Fußball

Sechs Dinge, gelernt am 7. Spieltag Nur die DFL kann den FC Bayern stoppen

Sie wirbeln, wie es ihnen beliebt: Douglas Costa und Kingsley Coman.

Sie wirbeln, wie es ihnen beliebt: Douglas Costa und Kingsley Coman.

(Foto: imago/Moritz Müller)

Dass Thomas Müller den Elfmeter freiwillig verschießt, ist eine Mär. Ansonsten aber folgt der FC Bayern dem Motto: Gegner müde spielen - und zuschlagen. Der BVB ärgert sich und motzt weiter, die Schalker sind obenauf.

1. Dem FC Bayern reicht eine Halbzeit

Nur eine Sache stört sie beim FC Bayern: "Die Gegner werden sich nicht kampflos ergeben, man muss die auch manchmal müde spielen." Abwehrchef Jérôme Boateng hat das gesagt, nach dem 3:0 der Münchner in Mainz. Und in der Tat benötigten sie an diesem 7. Spieltag der Fußball-Bundesliga eine Halbzeit, um richtig auf Touren zu kommen. Wieder einmal. Würde die DFL nur die ersten 45 Minuten werten, sähe die Bilanz der Münchner nach sieben Partien eher mau aus: elf Punkte, 4:3 Tore - was immer noch für Platz sechs in der Tabelle reichen würde. In Wirklichkeit aber ist es so: Bislang hat es keine Mannschaft geschafft, sie über volle 90 Minuten zu stoppen. Und deswegen steht der FC Bayern dort, wo ihn alle erwartet hatten: Mit 21 Punkten und 23:3 Toren souverän an der Spitze der Tabelle.

"Wir haben die Qualität, das auszunutzen": Philipp Lahm, FC Bayern München.

"Wir haben die Qualität, das auszunutzen": Philipp Lahm, FC Bayern München.

(Foto: imago/Thomas Frey)

Thomas Müller, der in Mainz nach 20 Minuten den Ball bei seinem Elfmeter über das Tor schoss, will das aber nicht als Taktik missverstanden wissen: "Wir hätten gerne das 1:0 vor der Pause genommen. Aber Fußball ist kein Wunschkonzert." Dennoch blieb für den Gegner wieder nur die Erkenntnis, sich zwar redlich bemüht und tapfer gewehrt zu haben - letztlich aber ohne Erfolg. Das lag natürlich auch daran, dass Robert Lewandowski trifft, wie es ihm beliebt. In Mainz erzielte der polnische Nationalspieler seine Tore Nummer neun und zehn in dieser Spielzeit - und damit seine Bundesligatreffer Nummer 100 und 101. Er hatte es geahnt. Unter seinem Trikot trug er ein Funktionsshirt mit einer rosafarbenen 100 darauf. "Man muss immer daran glauben, dass das Tor fällt. Man muss immer positiv denken." Dass die Angriffsmaschine des FC Bayern so erfolgreich ist, liegt aber auch daran, dass die Münchner sich prima verstärkt haben. Wer redet in diesen Tagen noch von den verletzten Franck Ribéry und Arjen Robben? Douglas Costa und Kingsley Coman heißen die Flügelflitzer der neuen Generation, die das Spiel der Münchner so schnell und unberechenbar machen wie lange nicht mehr. Costa legte in sieben Spielen zehn Mal für einen Kollegen auf. Einmal traf er selbst. Und Coman kommt nach drei Partien auf zwei Treffer und eine Vorlage. In Mainz holte er den Elfmeter heraus, den Müller dann verschoss. Das 2:0 bereitete er vor, das 3:0 besorgte Coman selbst - nach einer Hereingabe Costas. Kapitän Philipp Lahm konstatierte: "In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass die Kräfte der Mainzer nachlassen. Da hatten wir mehr Räume und wir haben die Qualität, das auszunutzen."

2. Der BVB schwächelt zur Unzeit

Gut, in München werden sie sich am Sonntagabend kaputtgelacht haben, als sie vom Ergebnis der Dortmunder Borussia erfuhren. Und für den neutralen Zuschauer ist es schlichtweg ärgerlich, dass sich der BVB nach dem 1:1 unter der Woche bei der TSG Hoffenheim nun durch das 2:2 gegen den SV Darmstadt 96 selbst der zumindest theoretischen Chance beraubt hat, mit einem Sieg im Spitzenspiel am kommenden Sonntag beim FC Bayern die Tabellenspitze zu erklimmen. Am meisten geärgert aber haben sich die Dortmunder selbst. "Ich bin total enttäuscht", sagte Trainer Thomas Tuchel. "Wir sind alle enttäuscht."

Gereizt: Mats Hummels.

Gereizt: Mats Hummels.

(Foto: imago/DeFodi)

Und Mats Hummels, der schon nach dem Remis in Sinsheim seine Kapitänsbinde auf den Rasen geschleudert hatte, motzte: "Die Darmstädter waren tot, die haben nicht mehr an sich geglaubt und dann haben wir ihnen so eine Situation gegeben." Nun ja, wer kurz vor Schluss einen Rückstand vor mehr als 80.000 Zuschauern im Westfalenstadion ausgleicht, dürfte durchaus an sich glauben. Nur einer bastelt ungeniert an seiner Legende. Pierre-Emerick Aubameyang schoss die beiden Tore und hat nun in den ersten sieben Saisonspielen jeweils mindestens einmal getroffen - Bundesligarekord. Saisonübergreifend hat der Gabuner sogar in neun Liga-Spielen in Serie mindestens ein Tor erzielt. Nun wird es darauf ankommen, ob er am Sonntag in München auch am achten Spieltag wieder erfolgreich ist.

3. Darmstadt hat eine überzeugende Erfolgsformel

Man kann es natürlich sehen, wie Mats Hummels. Der BVB-Kapitän giftete wie erwähnt nach dem 2:2 gegen Aufsteiger Darmstadt: "Sie haben pures Glück gehabt." Stimmt, ein bisschen. Natürlich profitierten die Lilien beim Ausgleich in der 90. Minute von einem schlechten Stellungsspiel in der Dortmunder Abwehr. Und ja, auch das stimmt. Nach dem 2:1 der Borussia durch den Doppeltorschützen Aubameyang in der 71. Minute deutete wirklich nur noch sehr, sehr wenig daraufhin, dass die Mannschaft von Dirk Schuster etwas Zählbares aus Dortmund mitnehmen würde. Aber es gibt auch noch eine andere Lesart.

"Mentalität schlägt Qualität": Peter Niemeyer.

"Mentalität schlägt Qualität": Peter Niemeyer.

(Foto: imago/Moritz Müller)

Und die erklärt Darmstadts Abräumer Peter Niemeyer: "Es gibt diesen Leitsatz 'Mentalität schlägt Qualität'. Den leben wir brutal." Und wie brutal sie ihn leben, dafür ist Niemeyer selbst das beste Beispiel. Das Gesicht des 31-Jährigen machte kurz vor der Pause mit der Schulter von Ilkay Gündogan - unabsichtlich - Bekanntschaft. Und obwohl das Auge sekundenschnell zuschwoll, kämpfte sich der Mittelfeldmann bis zur 57. Minute mit ungebremster Leidenschaft und Intensität durch die Partie. Er war damit aber nur die optisch auffälligste Figur im Spiel seiner Mannschaft. Denn auch seine Kollegen bearbeiteten den BVB über 90 Minuten mit der Laufbereitschaft, der Zweikampfhärte und der Freude am Kampf, die es braucht, um bei einem haushohen Favoriten zu bestehen. Und dass sich die Darmstädter bis zur letzten Minute noch die Chance erhalten haben, einen so sicher auch verdienten Punkt zu klauen, ist vor allem dieser besonderen Qualität geschuldet - und vielleicht ein bisschen Glück.

4. Heimvorteil - welcher Heimvorteil?

Das gab es in der 52 Jahre währenden Geschichte der Bundesliga erst sechs Mal: keinen einzigen Heimsieg an einem Spieltag. Zuletzt gab es das in Runde 20 der Saison 2011/2012. Standen seinerzeit sechs Remis drei Auswärtssiegen gegenüber, waren es an diesem Spieltag nun vier Unentschieden und fünf Erfolge der Gäste. Nur vier Punkte für die Heimmannschaften, das wiederum ist nach insgesamt 1779 Spieltagen seit dem 24. August 1963 ein Rekord. Was zur Frage führt: Woran lag's? Ganz ehrlich: Wissen wir auch nicht. Aber wir können Ihnen die vier anderen Spieltage aufführen, an denen es ebenfalls keinen Heimsieg gab:

  • 24. Spieltag 1997/1998 am 27./28. Februar 1998 (6 Remis, 3 Auswärtssiege).
  • 2. Spieltag 1995/1996 am 18. bis 20. August 1995 (5 Remis, 4 Auswärtssiege)
  • 26. Spieltag 1989/1990 am 23./24. März 1990 (5 Remis, 4 Auswärtssiege)
  • 10. Spieltag 1984/1985 am 26. Oktober 1985 (6 Remis, 3 Auswärtssiege)

5. Schalke ist vor dem Tor wieder erste Sa(h)ne

Was für eine Woche für den FC Schalke 04. Drei Spiele in der Bundesliga. Drei Siege, kein Gegentor - Platz drei. Doch, Moment, eigentlich müsste es heißen: Was für eine Woche für Leroy Sané. Drei Mal trat er mit den Königsblauen an, drei Mal traf der 19-Jährige. Der Sohn der Wattenscheider Legende Souleymane Sané sorgt auf Schalke für eine neue Euphorie. Julian Draxler? Wer ist das eigentlich? Der Neue Fan-Liebling heißt LEROOOOY. Und der Hype um den Jungen mit der auffälligen Frisur ist fast schon beängstigend. Für viele Fans ist der Youngster DAS Versprechen auf eine erfolgreiche Zukunft. So wie es Draxler war. Dass der nach seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg bekannte, den Druck auf Schalke nicht mehr ausgehalten zu haben, hat die Verantwortlichen aufgeschreckt. Sie haben vorerst eine Interview-Sperre für Sané verhängt, im Einvernehmen mit dem Spieler, wie es heißt. "Wir versuchen, ihn zu bremsen - nur nicht auf dem Platz", erklärt Sportvorstand Horst Heldt. Und das scheint auch durchaus nötig, denn der junge Sané hat durchaus Ansätze für überflüssige Allüren: Nach 21 Ligaspielen und sechs Toren spielt er beim Posieren jedenfalls bereits in einer Liga mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo oder Fußball-Exzentriker Zlatan Ibrahimovic. Mit nacktem Oberkörper präsentierte er nach seinem Siegtreffer beim Hamburger SV stolz seinen Waschbrettbauch.

André Breitenreiter, ein besonnener und eher demütiger Typ Trainer, hat für so etwas vermutlich eher wenig übrig, wie er durch die Blume mitteilte: "Er ist wie viele andere bei uns auch ein junger Bursche, sie bekommen die Zeit. Und ich möchte auch, dass wir sie nicht zu groß machen." Anfangen sollte Breitenreiter damit aber vor allem im eigenen Team, denn die Mitspieler, ausgesprochen von Neuzugang Johannes Geis, haben für den 19-Jährigen bereits den krassesten Superlativ im Fußball parat: "Weltklasse."

6. Werder will einen wütenden Viktor

Guter Onkel Viktor, böser Onkel Viktor. Bisher kannten sie ihren Trainer Skripnik an der Weser nur als Vertreter der Positiv-Motivation, als Mann für Streicheleinheiten und Kuschelkurs. Doch nach der englischen Woche zum Vergessen - mit drei Niederlagen, unter anderem gegen die Aufsteiger aus Ingolstadt und Darmstadt - war der Ukrainer so richtig wütend. "Das war eine Katastrophe, so schwach habe ich meine Mannschaft noch nicht gesehen", fluchte er nach der 0:3-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen. "Ich werde unangenehm und laut werden." Doch was wie eine Drohung klingt, ist offenkundig der Wunsch der Mannschaft: "In so einer Situation musst du als Trainer enttäuscht sein und darfst nicht locker sein. Er muss zeigen, dass er sauer ist", erklärte beispielsweise Rückkehrer Claudio Pizarro, um den es nach der Anfangseuphorie doch ziemlich schnell ziemlich ruhig geworden ist. Nach einer Torvorlage in Spiel eins nach seinem Comeback gegen Hoffenheim hat der Peruaner nicht mehr für Gesprächsmomente sorgen können. Ob die Ansage vom bösen Onkel Viktor auch den Alt-Torjäger wachrüttelt? Gegen Hannover ist das Team am nächsten Spieltag gefordert, dann entscheidet die Mannschaft selbst über ihr Schicksal: Kuschelkurs und Streicheleinheiten oder Unangenehmes vom Ukrainer.

Quelle: ntv.de

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