führten bereits beinahe zur Führung, die Kopfbälle von Pieringer (7.) und Jan Schöppner (8.) entschärfte der Mainzer Torwart Robin Zentner - nach einer Hereingabe aus dem Spiel heraus war er dann gegen Pieringer machtlos. Mainz litt sichtbar unter der Abwesenheit des gesperrten Nadiem Amiri in der Offensive, war aber gewillt, sich in dieses Spiel hineinzuarbeiten. Erste kleinere Chancen nährten die Hoffnung, der Platzverweis für Hanche-Olsen erschwerte dann jedoch das Vorhaben.
In der zweiten Hälfte tat sich Unerwartetes: Heidenheim begann damit, die Führung zu verwalten, Mainz durfte angesichts des Spielstands damit weiter auf einen erfolgreichen Konter hoffen. Ab Mitte der zweiten Hälfte drückte Schmidts Team allerdings wieder auf den zweiten Treffer - und erzielte diesen trotz des Platzverweises gegen Dorsch.
Borussia Mönchengladbach - Union Berlin 1:0 (0:0)
Aufatmen am Niederrhein: Borussia Mönchengladbach hat die Überflieger von Union Berlin gestoppt und nach 217 Tagen wieder einen Heimsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane gewann am Samstag dank eines Last-Minute-Treffers mit 1:0 (0:0) und fügte den Köpenickern damit die erste Niederlage der Saison zu. Für Gladbach, das zuletzt am 24. Februar 2024 beim 5:2 gegen den VfL Bochum einen Erfolg im eigenen Stadion gefeiert hatte, traf Tomas Cvancara (90.+6) spät. Während die Borussia durch den Erfolg mit nun sechs Punkten ins Tabellenmittelfeld kletterte, verpasste es die Mannschaft von Trainer Bo Svensson, zumindest vorübergehend auf einen Champions-League-Platz zu springen.
Seoane tauschte im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt auf zwei Positionen. Neben Philipp Sander, der im zentralen Mittelfeld für Rocco Reitz in die erste Elf rückte, sollte Alassane Plea in der Offensive für Gefahr sorgen. Auf der anderen Seite stürmte Jordan, in der vergangenen Saison an Mönchengladbach verliehen, von Beginn an. Gute Leistungen, aber nur wenige Punkte - so lautete das erste Zwischenfazit der Gladbacher nach vier Spieltagen. Gegen Union sollten nun dringend drei Zähler her. Doch die Borussia begann nervös, leistete sich in der Anfangsphase immer wieder Abspielfehler.
Im Gegensatz dazu strahlten die selbstbewussten Gäste eine spürbare Ruhe aus - und lauerten auf schnelle Konter. Tom Rothe flankte von der linken Seite gefährlich in den Strafraum, doch der Versuch von Benedict Hollerbach ging nur an das Außennetz (9.). Nur zwei Minuten später spielte Union quasi den selben Angriff, nun schoss Hollerbach aber Torwart Moritz Nicolas in die Arme. Das Seoane-Team hatte Probleme, sich durch die Ketten der Unioner zu kombinieren. Und so musste ein Standard her, an dessen Ende Sander den Ball über das Tor jagte (17.). In der Folge klappte es dann aus dem Spiel heraus, nach einer tollen Einzelaktion von Luca Netz verzog aber auch Kevin Stöger aus zentraler Position (26.).
Die Borussia übernahm die Spielkontrolle. Während die Offensive von Union abgemeldet war, kombinierte sich Mönchengladbach immer wieder mit klugen Pässen über die Flügel in Richtung Strafraum der Gäste. Dort fehlten aber die Abnehmer. Im zweiten Durchgang plätscherte die Partie vor sich hin. Gladbach fehlte nun die Überzeugung auf dem Platz, was dafür sorgte, dass sich auch die Gäste wieder vor dem gegnerischen Strafraum zeigten. Zwingende Chancen blieben aber Mangelware, Yorbe Vertessen (86.) traf in der Schlussphase den Pfosten.
Quelle: ntv.de, sue/sid