Mbappé vor Absprung zu Real Wieso nur verlässt man ein Superteam?
27.08.2021, 10:03 Uhr
Mbappé (2.v.l) will nicht mehr mit Neymar (3.v.l.) und Messi (1.v.r.) zusammen spielen.
(Foto: imago images/ZUMA Press)
Messi, Neymar, Mbappé: Viel besser geht es nicht im Weltfußball. Doch der französische Superstar Mbappé will das Superteam sprengen, bevor es nur einmal gemeinsam auf dem Platz stand. Es geht diesmal nicht um Geld, sondern um Rampenlicht, Ego - und den Willen, stetig besser zu werden.
Die drei Stürmer rasen gleichzeitig aufs gegnerische Tor zu, spielen sich blitzschnell den Ball zu. Abwehr, Torwart und Zuschauer kommen überhaupt nicht mit. Es geht alles so schnell, dass am Ende niemand weiß, wer da die Kugel aufs Tor jagt. Der Keeper kann fast immer nur hinterherschauen. Der gefürchtete Teufelsdreier ist zwar eine Kreation der japanischen Comic-Serie "Kickers" aus den 1980er Jahren, aber auch in der heutigen Fußball-Realität ist solch ein Trio dank Scheich-und -Öl-Millionen nicht mehr unmöglich.
Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé. Argentiniens Nummer zehn, Brasiliens Nummer zehn und Frankreichs Nummer zehn. Vor diesem Offensivtrio von Paris Saint-Germain fürchtete sich schon halb Europa, zumindest auf dem Papier gab es wohl keine bessere Angriffsreihe seit dem MSN-Sturm beim FC Barcelona (Messi, Luis Suárez, Neymar). Doch das neue Supertrio löst sich wohl schon auf, bevor es überhaupt einmal zusammen als Teufelsdreier Angst und Schrecken auf dem Platz verbreiten konnte. Real Madrid befindet sich kurz davor, Mbappé für 180 Millionen Euro zu kaufen. Aber wieso nur will der Franzose ein solches Superteam verlassen?
Nachdem der französische Hauptstadtklub 2020 im Finale der Champions League (am FC Bayern München) und 2021 im Halbfinale (an Manchester City) scheiterte, forderte Weltmeister Mbappé: Verstärkungen müssen her! Damit endlich der große Coup, der Gewinn des Henkelpotts, gelänge. Immer wieder Landesmeister (auch wenn nicht mal das in der vergangenen Saison gelang) und Pokalsieger, das war nicht genug für die Ambitionen des 22-Jährigen und von PSG. So wurde erst Real-Anführer Sergio Ramos geholt - und dann der begehrteste Spieler der Welt: Lionel Messi. Die Chancen auf einen Sieg in der Königsklasse des Fußballs standen noch nie so gut für PSG.
Mbappé will der wichtigste Spieler im Team sein
Doch gerade letzterer Transfer wird wohl bei Mbappé ein wenig Schrecken ausgelöst haben. Schon Neymar verließ den FC Barcelona, weil Messi ihm gleich zweierlei klaute: Erstens stahl er ihm zu viel vom Rampenlicht und dann beanspruchte der Argentinier auch noch den meisten Ballbesitz in der Offensive. Mbappé dürfte vor allem stören, dass Messi nun der Fokuspunkt der Aufmerksamkeit ist, dass PSG zum Team von "La Pulga" wird. Bei der AS Monaco war der französische Weltmeister noch zu jung um die Mannschaft anzuführen, bei PSG hatte er stets Superstar Neymar an seiner Seite. Nun könnte Messis Schatten ihm zu groß geworden sein.
Eine Frage des Egos also. Gut möglich, dass Mbappé zu Real Madrid wechseln möchte, um dort DER Star in der Offensive zu werden. Der wichtigste Spieler auf dem Platz. Und zwar für die kommende Dekade. Mit dem in nicht allzu ferner Zukunft langsamen Ausklingen der großen Karrieren von Messi und Cristiano Ronaldo ist der Franzose (gemeinsam mit Erling Haaland) bereits auf dem Weg, das Gesicht der kommenden Superstar-Generation zu werden. Wo funktioniert das besser als beim Prestigeklub aus der spanischen Hauptstadt? Und dass Madrid die Champions League gewinnen kann - der Titel, den ein Spieler braucht, um wirklich in den Superstar-Himmel aufzusteigen - hat der Verein immer wieder beeindruckend unter Beweis gestellt.
Real, das er seit den Kindheitstagen anfeuert, könnte Mbappé zu seinem Team machen. Und wechselt er bereits in diesem Spätsommer, wird es seine Mannschaft, bevor im nächsten Jahr möglicherweise auch Haaland dazustößt. Erstgeborene haben bekanntlich Vorrechte. Außerdem sehnt sich der 22-Jährige nach der Liebe der Fans. Auch das ist ein Ego-Ding. Die Ultras in Paris und der Stürmer hatten stets ein schwieriges Verhältnis, teilweise wurde er sogar ausgebuht. Einen Song für seinen Namen, den es in der französischen Hauptstadt für die meisten Starspieler gab, erfanden die Fans nie. Die Madridista dürften den Ausnahmekönner dagegen mit offenen Armen empfangen, besonders weil der letzte große Transfer, Eden Hazard kam 2019 vom FC Chelsea, gehörig floppte.
Keine Frage des Geldes
Am Geld liegt es wohl definitiv nicht, dass Mbappé PSG schnell verlassen will. Eine Vertragsverlängerung und ein Jahresgehalt von unglaublichen 50 Millionen Euro schlug er aus. Madrid wird ihm diese Summe nicht bieten können. Aber der extrem ehrgeizige Stürmer merkte in seiner vergangenen, eher schlechten Saison und während der miserablen Europameisterschaft im Sommer, dass die französische Liga eben nicht gerade zu den besten der Welt gehört. Er will sich wöchentlich mit den besten Abwehrreihen messen, um sein Spiel immer weiter zu verbessern. Um sein Team dann selbst zum Champions-League-Titel schießen zu können. Um auch mit der Nationalmannschaft wieder besser zu performen. Das geht in der Primera División nun mal besser als in der Ligue 1, wo Erfolg oder Misserfolg jeder Saison von einer kleinen Handvoll K.-o.-Spiele in der Champions League bestimmt wird.
Den Teufelsdreier aus Paris wird die Welt wohl nie zu Gesicht bekommen. Dafür wird Kylian Mbappé endlich ein Team finden, bei dem er der Superstar ist. Prestige spielt natürlich auch eine Rolle, bei Real tritt er in die Fußstapfen von Ronaldo, Raúl oder Cristiano Ronaldo. Und ein Teufelsdreier im kommenden Jahr zusammen mit Haaland und Karim Benzema klingt eben auch nicht ganz verkehrt.
Quelle: ntv.de