Fußball

Klopp muss trotzdem zittern Saudische Geld-Liga sagt Transferoffensive überraschend ab

Cristiano Ronaldo (r.) war First Mover, Sadio Mané kam im Sommer.

Cristiano Ronaldo (r.) war First Mover, Sadio Mané kam im Sommer.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Im Sommer 2023 fährt Saudi-Arabien die aggressivste Transferstrategie, die es im Weltfußball bislang gegeben hat. Sie investieren rund eine Milliarde Euro in neue Spieler. Unter ihnen zahlreiche Weltstars. Im Winter soll es nun etwas ruhiger zugehen, sagt der Direktor der Liga und verrät den wirklichen Plan.

Der saudische Goldrausch ist vorbei, das behauptet der Direktor der saudischen Pro League (SPL). Die hatte im Sommer 2023 den europäischen Fußball mit beinahe einer Milliarde Euro an Ablösesummen überhäuft und dafür einige der besten Spieler in die Wüste gelockt. Im kommenden Transferfenster im Januar 2024 will sich die Liga auf einige wenige Stars "auf dem höchsten Niveau" konzentrieren und sonst bescheiden bleiben.

Was auf den ersten Blick wie eine gute Nachricht für die Klubs der europäischen Top-Ligen erscheint, ändert nichts an der Not von Jürgen Klopp. Der hat mit dem Ägypter Mo Salah beim FC Liverpool das größte Transferziel der Saudis unter Vertrag. Bereits im Sommer hatte Al-Ittihad bis zum letzten Tag des Transferfensters beinahe minütlich das Gebot für den 31-Jährigen erhöht, am Ende sollen es über 170 Millionen Euro gewesen sein.

Al-Ittihad ist einer von vier Vereinen in Saudi-Arabien, die tatsächlich auf den "Geldtopf" zugreifen, von dem Uli Hoeneß in seinem Interview mit RTL/ntv sprach. Sie werden wie Al-Nassr (Sadio Mané! Cristiano Ronaldo!!!), Al-Hilal (Neymar!) und Al-Ahli (187,5 Millionen Euro Transferausgaben) vom saudischen Investmentfonds PIF kontrolliert. Mit dem aus Buraida stammenden Klub Al-Taawoun FC steht nach 13 Spieltagen nur ein Verein zwischen den PIF-Klubs der Liga.

"Unsere Arbeit war spannend und aggressiv"

Auch ohne den verletzten Neymar ist Al-Hilal mit 35 Punkten klarer Tabellenführer, gefolgt von Ronaldos Al-Nassr mit 31 Punkten. Nur der noch Salah-lose Al-Ittihad FC aus Dschidda, der sich im Sommer immerhin Weltfußballer Karim Benzema gönnte, fällt mit nur 24 Punkten und Rang fünf aktuell ab, ein wenig davor, mit 26 Punkten, steht Al-Ahli auf Rang drei.

Es geht immer um diese entstehenden Superklubs, wenn jetzt Michael Emenalo, der Direktor der SPL, sagt, dass alle Vereine so gut wie versorgt sein. "Wir werden Ergänzungen auf dem höchsten Niveau vornehmen", sagt der 58-jährige Nigerianer, der in seiner aktiven Zeit in der Saison 1993/1994 bei Eintracht Trier unter Vertrag stand und als Direktor bei Chelsea und Monaco dann Karriere als Funktionär gemacht hat.

"Ich hoffe, dass wir im Januar nicht so viel zu tun haben werden", sagt Emenalo also nun im Gespräch mit der ligaeigenen Webseite. "Unsere Arbeit bis jetzt war ziemlich spannend und auch aggressiv. Die meisten Klubs haben alles, was sie brauchen." Und wenn nicht, dann fallen sie halt noch einmal in den "Geldtopf".

Hoeneß warnt vor dualem Angriff

Doch der Plan ist längst ein anderer und er ist einer, der erst dieser Tage von Hoeneß skizziert wurde. "Sie versuchen, Weltklasse-Spieler einzukaufen und auch eine richtige Struktur für den Fußball aufzubauen", sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern im Interview mit RTL/ntv. Das unterscheide Saudi-Arabien von China, deren Fußball-Projekt Mitte der 2010er-Jahre kurz für Schlagzeilen sorgte und dann schnell und tief in der Versenkung verschwunden war.

Saudi-Arabien will und wird nicht verschwinden. Dafür hat Gianni Infantino, ein Dauergast in Saudi-Arabien, gesorgt. In einem undurchsichtigen Eilverfahren schanzte der FIFA-Präsident dem Königreich im vergangenen Monat die WM 2034 zu. Offiziell ist es noch nicht, doch abseits nicht-existenter revolutionärer Kreise im Fußball bestehen keine Zweifel daran, dass es im letzten Quartal 2024 zur Vergabe kommen wird. Dann sind auch alle lästigen Formalitäten erledigt.

Auf dieses Turnier nun ist auch das Bestreben der SPL ausgerichtet. Sie wollen neben den Starspielern aus Europa auch eigene Stars entwickeln, um 2034 eine Mannschaft ins Turnier zu schicken, die nicht nur wie in Katar 2022 in einem Spiel Argentinien besiegen kann, sondern lange, sehr lange in der WM bleibt.

Wilde Gerüchte um neuen FIFA-Sponsor

"Wir haben jetzt Weltklasse-Spieler angelockt und wir wissen, dass wir dadurch auch einheimische Spieler angelockt haben, die auf dieses Level kommen wollen. Bei ihren Vereinen und in der Nationalmannschaft", sagte Emenalo. "Um sie in diese Richtung zu entwickeln, müssen wir unsere Infrastruktur auf dieses höchste Level bringen."

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Er habe das schon in England beobachtet. Weltklassespieler von außen heben das Niveau des gesamten Fußballs und führen am Ende zu einheimischen Weltklassespielern. So einfach ist das. Aber dafür müsse man die Spieler wachsen lassen, ihnen die Möglichkeit dazu geben und in den Akademien entwickeln. "Ich habe immer erklärt, privat und öffentlich, dass Spitzenfußballer unglaubliche und einzigartige Künstler sind. Von dem, was sie können, kann man nur träumen, bis man es selbst versucht und merkt, wie schwierig es ist", schwärmte Emenalo. "Diese Jungs sind außergewöhnliche Künstler, und die Künstler werden im Laufe der Zeit von den jungen Leuten im Land sehr geschätzt und kopiert werden, und das wird zum Wohle aller sein." Aller, die sich für den saudischen Fußball interessieren. Alle, die die Stadien der SPL besuchen und jetzt die "Künstler" sehen.

"Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball vielleicht zu beherrschen", bekannte Hoeneß bei RTL/ntv. Dass an dieser Vermutung mehr dran ist als nur purer Alarmismus, zeigt auch ein Gerücht der für gewöhnlich exzellent informierten "Times". Die berichtet diese Woche von einem neuen Großsponsor der FIFA. Der saudische Öl-Gigant Aramco soll bereit sein, rund 100 Millionen Euro pro Jahr an Sponsoringgeldern locker zu machen. Mindestens bis zum Jahr 2034. Dem eigentlichen Ziel aller fußballerischen Bestrebungen des Königreichs.

Quelle: ntv.de, sue

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