Fußball

DFB-Team erschüttert von Anschlägen "Sport tritt völlig in den Hintergrund"

Nach dem Abpfiff herrschte Fassungslosigkeit auf dem Rasen.

Nach dem Abpfiff herrschte Fassungslosigkeit auf dem Rasen.

(Foto: AP)

Der Sport ist nach dem Testspiel der DFB-Elf in Frankreich angesichts der blutigen Anschläge irrelevant. Pariser Bürger öffnen deutschen Fans spontan ihre Wohnungen. Der Test zwischen Frankreich und England wird offenbar abgesagt.

Unmittelbar nach dem Abpfiff spielte die Niederlage angesichts der Anschlagsserie in Paris mit mehr als Hundert Toten überhaupt keine Rolle mehr. "Wir sind alle erschüttert und schockiert", sagte Bundestrainer Joachim Löw in der ARD nach der 0:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich. "Für mich tritt der Sport oder die Gegentore in den Hintergrund. Darüber gibt es nichts zu sagen."

Als er während des Spiels zweimal einen Knall hörte, fühlte sich Löw nach eigener Aussage "natürlich an die Bombendrohung erinnert", die es am Morgen im deutschen Teamhotel gegeben hatte: "Wir alle auf der Bank haben daran gedacht, weil wir heute Mittag schon in Schrecken versetzt wurden. Als ich das gehört habe, konnte ich mir in etwa ausmalen, was das sein wird."

Im Stade de France waren in der ersten Halbzeit mehrere Explosionsgeräusche zu hören. Zunächst wusste aber niemand, worum es sich dabei genau handelte. Etwa eine halbe Stunde vor Ende der Partie in Saint-Denis machten erste Gerüchte von Bombenexplosionen die Runde. Dort sollen drei Menschen ums Leben gekommen sein. Hubschrauber kreisten über dem Stadion. Hinaus kam zunächst keiner mehr, mit einem Sicherheitsband war das Stadion abgeriegelt.

Später durften Menschen aber doch das Stadion verlassen, anders als sonst nach Fußballspielen verließen sie zum Teil zügig das Gelände. Andere aber strömten auf den Rasen und versammelten sich dort. Die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes bemüht sich über eine frühzeitige Abreise. Ursprünglich wollte das DFB-Team bis Sonntag in Paris bleiben. Teammanager Oliver Bierhoff hatte die Mannschaft in der Kabine unterrichtet, zu diesem Zeitpunkt war das weitere Vorgehen aber noch nicht absehbar.

Die deutschen Fußball-Nationalspieler sollten nach den Terroranschlägen in Paris offenbar in mehreren Kleinbussen aus dem Stade de France befördert werden. Dem Vernehmen nach wurde eine Fahrt im Mannschaftsbus des Weltmeisters aus Sicherheitsgründen als nicht sinnvoll eingeordnet. Der schwarze Teambus ist sehr auffällig, auf ihm prangt groß der Schriftzug "Die Mannschaft". Das Teamhotel ist rund eine halbe Stunde Fahrzeit von der EM-Arena entfernt.

Pariser bieten Fans Hilfe an

Im Internet organisierte sich spontan Hilfe für auswärtige Gäste. Unter dem Twitter-Hashtag "porteouverte" (offene Tür) boten Pariser in der Nacht unter anderem Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Unterschlupf in ihren Wohnungen an. Die Zeitung "Le Figaro" und zahlreiche weitere Nutzer wiesen auf das Schlagwort hin. Einige Nutzer warnten allerdings, konkrete Adressen könnten Angreifern ein Ziel bieten. Die Bewohner der französischen Hauptstadt waren aufgerufen worden, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf Anweisungen der Polizei zu warten.

Die für Dienstag geplante Partie der französischen Fußball-Nationalmannschaft in London gegen England ist offenbar abgesagt worden. Das berichtete die französische Sporttageszeitung "L'Équipe". Von den Verbänden gab es zunächst keine Bestätigung der Absage. "Das ist eine sehr tragische Angelegenheit. Wir werden uns am Wochenende mit dem französischen Verband in Verbindung setzen", sagte ein Sprecher des englischen Verbandes FA. Auch der französische Verband FFF verwies auf die anstehenden Gespräche. Das Spiel sollte im Wembley-Stadion stattfinden.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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