Fußball

BVB gegen Bayern am 13. Bundesliga-Spieltag Götze pfeift im Wald, Klopp philosophiert

So furchtbar beliebt ist dieser Mario Götze dem Anschein nach in Dortmund nicht mehr.

So furchtbar beliebt ist dieser Mario Götze dem Anschein nach in Dortmund nicht mehr.

(Foto: imago sportfotodienst)

Mit einem Sieg im Topspiel kann der BVB an diesem 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga dem FC Bayern gefährlich werden. Nur glaubt niemand so recht daran. Während Klopp an der Aufstellung bastelt, wettert Sammer gegen zu viel Mitleid.

Wie hoch gewinnt der FC Bayern?

Es gibt keine Zweifel daran, dass die erste Elf der Borussia aus Dortmund jederzeit in der Lage ist, die erste Elf des FC Bayern zu schlagen. Das Problem des BVB aber vor diesem 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist, dass sich so viele Spieler vor dem Topspiel verletzt abgemeldet haben, dass es den Eindruck macht, die Dortmunder seien froh, wenn sie überhaupt elf Spieler zusammenbekommen. Dass den Münchnern hingegen Franck Ribéry fehlt, der sich in dieser Woche mit Frankreich doch noch für die Weltmeisterschaft im Sommer in Brasilien qualifiziert hat, fällt dagegen vergleichsweise wenig ins Gewicht. Auch wenn der Mann am 13. Januar in Zürich unbedingt zum Weltfußballer gekürt werden will - so wichtig wie vier Dortmunder Abwehrspieler ist er nun doch nicht.

"Kurzfristig hat es die Dortmunder sicherlich noch härter erwischt": Thomas Müller.

"Kurzfristig hat es die Dortmunder sicherlich noch härter erwischt": Thomas Müller.

(Foto: imago sportfotodienst)

Denn der Kader des FC Bayern ist so gut besetzt, dass - überspitzt formuliert - selbst eine B-Auswahl jederzeit in der Lage ist, die erste Elf des BVB zu schlagen. Oder wie es Mittelfeldspieler Thomas Müller formulierte: "Kurzfristig hat es die Dortmunder sicherlich noch härter erwischt. Bei uns fällt das nicht so auf: Wenn es Verletzte gibt, haben wir trotzdem Spieler, die die anderen adäquat ersetzen können." Münchens Sportvorstand Matthias Sammer sagte im Bezahlfernsehen gar: "Mir wäre lieber, wenn es ein komplettes Spiel gegeben hätte, mit allen Spielern von Borussia Dortmund gegen Bayern München. Jetzt geht man überall so ein bisschen in die Rolle hinein, in der sehr stark die Mitleidsschiene gespielt wird." Herrjeh, die armen Bayern.

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Wenn's schlimm kommt für die Dortmunder, haben sie nach diesem Spieltag nicht nur sieben Punkte Rückstand, sondern sie finden sich auch nur noch auf Platz drei der Tabelle wieder - hinter Bayer Leverkusen. Es gibt Menschen, die glauben, der Spielausgang am Samstag habe prophetische Strahlkraft für den Rest der Saison. Kurz: Gewinnen die Bayern, sind sie so gut wie durch. Die Münchner kratzt das wenig, sie streben konsequent schottische Verhältnisse an - mit einer dominanten Mannschaft an der Spitze. Kapitän Philipp Lahm kennt da kein Pardon: "Auf Angst vor Langeweile können und wollen wir keine Rücksicht nehmen."

Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?

War noch was? In der Tat finden an diesem Wochenende acht weitere Spiele statt. Die Leverkusener treten als Tabellendritter bei der Hertha im Berliner Olympiastadion an - mit dem Wissen, dass sie bei einem Sieg und einer Niederlage der Dortmunder auf Platz zwei klettern können. Ansonsten spielen am Samstag: der Tabellenletzte aus Nürnberg gegen jene Wolfsburger, die jüngst den BVB geschlagen haben, der FC Augsburg gegen die TSG Hoffenheim und Eintracht Braunschweig gegen den SC Freiburg im Duell der Kellerkinder. Am Sonntag spielen dann noch der Hamburger SV gegen Hannover 96 und der SV Werder Bremen gegen den FSV Mainz. Ist nicht böse gemeint, aber das Topspiel geht vor.

Welche Mannschaft überrascht?

Ein Sieg der Dortmunder wäre tatsächlich eine Überraschung, manche sprechen gar von einer Sensation. Die Misere dürfte hinlänglich bekannt sein, hier noch einmal fürs Protokoll: Mit Neven Subotic, Lukasz Piszczek sowie den beiden deutschen Nationalspielern Mats Hunmels und Marcel Schmelzer, die sich in Wembley verletzt haben, fällt die mutmaßlich beste Besetzung der Viererabwehrkette verletzt aus. Taktgeber Ilkay Gündogan ist schon länger nicht dabei. Da dürfen die Dortmunder fast froh sein, dass Bundestrainer Joachim Löw nicht auch noch Kevin Großkreutz für die Länderspiele in Italien und England nominiert hatte. Großkreutz ersetzt seit Wochen sehr erfolgreich den Polen Piszczek als rechter Verteidiger. Und zwar so gut, dass er das auch in der Nationalelf könnte. Er wird auch am Samstag auflaufen, ansonsten muss sein Trainer improvisieren. Vermutlich mit dem defensiven Mittelfeldspieler Sven Bender neben dem Griechen Soktratis in der Innenverteidigung und dem 21 Jahre alten Erik Durm auf der linken Seite. Ansonsten schweifte Klopp lieber ins Quasi-Philosophische ab: "Es gehört sich, dass man nach einem kurzen Moment des Überlegens in die Spur findet. Am spannendsten ist es doch, aus einer problematischen Situation heraus etwas Besonderes zu schaffen."

Für welchen Trainer wird es eng?

Für Jürgen Klopp, allerdings nur, was seine Aufstellung im Topspiel betrifft. Es wird spannend sein, zu sehen, ob sein Konzept, bislang meist sehr erfolgreich gegen den FC Bayern, auch dann noch funktioniert, wenn die halbe Mannschaft fehlt. In Tagen wie diesen, die nicht zu den glücklichsten in seiner Laufbahn als Trainer zählen dürften, steht der BVB am Scheideweg. In der Liga drohen die Bayern zu enteilen, auch weil die Dortmunder zuletzt in Wolfsburg verloren, wo sie spielerisch wenig überzeugten und hinterher übermäßig gereizt reagierten. Und auch in der Champions League wird es nach der Niederlage gegen den FC Arsenal eng, am Dienstag beim SSC Neapel sollte die Borussia tunlichst gewinnen, soll es im kommenden Jahr nicht in der Europaliga weitergehen. Und so versuchte es Klopp mit erst mit einem müden Scherz: "80 Prozent meiner grauen Haare habe ich mir in dieser Woche abgeholt." Und sagte dann zum Gipfel gegen die Bayern: "Wir werden ein außergewöhnliches Spiel machen müssen, um den Gegner in irgendeiner Weise vor Probleme zu stellen. Man muss ja auch damit rechnen, dass der Gegner selbst ein bisschen aktiv wird."

Wo wird es brisant?

Im Münchner Trikot mit der Nummer 19. Darin steckt Mario Götze. Und der hat in der vergangenen Saison noch für Borussia Dortmund gespielt. Noch ist nicht klar, ob der 21 Jahre alte Supertechniker überhaupt in der Startelf des FC Bayern steht. Doch auch wenn er nur auf der Bank sitzt, dürfte ihm die geballte Aufmerksamkeit der Dortmunder Fans gewiss sein. Auch wenn sie von offizieller Seite prophylaktisch versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte: "Pfiffe wären nicht gerecht, das hätte Mario nicht verdient." Und Sportchef Michael Zorc betonte im "Kicker": "Er hat zwölf Jahre erfolgreich und gut für uns gespielt, und wir haben eine Rekordablösesumme verbuchen können. Das alles gilt es am Samstagabend zu berücksichtigen." Ob's hilft?

Götze selbst scheint zumindest zu ahnen, was im Westfalenstadion auf ihn zukommt und behauptet tapfer: "Angst habe ich auf keinen Fall." Klingt nach Pfeifen im Walde. Wäre ja auch blöd, wenn er das Gegenteil sagen würde. Immerhin räumt er ein: "Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere." Doch Thomas Graw, Mentaltrainer der österreichischen Nationalmannschaft, hat einen guten Tipp für Mario Götze: "Wenn ich es schaffe, das als eine Herausforderung zu verarbeiten, dann habe ich natürlich eine wesentlich höhere Selbstsicherheit." Guter Plan.

Was sagt das Orakel?

"Von uns wird mehr erwartet. Anstelle der Dortmunder würde ich auch auf Understatement machen." Nationalspieler Thomas Müller vom FC Bayern gibt sich großzügig.

Quelle: ntv.de

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