Fußball

Aufregung bei Aalborg BK Hitzlsperger schleppt Influencer an - Fanszene kocht

Aalborg BK jubelt.

Aalborg BK jubelt.

(Foto: picture alliance / Gonzales Photo/Balazs Popal)

Der dänische Fußball-Zweitligist Aalborg BK will an glorreiche Zeiten anknüpfen. Dabei holt er sich Hilfe bei deutschen Investoren - darunter sind neben Thomas Hitzlsperger auch drei bekannte Influencer. Bei der Fanszene kommt das nicht so gut an.

Das Timing war nicht optimal, das sah auch "ViscaBarca" ein. Wochenlang flogen in den Stadien der deutschen Bundesligen ständig Gegenstände, die eigentlich mit dem Fußball nichts zu tun haben. Die Flut an Tennisbällen, Süßigkeiten und Spielzeugautos sorgte dafür, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Ende keinen Investor an Bord holte. Und gerade, als die deutschen Fans ihre Erfolgsgeschichte fertig geschrieben hatten, da kommt die nächste, wenn auch deutlich kleinere und weniger bedeutende Investorengeschichte. In dieser Gemengelage veröffentlichte Anton Rinas, wie "ViscaBarca" mit bürgerlichem Namen heißt, ein Video mit einer Nachricht, die er später etwas geraderücken muss: Er steigt mit zwei weiteren deutschen großen Influencern beim dänischen Zweitligisten Aalborg BK ein - als Investor.

Was er in den folgenden Minuten beschreibt, klingt wie ein Traum, den schon viele geträumt haben. Da ist ein alter Traditionsklub, dessen beste Jahre in der Vergangenheit liegen. Der einmal groß war, dessen Fans sich viele Geschichten von früher erzählen können. Aber dieser Klub hat das Potenzial, wieder strahlend zu sein und neue Heldengeschichten zu produzieren. Im echten Leben machen die meisten an dieser Stelle dann die Konsole aus. Und wenn nicht, endet es selten so, wie man es sich ausgemalt hat. Davon können Fans von Hertha BSC und 1860 München ausführlich berichten.

Offenbar wirklich ein Fußballfan

Bei "ViscaBarca" gibt es nur einen deutlichen Unterschied zu den meisten Investoren: In dem rund 46 Minuten langen Video nimmt man dem 28-Jährigen tatsächlich ab, dass er wirklich Fußballfan ist. Er zählt die "Keyfacts" auf, spricht über die Einblicke, die er erhalten haben soll, über die regelmäßigen Berichte zum Scouting und den Finanzen. Er erklärt, dass Aalborg BK älter als der FC Barcelona ist. Besonders ein "Keyfact" scheint ihn nicht mehr loszulassen. 2008, es war ein Septemberabend, da spielte "sein" Klub tatsächlich gegen Cristiano Ronaldo. Der Portugiese war damals noch bei Manchester United und gewann mit 3:0. Aalborg BK schaffte es hingegen nicht über die Gruppenphase der Champions League hinaus.

Doch da soll der dänische Klub wieder hin: nach Europa, vielleicht sogar in die Königsklasse. Rinas und seine beiden Influencer-Investoren-Kollegen, "Trymacs" und "UnsymphatischTV", scherzen darüber, dass es nur ein paar Jahre dauern könnte. "Wir müssen jetzt erst mal aufsteigen", erklärt Rinas in dem Video auf seinem Hotelzimmer. Und es sieht gar nicht so schlecht aus, aktuell liegt Aalborg BK auf dem zweiten Tabellenplatz. Einfach in die Playoffs der zweiten Liga, dann ins Oberhaus. Ohnehin: Ein Drittel der ersten dänischen Liga spiele ja schon europäisch. "Stellt euch mal vor, ich lade in ein paar Jahren einen Vlog hoch, wo mein Verein gegen Galatasaray in der Europa League spielt. Was wäre das für eine geile Geschichte." Der Traum wirkt so nah.

Und wie sehen das die Fans?

Die Frage, die sich nur die ganze Zeit aufdrängt, ist: Wie soll das klappen? Drei Influencer machen noch keinen Topklub, selbst wenn sie wahnsinnig viel Geld dort hineinpumpen würden. Die Antwort erschließt sich dann doch auch Menschen, für die Twitch (eine Streamingplattform) ein Fremdwort ist. Denn plötzlich spaziert Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger durch das Video. Der deutsche Meister von 2007 stieg schon vor einem Jahr bei Aalborg BK ein, gemeinsam mit der Aktionärsgruppe Sport Strategy Excellence 22 GmbH & Co. KG. Damals kosteten rund 20 Prozent der Anteile laut "Kicker" rund zwei Millionen Euro.

Doch Hitzlsperger machte das nicht alleine, er hatte ehemalige Kollegen aus dem deutschen Profi-Fußball dabei. Neben ihm und dem ehemaligen HSV-Vorstand Joachim Hilke ist besonders eine spannende Personalie mit nach Dänemark gekommen: Bernhard Peters. Der ehemalige Hockeynationaltrainer kennt sich damit aus, Klubs mit Investorenhilfe an die Spitze zu führen. Peters war von 2006 bis 2014 Sportdirektor bei der TSG Hoffenheim. Dort schaffte er zusammen mit Ralf Rangnick und dem von SAP-Milliardär Dietmar Hopp unterstützten Klub den Sprung aus der dritten in die erste Liga.

Vor allem für die Fan-Rekrutierung wichtig

Und nun stoßen die drei Influencer dazu, um aber nicht sportlich mitzuwirken. "Neben dem Erfolg ist es wichtig, den Verein dabei zu unterstützen, neue Fans über verschiedene Kommunikationsplattformen zu erreichen", sagte Hitzlsperger laut "Kicker". "Fans und Sponsoren wollen so viele Informationen über ihren Lieblingsverein und ihre Idole wie möglich. Das gilt nicht nur für die 90 Minuten auf dem Platz, sondern auch zwischen den Spielen." Sponsoren könnten, so erklärte es Hilke weiter, auch "stärker in die Content-Creation eingebunden werden". Mit zunehmender Reichweite des Vereins und der Spieler werde sich auch die Reichweite für die Partner vergrößern.

Klar, alle drei Influencer haben zusammen schwindelerregende Reichweiten, addiert folgen ihnen alleine bei Youtube fast sieben Millionen Menschen - bei Aalborg sind es bisher nicht mal 5000. Doch auch das Geld wird eine Rolle spielen, schließlich verdienen die drei mutmaßlich nicht schlecht. "Trymacs" ist einer der bestverdienenden Influencer Deutschlands, eigenen Angaben zufolge verdient er mehr als 400.000 Euro jährlich alleine mit Youtube-Werbung. Wie viel sie jedoch genau investiert haben und wie groß ihre Anteile sind, ist nicht bekannt.

So weit, so gut. Nur kam beim Vlog von Rinas nicht so richtig rüber, dass die drei Deutschen vor allem für mehr Reichweite sorgen sollten - dabei aber nicht ins Tagesgeschäft eingreifen. Und deshalb kam das besonders bei einer Gruppe nicht so richtig an: den Fans von Aalborg BK. Während im Video vor allem glückliche Anhänger zu sehen waren, klang das in einer von Verein und Fangruppen gemeinsam veröffentlichten Stellungnahme anders. Der Klub sah sich genötigt zu erklären, die drei deutschen Influencer seien nicht Teil des Vereinsbetriebs und prägten die Strategie nicht. Falsche Zitate seien aus dem Video entfernt worden.

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Zuvor hatte es innerhalb der Fanszene gebrodelt. Schon vor einer Woche veröffentlichte die Gruppierung "Vesttribunen" ein Statement bei X. Darin hieß es, dass Mitglieder verwundert darüber seien, "dass Influencer auf Youtube das Eigentum an unserem Verein proklamieren". Und es sei völlig inakzeptabel, "dass Miteigentümer des Vereins den Besitz als 'FIFA im echten Leben' betrachten". Unter Rinas' Instagramposts tummeln sich deshalb nun Leute, die ihrem Unmut Ausdruck verleihen. Etwa jemand, der offenbar der Aalborg-Ultraszene angehört, schreibt: "Hau' aus unserem Klub ab!"

Und Rinas? Der ist darum bemüht, weiter zu beschwichtigen. Es sei kein Saudi-Klub, "wo wir mit Geld herumschmeißen", schreibt er in den Kommentarspalten. "Man versucht einfach, die Jugend und Infrastruktur zu verbessern und nachhaltig zu entwickeln." Auf den Contentcreator, der für mehr Reichweite sorgen soll, könnte ohnehin ein anderes Problem zukommen: Dem Fachmagazin "11 Freunde" teilten die "Vesttribunen" mit, dass die Influencer ohne die Erlaubnis der Fans keinen neuen Content kreieren dürften. Das könnte dann kompliziert werden.

Quelle: ntv.de

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