Fußball

Traum-Wechsel nach Spanien? Was Alaba nach großem Bayern-Knall bleibt

So viele Optionen - da muss Alaba gut überlegen.

So viele Optionen - da muss Alaba gut überlegen.

(Foto: imago images/GEPA pictures)

Rumms, die Ansage an David Alaba hat gesessen. Der FC Bayern lässt nicht alles mit sich machen, die Vertragsverhandlungen mit dem Österreicher sind gescheitert, sagte Präsident Herbert Hainer. Dem Defensivspieler bleibt also eigentlich nur eins: die Flucht nach vorn. Aber wohin?

Angebliche Lügen, heftige Vorwürfe, gescheiterte Vertragsverhandlungen: Der FC Bayern und David Alaba gehen wohl getrennte Wege. 13 Jahre Zusammenarbeit enden ziemlich wahrscheinlich im Sommer 2021. Denn wie sollen beide Parteien jetzt noch wieder zusammenfinden? "Es heißt ja: Sag niemals nie. Aber ich weiß jetzt nicht mehr, wie wir noch zusammenfinden sollen", sagte auch schon Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Die Münchner haben ausgeschlossen, ein weiteres Angebot zu unterbreiten. Also läge es an Alaba, einzulenken. Oder eher klein beizugeben, wie es wohl rüberkommen würde - und somit ein Sieg für den Klub wäre.

Doch in diesem Fall müsste Alaba dem Verein nachgeben, dem er doch Unwahrheiten, zumindest aber unterlassene Hilfeleistung vorwirft. "Ich kann jedem einzelnen Fan versichern, dass die Summen, die in den Raum gestellt werden, nicht der Wahrheit entsprechen", sagte Alaba über das angeblich von ihm geforderte Gehalt. Im Raum stehen 20 Millionen Euro, die der Defensivmann gern jährlich kassieren würde. Er sei "enttäuscht und verletzt darüber, dass das von offizieller Seite nicht dementiert wurde. Die Zahlen, die in den Medien genannt werden, habe ich nie gefordert." Er müsste seinem Arbeitgeber wieder näherkommen, von dem er so enttäuscht ist, weil er angeblich selbst erst aus der Presse erfuhr, dass laut Klub-Präsident die Verhandlungen mit ihm gescheitert sind. Eine Darstellung allerdings, die laut des Klubs unwahr ist, berichtete der "Kicker". Der nächste - vermeintlich unüberbrückbare - Eklat also.

Was ist da das wahrscheinlichere Szenario? Der Österreicher verlässt den Verein. Womöglich bereits in der Winterpause, dann nämlich könnte der FC Bayern noch eine Ablöse für ihn kassieren. Dann jedoch könnte Alaba nicht in der Rückrunde mitmischen und nicht beim Versuch, den Champions-League-Titel zu verteidigen. Zudem ist fraglich, ob ein anderer Verein Alaba in der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Situation bezahlen könnte. Wahrscheinlicher ist also ein Wechsel nach der Saison, wenn der 28-Jährige den Klub ablösefrei verlassen kann. Doch dann ist da immer noch die Gehaltsforderung Alabas, die ein Interessent bedienen können muss. Wer ist an Alaba interessiert - und wer kann ihn sich wirklich leisten?

Real Madrid

Seit Monaten wird kolportiert, dass David Alaba das Abenteuer Spanien sucht. Da liegt kein Verein näher als Real Madrid, der spanische Meister. Sergio Ramos spielt zwar nach wie vor stark auf, ist aber immerhin schon 34 Jahre alt. Trainer Zinedine Zidane dürfte sich schon nach einem Nachfolger für seinen Kapitän in der Innenverteidigung umsehen. Der "Kicker" hatte bereits Ende Oktober vom großen Interesse der Königlichen berichtet.

Allerdings sind die Finanzsorgen von Real groß. Im vergangenen Transferfenster gab der Klub kein Geld für Neuzugänge aus. Im Gegenteil, etwa wurde Achraf Hakimi an Inter Mailand verkauft - womöglich hat Real also bereits für Alaba gespart? Oder womöglich verzichtet Alaba für seinen Spanien-Traum auf Gehalt? Im Raum steht nach wie vor der Name Kylian Mbappé. Der Stürmer gilt als absoluter Wunschspieler von Zidane - gut möglich also, dass der Vorrang hat.

Und noch ein Nachteil der Königlichen: In der Innenverteidigung will Alaba ja eigentlich gar nicht mehr spielen. Ihn zieht es viel mehr ins zentrale Mittelfeld, auf eine Position also, die ihm beim FC Bayern bislang verwehrt wird. Und da würde er auf Toni Kroos, Luka Modric und Federico Valverde treffen - alles drei Spieler, an denen selbst Weltklassespieler Alaba zu knapsen hätte. Zudem ist bei der Lücke in der Verteidigung überaus fraglich, ob Zidane ihm überhaupt eine Chance auf einer anderen Position einräumen würde.

FC Barcelona

Wenn schon bei Real Madrid am finanziellen Background gezweifelt wird, fällt der FC Barcelona eigentlich von vornherein raus aus Alabas Optionen. Die Geldnot ist ungleich größer - dem Vizemeister droht sogar die Insolvenz. Es braucht laut Radiosender RAC1 dringend Einsparungen, weswegen mit den Profis über einen 30-prozentigen Gehaltsverzicht verhandelt wird. Teure Neuverpflichtungen wirken da völlig fehl am Platz. Außerdem ist Barça nicht mehr der Weltklub von einst. Der Kampf um die Meisterschaft wird immer öfter verschenkt, in der Champions League reicht es schon länger nicht mehr fürs Finale.

Warum ein Wechsel von Alaba zu Barça trotzdem nicht ganz ausgeschlossen ist? Wegen dessen Kontakten. Schon im Juli berichtete Sport1, dass dessen Berater Pini Zahavi eng mit Joan Laporta befreundet ist. Der frühere Präsident des FC Barcelona (2003-2010) ist nun kurz davor, auch der kommende Präsident des FC Barcelona zu werden. Nach dem Rücktritt des umstrittenen Josep Bartomeu wird Ende des Jahres der Nachfolger gewählt. Und als Präsident hat Laporta wohl bei seinem Kumpel beste Aussichten auf einen kleinen Rabatt.

Manchester City

Das vermeintlich niederschmetterndste Erlebnis seiner jüngeren Laufbahn hatte Alaba im Zusammenhang mit Manchester City. Er sollte lediglich als Tauschmasse dienen - der FC Bayern hätte, glaubt man der Erzählung, seinen verdienten Mitarbeiter einfach so für Leroy Sané, hergegeben. "Ich habe einen Anruf erhalten und wurde gefragt, ob ich mir einen Tausch vorstellen könne. Das war für mich ein Schlag ins Gesicht", sagte Alaba bei einer Pressekonferenz. Unklar allerdings bleibt, woher der Anruf kam, ob vom FC Bayern, der einmal vorfühlen wollte, was sein Spieler so denkt. Oder vom Berater, der seinem Klienten einen Ausweg aus den wenig verheißungsvollen Verhandlungen bieten wollte.

Dennoch ist ein Wechsel zu Manchester City heute nicht ausgeschlossen - sollte der Traum von Spanien platzen. Denn die Citizens werden von Josep Guardiola trainiert, einem erklärten Alaba-Fan. Die beiden kennen sich gut aus der gemeinsamen Münchner Zeit. Allerdings läuft Guardiolas Vertrag ebenso wie Alabas im Sommer aus. Noch hat man sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt. Guardiola aber signalisierte erst vor wenigen Tagen großes Interesse: "Ich bin unglaublich glücklich hier und freue mich, in Manchester zu sein. Ich hoffe, dass ich in dieser Saison einen guten Job mache, um noch länger zu bleiben." Finanziell ist der Scheich-Klub als einer der wenigen Interessenten gut genug aufgestellt, um Alaba seine Gehaltswünsche erfüllen zu können.

Fraglich ist vielmehr, ob Manchester die Dienste von Alaba überhaupt benötigt: Mit Aymeric Laporte spielt bereits seit 2018 ein Linksfuß in der Innenverteidigung, mit Nathan Aké kam jüngst sogar noch einer hinzu. Im zentralen Mittelfeld würde sich Alaba unter anderem mit DFB-Spieler Ilkay Gündogan duellieren. Und ebenso fraglich ist, ob der Profi bei City genügend Erfolgschancen sieht. Wo es keine Titel in Aussicht gibt, wird Alaba nicht spielen wollen.

FC Liverpool

Der FC Liverpool bräuchte akut Hilfe in der Innenverteidigung. Virgil van Dijk wird monatelang wegen einer Kreuzbandverletzung fehlen. Und selbst wenn der Niederländer zurück ist im Kader, kann Trainer Jürgen Klopp eine zweite verlässliche Konstante gebrauchen. Joe Gomez ist mit seinen 23 Jahren noch nicht erfahren genug. Der gleichaltrige Nathaniel Philipps debütierte gegen West Ham United überraschend stark und ließ Klopp jubeln: "Nat Philipps, wow! Ich könnte nicht zufriedener sein. Er war selbstbewusst, hat geliefert und ein wirklich gutes Spiel hingelegt. Er ist ein brillanter Kerl, klug, intelligent - alles." Aber im Kampf um die Titelverteidigung braucht es mehr als ein gelungenes Spiel. Das gilt auch für Joel Matip, der erst langsam in den Kader zurückkehrt.

Im zentralen Mittelfeld ist Liverpool dagegen überaus gut ausgestattet: Thiago wechselte erst vom FC Bayern, dazu Georginio Wijnaldum, Jordan Henderson, Alex Oxlade-Chamberlain, James Milner, Curtis Jones und Naby Keita. Da hätte Alaba mächtig Konkurrenz.

Doch womöglich ließe sich Alaba auch auf seiner ungeliebten, aber dennoch auf Weltklasseniveau interpretierten Position auf einen Wechsel zu Liverpool ein. Ab dem 1. Januar darf Alaba offiziell mit einem neuen Verein verhandeln, es wäre wohl im Interesse aller, dass ein Wechsel dann zügig eingetütet wird. Das ambitionierte Liverpool, dem die Innenverteidiger ausgehen, wäre sicher an einer schnellen Lösung interessiert.

Paris Saint-Germain

Genauso wie bei Manchester City steht auch hinter Paris Saint-Germain ein Scheich - und somit das große Geld. Eine Verpflichtung von Alaba sollte also für den Klub von Trainer Thomas Tuchel kein Problem sein. Die liegen bei den Franzosen eher im Erfolgsbereich - oder besser im mangelnden Erfolg. Zwar ist der Klub französischer Serienmeister, doch das ist angesichts der Konkurrenz keine Über-Leistung. International dagegen hapert es nach wie vor: Ja, Paris stand im Finale der Champions League. Zum ersten Mal allerdings und in der aktuellen Saison müht sich das Tuchel-Team in der Gruppe H mit RB Leipzig. Als derzeitiger Gruppendritter mit nur einem Sieg und zwei Niederlagen droht das frühe Aus. Angesichts dieser eher mauen Erfolgsaussichten dürfte Alaba andere Klubs bevorzugen.

Quelle: ntv.de

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