Fußball

Derbi madrileno um Europas Krone Ronaldo tönt, Kroos cool, Simeone bissig

Peinliche Pose: Reals Cristiano Ronaldo nach seinem völlig bedeutungslosen Treffer im Finale der Champions Lague 2014 gegen - Atlético Madrid.

Peinliche Pose: Reals Cristiano Ronaldo nach seinem völlig bedeutungslosen Treffer im Finale der Champions Lague 2014 gegen - Atlético Madrid.

(Foto: imago/Marca)

Finale der Champions League gegen den Madrider Stadtrivalen Atlético? Spannende Sache, doch Fußballnationalspieler Toni Kroos versichert, kein bisschen nervös zu sein. Und Cristiano Ronaldo will nichts von einem Déjà-vu wissen.

Worum geht's?

Um nichts weniger als um die Krone des europäischen Fußballs. Welcher Klub stellt die beste Mannschaft des Kontinents? Der FC Bayern ist es jedenfalls nicht, denn der ist im Halbfinale ausgeschieden - gegen Atlético Madrid, das nun im Finale heute (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) auf den Stadtrivalen Real trifft. Falls nun jemand fragte, wer im Stadio Giuseppe Meazza zu Milano der Favorit ist, könnten wir das nicht beantworten. Gemessen daran, wer wen auf dem Weg in dieses spanische Endspiel ausgeschaltet hat, neigt sich die Waage allerdings leicht zugunsten Atléticos, das vor den Münchnern auch den FC Barcelona hinter sich gelassen hatte. Real setzte sich im Viertelfinale gegen den VfL Wolfsburg und in der Vorschlussrunde gegen ein erschreckend unambitioniertes Manchester City durch. Einer jedenfalls, der einst als Kapitän eine Ära beim FC Barcelona prägte und seit einem Jahr als Frührentner in Katar sein Geld verdient, legt sich fest: "Ich glaube, dass Atlético die Trophäe mit nach Hause nimmt", sagte niemand Geringerer als der ehemalige spanische Nationalspieler Xavi Hernández im Interview mit www.sc.qa. "Es wäre angesichts der geleisteten Arbeit auch verdient. Natürlich ist es nicht unbedingt die Spielphilosophie, die mir am besten gefällt, schließlich wartet das Team gern in der Defensive auf gute Chancen. Trotzdem denke ich, dass es der richtige Moment für Atlético Madrid ist."

Wie ist die Ausgangslage?

Real Madrid - Atlético, 20.45 Uhr

Real: Navas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo - Casemiro, Kroos, Modric - Bale, Jesé, Cristiano Ronaldo. - Trainer: Zidane
Atlético: Oblak - Juanfran, Savic, Godin, Filipe Luis - Gabi, Augusto - Saul Niguez, Koke - Griezmann, Fernando Torres. - Trainer: Simeone
Schiedsrichter: Clattenburg (England)

Zweimal haben die Finalisten in dieser Saison gegeneinander gespielt, überraschenderweise in der Primera Division. Am siebten Spieltag gab es in Atléticos Estadio Vicente Calderón ein 1:1. Karim Benzema hatte Real nach neun Minuten in Führung gebracht, Luciano Vietto sieben Minuten vor dem Ende der Partie ausgeglichen. Das Rückspiel im Santiago Bernabéu am 26. Spieltag gewann Atlético dann mit 1:0 durch ein Tor Antoine Griezmanns (53.). In der Tabelle lag Real am Ende als Zweiter nur einen Punkt hinter dem Meister, dem FC Barcelona - und zwei Zähler vor Atlético auf Rang drei. In der vergangenen Spielzeit der Champions League trafen sich beide Teams im Viertelfinale, nach dem 0:0 im Hinspiel siegte Real im Rückspiel mit 1:0 und zog ins Halbfinale ein, wo dann gegen Juventus Turin Schluss war. Dafür gewann Atlético in der Saison 2014/2015 beide Ligaspiele, auswärts mit 2:1 und zu Hause gar mit 4:0. Und: Die beidem Mannschaften am 24. Mai 2014, mithin im letzten Spiel der Saison, in der Atlético spanischer Meister wurde, schon einmal im Endspiel der europäischen Königsklasse gegenüber. Im Estádio da Luz zu Lissabon erzielte Diego Godin nach 36 Minuten die Führung für Atlético, die bis zur dritten Minute der Nachspielzeit hielt. Dann rammte Sergio Ramos nach einer Ecke von Luca Modric den Ball zum 1:1 ins Tor. In der zweiten Hälfte der Verlängerung machte Real dann alles klar, Gareth Bale (110.), Marcelo (118.) und Cristiano Ronaldo per Foulelfmeter (120.) trafen zum 4:1-Sieg.

Wie ist Real Madrid so drauf?

"Der größte Klub muss auch das Größte gewinnen": Toni Kroos.

"Der größte Klub muss auch das Größte gewinnen": Toni Kroos.

(Foto: REUTERS)

Ein Titel muss her, so ist das bei den Königlichen. Und da bleibt ihnen in dieser Saison halt nur noch eine Chance. Der deutsche Nationalspieler Toni Kroos formulierte das im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" so: "Real Madrid ist Real Madrid. Da ist es schon gut, wenn man am Ende der Saison etwas vorweisen kann." Das mit der Meisterschaft hatte ja wie erwähnt nicht geklappt, so knapp es am Ende auch war. Und in der Copa del Rey, dem spanischen Pokal, war im Dezember in der ersten Hauptrunde Schluss. Zwar gewann Real das Hinspiel beim Drittligisten FC Cádiz mit 3:1. Das Problem war aber, dass der mittlerweile gefeuerte Trainer Rafael Benítez den nicht spielberechtigten Dmitri Tscheryschew aufgestellt hatte. Der Verband schloss Real aus, das Rückspiel fand gar nicht erst statt. Seit Beginn des Jahres trainiert Zinedine Zidane das Team, um die Jahrtausendwende der wohl beste Spieler der Welt. Auch für ihn gilt, was Kroos sagt: "Damit es nach dem Urteil der Öffentlichkeit eine gute Saison wird, müssen wir dieses letzte Spiel gewinnen. So ist halt das Selbstverständnis von Real Madrid: "Der größte Klub muss auch das Größte gewinnen." Also schicken sie sich an, La Undecima, den elften Titel in der Königsklasse zu gewinnen. "Ein Scheitern kommt mir gar nicht in den Sinn", behauptet Superstar Cristiano Ronaldo. Weltmeister Kroos geht das Ganze mit der ihm eigenen vorpommerschen Gelassenheit an: "Ein paar Erfahrungen mit größeren Spielen habe ich ja schon, nervös werde ich also nicht sein."

Wie macht sich Atlético Madrid?

Sagen wir es so: Trainer Diego Simeone ist bereit, bissig wie eh und je. Es ist nach 2014 sein zweites Champions-League-Finale mit Atletico, gewonnen hat der Klub diesen Titel noch nie. "Es gibt im Leben keine Revanche", sagt er. "Aber man bekommt immer neue Möglichkeiten - und das hier ist so eine." Ansonsten gelte: "Wir fühlen uns sicher wohler gegen große Teams, die mit dem Ball spielen, weil wir uns sicherer fühlen, wenn wir ohne Ball spielen und verteidigen", sagte er. Nach 2014 wieder im Endspiel zu stehen, sei "absolut fantastisch". "Ein Finale gibt dir Erfahrung und hilft dir, dich auf diese Momente vorzubereiten".

"Man bekommt immer neue Möglichkeiten": Diego Simeone.

"Man bekommt immer neue Möglichkeiten": Diego Simeone.

(Foto: dpa)

Kapitän Gabi betonte, die Finalniederlage von 2014 interessiere niemanden mehr. "Wir haben Real so oft besiegt. Wir haben die Erfahrung, um Real zu schlagen und das werden wir tun." Das Endspiel sei "das wichtigste Spiel im Leben." Es werde das schwierigste Spiel der vergangenen Jahre. "Wir werden auf den stärksten möglichen Rivalen treffen." Und Kollege Fernando Torres sagte: "Alles, wovon man immer träumt. Ich werde morgen alles tun, um diesen Traum wahr werden zu lassen." Nicht nur in München wissen sie, was Simeones Mannschaft kam. Zwar wähnt sich der FC Bayern immer noch als die bessere Mannschaft, auch in den beiden Partien des Halbfinals. Aber am Ende hat es für das Team von Josep Guardiola eben nicht gereicht. Und das nicht nur, weil Atlético die Defensive zur Kunstform erhoben hat. Sondern weil sie auch einen technisch feinen Fußball spielen können und mit Griezmann und Torres im Angriff stets für ein Tor gut sind. Das weiß auch Kross, wie er der "Süddeutschen" berichtete: " Von den zwei, drei Möglichkeiten, die sie im Spiel kriegen, nutzen sie mindestens eine. Den Bayern hat es nichts genutzt, dass sie in den 180 Minuten gegen Atlético 170 Minuten lang das bessere Team waren. Diego Simeone und Atlético haben diese Spielweise über Jahre perfektioniert. Und dann ist das kein Zufall und kein Glück mehr, dann ist es System und Philosophie." Und Zidane lobt seinen Kollegen: "Er ist einer der Top-Trainer in Europa und in der Welt."

Was gibt es noch?

Was ist nur los mit Cristiano Ronaldo? "Ich fühle mich gut, ich hatte nur ein kleines Problem im Training - in ein paar Tagen werde ich bei 100 Prozent sein", hatte der bekannteste und vielleicht auch beste Spieler Reals zwar vor dem "Derbi madrileno" in Mailand gesagt, nachdem er die Übungseinheit mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte abbrechen müssen. "Er wird bereit sein", kündigte auch Trainer Zidane an. Dennoch rätseln alle, wie schwer genau Ronaldos Verletzung am Oberschenkel. Schon am letzten Spieltag der spanischen Liga beim 2:0 in La Coruña war der Torjäger, der in dieser Saison der Champions League 16 Mal getroffen hat, zur Halbzeit ausgewechselt worden - nachdem er beide Tore erzielt hatte. Und besonders in Portugal machen sie sie Sorgen. Schließlich soll Ronaldo die Nationalelf bei der EM in Frankreich zum Erfolg führen. Droht nun ein Déjà-vu? Schon vor besagtem Finale 2014 in Lissabon, das Real mit 4:1 nach Verlängerung gegen Atletico gewann, hatte Ronaldo Probleme. Durchs Endspiel schleppte er sich unter Schmerzen. Sein Treffer, der 17. im laufenden Wettbewerb, täuschte nur darüber hinweg, dass andere das Spiel für die Königlichen entschieden hatten. Bei der WM in Brasilien dann war Ronaldo ein Schatten seiner selbst. Im Trainingslager nahe Sao Paulo beendete er kaum ein Training ohne Eisbeutel auf dem Knie, in der Vorrunde gegen Deutschland kam Portugal mit 0:4 unter die Räder und verpasste am Ende das Achtelfinale. Nun aber tönt Ronaldo: "Wir werden gewinnen." Und: "Samstag werde ich in bester Verfassung sein." Schließlich sei das "für uns alle das Spiel unseres Lebens". Es geht um nichts weniger als um die Krone des europäischen Fußballs.

Quelle: ntv.de

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