Fußball

"Mega happy und mega stolz" Mentalitätsmonster Popp treibt purer Wille zum Traumtor

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Popp kann jubeln. Dank ihres Treffers steht der VfL Wolfsburg im Halbfinale der Champions League.

(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)

Der VfL Wolfsburg kann weiter vom ersten Champions-League-Titel seit neun Jahren träumen. Das Team von Trainer Tommy Stroot besiegt im Viertelfinale Paris St. Germain. Im Rückspiel in der VW-Arena reicht dabei ein Unentschieden - das DFB-Kapitänin Alexandra Popp veredelt.

Wenn die Worte Mentalität und Wille auf eine Fußballerin passen, dann ist es Alexandra Popp. Das hat sie im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris St. Germain (1:1) einmal mehr bewiesen. In den ersten 20 Minuten der Partie dominierten die Französinnen, sie mussten ihre 0:1-Pleite aus dem Hinspiel wettmachen und sie waren überaus gewillt, dies schnell zu erledigen. Doch Popp machte ihnen vor 14.367 Zuschauern in der großen VW-Arena, in die sie für dieses Highlight-Spiel umgezogen waren, einen Strich durch die Rechnung.

Dreh- und Angelpunkt der 20. Minute war die DFB-Stürmerin. Aus der eigenen Hälfte spielte sie den langen Pass zu Außenspielerin Felicitas Rauch, die nach vorn gelaufen war. Der Ball geriet allerdings zu lang für Rauch, Grace Geyoro fing ihn ab und spielte ihn zurück. Popp aber störte das Aufbauspiel der Pariserinnen und passte erneut zur anlaufenden Rauch. Diesmal kam die Nationalspielerin an den Ball und spielte nach einem Lauf zurück zur mit nach vorne stürmenden Popp.

Sie wird den Ball gar nicht entscheidend erreichen, war der erste Gedanke beim Zusehen. PSG-Verteidigerin Oriane Jean-Francois steht gut. Sie wird den Ball zwar bekommen, aber nicht zum Schuss kommen, war der zweite Gedanke. Na gut, sie wird zum Schuss kommen, aber der wird nicht aufs Tor gehen, war der dritte Gedanke. Der vierte lautete dann: Es ist halt Popp. Denn mit ganz viel Willen stürzte sie sich in den Ball, schon halb im Fallen schoss sie ihn sehenswert und unhaltbar für PSG-Torhüterin Sarah Bouhaddi ins rechte obere Eck.

Ihr Jubel war entsprechend selbstbewusst, mit weit ausgebreiteten Armen lief sie übers Feld, ließ sich feiern, bis ihr die jubelnde Rauch in die Arme sprang. Vor dem Tor wird die 31-Jährige regelmäßig zum Monster. Es ist bemerkenswert, dass dieses 1:0 zugleich erst ihr erster Treffer in dieser Champions-League-Saison ist. Zugleich verwundert es mit Blick auf das Spielsystem von Wolfsburg-Trainer Tommy Stroot gleich weniger. Denn er setzt Popp gern auch mal defensiver ein, hat er doch mit Ewa Pajor eine Top-Torjägerin, die die Torschützenliste der Königsklasse anführt. Sieben Treffer gelangen ihr in acht Partien, gegen PSG aber saß sie lange auf der Bank und wurde erst in der 73. Minute für Jill Roord eingewechselt.

Popp bietet Luxusproblem

Es ist ein Luxusproblem, dass Popp auf so vielen Positionen spielen kann. Als Stürmerin aber verbreitet sie bei den Gegnerinnen sicherlich die meiste Angst. Sie scheut keinen Zweikampf, geht ohne Rücksicht auf Verluste in Kopfbälle und bringt dabei eine Wucht mit, die kaum aufhaltbar ist. Das mussten die Gegnerinnen international zuletzt bei der Europameisterschaft - Popps persönlichem Märchen ohne Happy End - erleben. Im Halbfinale von Milton Keynes standen dabei für Frankreich auch einige PSG-Spielerinnen auf dem Platz. Sie überwand sie dabei gleich doppelt. Der zweite Treffer vor acht Monaten war dabei von Rauch vorbereitet worden. Gut möglich, dass einige PSG-Spielerinnen an ein böses Omen dachten.

"Wir sind mega happy und mega stolz, es war ein harter Fight", sagte Popp nach dem Spiel bei DAZN. "Wir haben uns reingekämpft, die Zweikämpfe angenommen. Das erste Tor war extrem wichtig für uns." Es war ein Tor aus dem Nichts. Bis dahin hatte PSG alles im Griff, war durch einen Treffer von Kadidiatou Diani vermeintlich in Führung gegangen, bei einem Pass hinter die letzte Abwehrreihe aber stand sie einen Fuß breit im Abseits, der VAR kassierte die frühe Führung. Glück für die Wölfinnen, die nicht nur in dieser Szene nicht souverän spielten. Nach der überraschenden Führung hätten sie dann beinahe noch das 2:0 erzielen können, es wäre wieder Popp gewesen. Eine Flanke von Kapitänin Svenja Huth traf die 31-Jährige per Flugkopfball aber nur so, dass Bouhaddi den Ball gerade noch abwehren konnte.

Diani gelang in der 30. Minute nach einer Flanke von Sakina Karchaoui per Kopf der Ausgleich, wenige Minuten später verletzte sie sich bei einem Zweikampf mit Kathrin Hendrich an der Schulter, spielte zunächst noch kurz weiter, ehe sie unter Tränen und mit dick bandagiertem Arm den Platz verlassen musste. PSG war ihrer stärksten Angreiferin beraubt. Auch weil Wolfsburg in der zweiten Halbzeit souveräner aufspielte, konnten die Gäste kein Tor mehr erzielen. Mehrere Versuche des VfL landeten wiederum nur an Pfosten oder Latte. "Ich bin sehr glücklich über unsere Entwicklung in diesem Spiel und über das Gesicht, was wir nach dem Spiel gegen Bayern München gezeigt haben", so Stroot über das erste Spiel, nachdem sein Team im direkten Duell mit dem FC Bayern die Tabellenführung in der Bundesliga verloren hatte und nun ernsthaft um die Meisterschaft bangen muss. "Die Mannschaft hat bis zur letzten Minute gefightet und sich in die Bälle reingeworfen."

Halbfinale gegen FC Arsenal

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Sich gegen "so eine internationale Klasse" durchzusetzen, "ist wirklich etwas, was uns extrem stolz macht", sagte Stroot weiter. Wolfsburg wahrt mit dem Einzug ins Halbfinale die Chance auf den ersten Königsklassen-Triumph seit neun Jahren. 2013 und 2014 hatten die Frauen aus Niedersachsen bislang den Pokal gewinnen können. Bei drei darauffolgenden Final-Einzügen scheiterten sie jeweils an den Rekordsiegerinnen von Olympique Lyon. Dies wird ihnen diesmal nicht passieren können, denn die Französinnen sind am späteren Abend gegen den FC Chelsea ausgeschieden.

Der VfL Wolfsburg ist weiter, trifft im Halbfinale nun auf den FC Arsenal, der am Dienstag das deutsch-deutsche Aufeinandertreffen zunichtemachte, als die Londonerinnen den FC Bayern besiegten. Damit ist noch nicht fix, dass definitiv ein deutsches Team das Finale in Eindhoven (3. Juni) erreichen wird. Ein gutes Omen gibt es indes für den VfL: In der vergangenen Saison waren sie durch einen Sieg gegen Arsenal ins Halbfinale eingezogen. "Wir werden uns drauf freuen, weil klar ist, es ist der letzte Schritt Richtung Finale", sagte die DFB-Kapitänin denn auch: "Und den wollen wir für uns entscheiden."

Quelle: ntv.de

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