Fußball

Mehr Wechsel als je zuvor Fußball knackt Transfer-Rekordmarke

Casemiro (l.) und Antony (r.) zählten beide zu den zehn teuersten internationalen Transfers 2022.

Casemiro (l.) und Antony (r.) zählten beide zu den zehn teuersten internationalen Transfers 2022.

(Foto: picture alliance / empics)

So viele Transfers wie noch nie, deutlich gestiegene Ausgaben: Auf dem Fußball-Transfermarkt geht es hoch her. Das mit Abstand meiste Geld gibt ein alter Bekannter aus England aus, Portugal und Brasilien lassen aufhorchen. Auch der Krieg in der Ukraine hinterlässt Spuren.

Antony für 95 Millionen Euro. Casemiro für 70,5 Millionen Euro. Lisandro Martinez für 57 Millionen Euro. 240,3 Millionen Euro insgesamt. Kein Team legte im vergangenen Jahr mehr Geld für Neuzugänge auf den Tisch als Manchester United. Die Red Devils stehen damit symbolisch für eine Trendwende auf dem internationalen Transfermarkt: Das Geld fließt wieder in Strömen, die Folgen der Corona-Pandemie scheinen überwunden.

71.002 Spieler wechselten im Jahr 2022 grenzüberschreitend das Team - mehr als jemals zuvor. Dazu zählten Wechsel von Profi-Spielerinnen und -Spielern (21.764) ebenso wie von Amateuren (49.238). Das geht aus dem Global Transfer Report 2022 hervor, der vom Welt-Fußballverband FIFA veröffentlicht wurde.

Mit rund sechs Milliarden Euro überstiegen die Ausgaben für internationale Transfers die Werte aus den beiden Vorjahren deutlich. "Das sind 33,5 Prozent mehr als 2021, aber immer noch deutlich weniger als im Rekordjahr 2019", sagte der Rechts- und Compliance-Direktor der FIFA, Emilio Garcia Silvero. Damals waren 6,78 Milliarden Euro für internationale Transfers ausgegeben worden.

Bundesliga-Klubs nehmen viel ein

Mit seinen Krösus-Transfers steht Manchester United in England nicht allein da. Insgesamt gaben englische Teams die Rekordsumme etwa zwei Milliarden Euro für internationale Wechsel aus - fast so viel wie Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland auf den Plätzen zwei bis fünf zusammengerechnet.

Das meiste Geld floss dabei in die Kassen französischer Teams: Spieler wie Lucas Paqueta (von Lyon zu West Ham), Benoit Badiashile (von Monaco zu Chelsea) oder Sven Botman (von Lille zu Newcastle) wechselten jeweils für Summen deutlich jenseits der 30-Millionen-Marke auf die Insel, insgesamt wanderten stolze 327 Millionen Euro von England nach Frankreich. Auf Platz zwei folgt in dieser Hinsicht die Bundesliga, natürlich angeführt von Manchester Citys Goalgetter Erling Haaland, der im Sommer für 60 Millionen Euro aus Dortmund kam.

Die Bundesliga-Klubs mischen auch bei den Ausgaben für Spielertransfers kräftig mit, sie gaben laut Bericht 496 Millionen Euro aus und liegen damit hinter den Vereinen aus England, Italien (620 Millionen Euro), Spanien (546 Millionen Euro) und Frankreich (502 Millionen Euro). Die mit weitem Abstand höchsten Summen zahlten - das wird schon an dieser Auflistung deutlich - im vergangenen Jahr Klubs aus dem europäischen Fußballverband UEFA für internationale Transfers. Ganze 5,42 Milliarden Euro gaben europäische Teams im Jahr 2022 für grenzüberschreitende Wechsel aus - mehr als 90 Prozent der weltweiten Gesamtsumme.

Ukraine-Krieg auch auf dem Transfermarkt erkennbar

Die Zahlen zeigen auch: Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind selbst auf dem internationalen Transfermarkt spürbar. Kein Verein musste im Jahr 2022 mehr Spieler ins Ausland ziehen lassen als der ukrainische Erstligist Schachtjor Donezk. Ganze 51 Spieler verließen den Verein - die meisten davon, ohne den Ukrainern auch nur einen Cent Ablöse einzubringen. Im Juni 2022 hatte die FIFA entschieden, dass ausländische Spieler oder Trainer in der Ukraine ihre Verträge aufgrund der russischen Invasion auflösen können. Donezk hatte daraufhin versucht, vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS Schadensersatz in Millionenhöhe von der FIFA einzuklagen. Die Klage wurde jedoch abgewiesen.

Auch in Russland macht sich der Krieg im Transfergeschehen offenbar bemerkbar: 62 Spieler verließen das Land 2022 in Richtung Kasachstan, das für gewöhnlich weniger für seinen florierenden Profifußball bekannt ist. Weltweit fanden nur zwischen sechs Ländern mehr internationale Wechsel statt als zwischen den beiden Nachbarländern am Kaspischen Meer.

Brasilianisch-portugiesische "Partnerschaft" sticht heraus

Die klare Nummer eins in dieser Statistik sind derweil Brasilien und Portugal. Ganze 338 Spieler wagten 2022 den Weg über den Atlantik nach Portugal. Und auch in der Gegenrichtung gab es ordentlich Betrieb: Mit 166 Wechseln belegten Transfers von Portugal nach Brasilien Rang zwei in dieser Statistik.

Die brasilianisch-portugiesische "Partnerschaft" sticht besonders heraus, da die beiden Länder anders als zum Beispiel Belgien und Frankreich, Kroatien und Slowenien oder auch Deutschland und Österreich, die alle ebenfalls in den Top Ten vertreten sind, keine direkten Nachbarländer sind. Offensichtlich wagen viele Brasilianer den Schritt nach Europa, aber vor allem über das Land, in dem die gleiche Sprache gesprochen wird wie in ihrem Heimatland. 2022 befanden sich darunter unter anderem der 19-jährige Flügelstürmer Gabriel Veron (von Palmeiras zum FC Porto) oder auch Innenverteidiger Joao Victor (von Corinthians zu Benfica).

Die zehn teuersten Transfers - darunter mit Rodrygo und Casemiro gleich zwei Neuzugänge von Manchester United - waren allein für 12,5 Prozent der Gesamtausgaben verantwortlich. Zudem sind zwei mit Bundesliga-Beteiligung darunter. Zum einen der Wechsel Haalands, zum anderen der Transfer für 67 Millionen Euro von Matthijs de Ligt von Juventus Turin zum FC Bayern München.

Bei den Profi-Fußballerinnen stieg die Zahl der internationalen Transfers mit 1555 um 19,3 Prozent an. Mit 119 seien so viele Verbände wie nie zuvor daran beteiligt gewesen, betonte García Silvero. Seit 2018 hat sich die Zahl der Transfers der Mitteilung zufolge sogar verdoppelt. Die FIFA wertete das als Bestätigung für das "beeindruckende Wachstum".

Quelle: ntv.de, jda/dpa

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