Auch Haaland droht Quali-Aus Wilde Gerüchte um Lewandowski könnten Polen die EM kosten
13.09.2023, 20:02 Uhr
Robert Lewandowski nach Polens peinlicher 0:2-Pleite in Albanien.
(Foto: IMAGO/Newspix)
Ausgerechnet die zwei torgefährlichsten Stürmer Europas drohen die Europameisterschaft in Deutschland zu verpassen. Während Erling Haaland an Spanien und Schottland scheitert, zerlegen sich die Polen um Robert Lewandowski selbst.
Egal, welcher Trainer auf der Bank sitzt, Deutschland hat als Gastgeber zumindest die Qualifikation für die EM 2024 bereits sicher. Noch ist die DFB-Elf alleine unter den sicher qualifizierten Nationen für das Heimturnier. Und dennoch zeichnet sich in den meisten Quali-Gruppen bereits ab, wer in Deutschland dabei sein wird und wer nicht. Vor allem für die zwei besten Torjäger des Kontinents wird es schwer. Ein Überblick.
Gruppe A: Schottland so gut wie durch, Haaland vor dem Aus
Die gewöhnlich reisefreudigen und stimmungsvollen schottischen Fans freuen sich auf ihren Deutschland-Urlaub. Nach fünf Siegen aus fünf Quali-Spielen wird für die "Bravehearts" nichts mehr anbrennen. Letzte offene Frage ist nur, ob Schottland sogar Platz eins vor Spanien halten kann. Die haben bis auf die Niederlage in Schottland ebenfalls nichts anbrennen lassen, haben im Oktober zwei Heimspiele gegen Schottland und Norwegen. Die Auswahl um Wunderstürmer Erling Haaland muss wahrscheinlich weiter auf die erste EM seit 2000 warten. Letzter Ausweg sind die Playoffs. Darauf setzt auch Georgien. Zypern ist raus.
Gruppe B: Giganten Frankreich und Niederlande marschieren
Dass die französische Mannschaft gegen Rudis Deutsche unterlag, wird im Nachbarland nicht für Verunsicherung sorgen. Die wichtigeren Quali-Spiele hat Frankreich schließlich alle gewonnen. Fünf Spiele, fünf Siege, fünfmal ohne Gegentor. Das ist die Bilanz der "Équipe Tricolore", mit der auch die Niederlande nicht mithalten können. Für die "Elftal" geht es im Fernduell mit Griechenland um den zweiten Platz. Beide Nationen haben neun Punkte, die Niederlande allerdings noch ein Spiel weniger. Irland und Gibraltar haben mit der EM-Quali nichts zu tun.
Gruppe C: England ohne Probleme, Italien zittert
England hat nur gegen die Ukraine (1:1) Punkte gelassen, führt die Gruppe ansonsten souverän an. Italien ist nach dem wichtigen 2:1-Erfolg gegen die Ukraine neuer Tabellenzweiter. Zumal die punktgleichen Ukrainer bereits ein Spiel mehr absolviert haben und die ebenfalls punktgleichen Nordmazedonier das mit Abstand schwerste Restprogramm haben. Malta spielt erwartungsgemäß nur mit.
Gruppe D: Türkei und Kuntz haben zwei Optionen
Das türkische Nationalteam glänzt bislang nicht, hat aber trotzdem gute Chancen, sich zum zweiten Mal in Folge für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Kroatien führt die Tabelle mit zehn Punkten aus vier Spielen an. Die Türkei ist punktgleich, hat allerdings bereits fünf Partien absolviert. Das Restprogramm mit Spielen in Kroatien und Wales ist tückisch, zumal die Waliser nur drei Zähler entfernt sind. Das gilt auch für das überraschend starke Armenien. Lettland ist noch ohne Punkt. Rutscht die Türkei ab, hat das Team um den deutschen Trainer Stefan Kuntz immerhin den Umweg Playoffs in der Hinterhand.
Gruppe E: Albanien kurz vor Sensation, Polen droht Aus
Beim Blick auf den Stand in Gruppe E wundert Albanien als Tabellenführer. Zehn Punkte aus fünf Spielen bedeuten, dass die zweite EM-Teilnahme nach 2016 für die Rot-Schwarzen greifbar ist. Zwei Siege aus den letzten drei Spielen reichen. Tschechien hat als noch ungeschlagener Zweiter (acht Punkte aus vier Spielen) ebenfalls gute Karten. Für Polen würde es in dem Fall nur in die Playoffs gehen. Das Team um Superstar Robert Lewandowski hat alle drei Auswärtsspiele verloren (1:3 in Tschechien, 2:3 in Moldau, 0:2 in Albanien) und ist dabei, sich selbst zu zerlegen.
Laut der polnischen Zeitung "Meczyki" hat der Kapitän und Torjäger bei der WM 2022 seine Teamkollegen zum Essen eingeladen und das Geld dafür vom Verband zurückgefordert, mit dem er im Clinch liegt. Lewandowskis Berater beteuert, der Stürmer habe das Essen privat bezahlt. Das Gerücht sei möglicherweise ausgerechnet vom polnischen Verband in Umlauf gebracht worden, so Berater und Lewandowski-Freund Tomasz Zawislak gegenüber "Meczyki": "Ich habe von dem Gerücht gehört, dass der polnische Fußballverband solchen Unsinn verbreitet, um Robert zu treffen, und das am Tag vor dem wichtigsten Spiel der Qualifikationsrunde. So ein Zufall aber auch."
Zawislak unterstellt indirekt, dass Robert Lewandowski aus der Nationalmannschaft gedrängt werden und mit derartigen Gerüchten von den schlechten Leistungen des Teams abgelenkt werden soll. Der polnische Verband hat die Gerüchte jedoch dementiert. An anderer Stelle wurde der Verband allerdings aktiv: Am Mittwoch wurde der erst im Januar verpflichtete Nationaltrainer Fernando Santos nach nur sechs Spielen schon wieder entlassen.
Darüber hinaus zündelt auch Lewandowskis Ex-Berater Cezary Kucharski in der Posse um den Ex-Bayern-Stürmer kräftig mit. Er attackiert in mehreren Statements bei X, vormals Twitter, immer wieder den jetzigen Berater von Lewandowski und macht diesen für die schwachen Leistungen seines Schützlings verantwortlich.
Als Außenseiter mischt in dieser Gruppe auch die Republik Moldau noch im Quali-Rennen mit. Das Nationalteam der Färöer ist ohne Chance.
Gruppe F: Keine Spannung, keine Schweden in Deutschland
Belgien und Österreich marschieren ohne Probleme durch die Gruppe. Die Alpenrepublik ist nach dem souveränen 3:1-Sieg in Schweden so gut wie durch. Schweden hat de facto keine Chance mehr und kann anders als viele andere Nationen nicht auf den Playoff-Umweg hoffen, weil die Blau-Gelben in der Nations League zu schlecht abgeschnitten haben. Aserbaidschan und Estland laufen in dieser Gruppe unter Ferner liefen, vor allem Estland hat aber dank des komplizierten Modus beste Playoff-Chancen.
Gruppe G: Ungarn dominiert, Serbien im Duell mit Montenegro
Zum dritten Mal in Folge wird sich Ungarn für die EM qualifizieren, sofern kein Wunder mehr passiert. Die Magyaren haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert und das zeigen sie auch in der Quali. Selbst Serbien kann aktuell nicht mithalten, sollte aber zumindest Platz zwei vor Nachbarland Montenegro halten können. Bulgarien und Litauen sind noch ohne Sieg und haben auch keine Playoff-Chance.
Gruppe H: Vier Nationen im engen Rennen
Nach einem Stotterstart, inklusive sensationeller Niederlage in Kasachstan, ist Favorit Dänemark mittlerweile auf Kurs. Mit 13 Punkten aus sechs Spielen liegt der EM-Halbfinalist von 2021 gleichauf mit Spitzenreiter Slowenien. Finnland und Überraschungsmannschaft Kasachstan haben aber jeweils nur einen Punkt weniger und vor allem die Finnen sollten dank eines einfachen Restprogramms noch gute Karten auf die Quali haben. Sowohl die Finnen als auch die Kasachen haben aber bei verpasster Quali den Playoff-Umweg sicher. Nordirland und San Marino sind raus.
Gruppe I: Schweiz vorne, Israel mit Chance auf EM-Debüt
Zwei späten Punktverlusten zum Trotz (jeweils 2:2 gegen Rumänien und im Kosovo) ist die Schweiz voll auf EM-Kurs. Im Oktober und November stehen jedoch noch Reisen nach Rumänien und Israel an. Das sind die beiden Verfolger der Eidgenossen, die realistischerweise aber den zweiten Platz unter sich ausmachen werden. Für Israel wäre die EM 2024 die erste Teilnahme am Kontinentalturnier überhaupt und das zweite große Turnier jemals (nach der WM 1970). Belarus, Kosovo und Fußballzwerg Andorra haben mit dem Großereignis im nächsten Sommer nichts zu tun.
Gruppe J: Portugal im Torrausch, Chance für Luxemburg trotz 0:9
Neben Schottland und Frankreich ist Portugal das einzige Team ohne Punktverlust. Nach sechs Spielen stehen nicht nur 18 Punkte, sondern auch 24 Tore zu Buche. Einen Treffer kassiert hat das von Ex-Belgien-Trainer Roberto Martinez noch gar nicht. Hinter Portugal hat die Slowakei gute Karten, sich zum dritten Mal in Folge für die EM zu qualifizieren. Das Team um die in Deutschland bekannten Peter Pekarik (Hertha), Matus Bero (Bochum) und Laszlo Benes (HSV) hat drei Zähler Vorsprung auf Luxemburg. Deutschlands kleinstes Nachbarland ist von einem Leichtgewicht zu einer durchaus respektablen Fußballnation geworden, auch wenn die 0:9-Packung in Portugal anderes vermuten lässt. Gelingt es nicht, die Slowakei noch abzufangen, hat Luxemburg zumindest gute Karten, in den Playoffs dabei zu sein. Bosnien-Herzegowina und Island müssen alles auf die Playoffs setzen, Liechtenstein hat keine Möglichkeiten.
Wie funktionieren die Playoffs?
Gastgeber Deutschland sowie die zehn Gruppensieger und zehn Gruppenzweiten qualifizieren sich direkt für die EM. Die drei noch freien Plätze werden im März 2024 über Playoffs ausgespielt. Zwölf Nationen bekommen über diesen Umweg noch die Chance, sich für das Turnier in Deutschland zu qualifizieren. Relevant dafür ist aber nicht das Abschneiden in der EM-Quali, sondern die Platzierung in der Nations League 2022/2023. Kurz gesagt, und um es nicht noch komplizierter zu machen, dürfen die besten Teams der Nations-League-Gruppen in die Playoffs, wenn sie sich nicht direkt für die EM qualifiziert haben.
Dann werden drei Playoff-Turniere mit je vier Mannschaften gebildet. Zwei Halbfinals und ein Finale werden pro Playoff-Turnier gespielt, Hin- und Rückspiele gibt es nicht. Stand jetzt sähen die Playoffs so aus.
- Playoff-Turnier A: Polen - Estland (HF1) Wales - Finnland/Ukraine/Island (HF2)
- Playoff-Turnier B: Israel - Finnland/Ukraine/Island (HF1), Bosnien-Herzegowina - Finnland/Ukraine/Island (HF2)
- Playoff-Turnier C: Georgien - Luxemburg (HF1), Griechenland - Kasachstan (HF2)
Wann wird die Endrunde ausgelost?
Einen Monat nach Ende der Qualifikation, am 2. Dezember 2023, werden die sechs Vorrundengruppen in der Hamburger Elbphilharmonie ausgelost. Deutschland ist bereits in Gruppe A gesetzt und wird seine Vorrundenspiele in München, Stuttgart und Frankfurt austragen. Die übrigen Lostöpfe werden anhand der Leistungen in der EM-Quali bestimmt. Die drei Playoff-Sieger sind zum Zeitpunkt der Auslosung noch nicht bekannt.
Stand jetzt würden die Lostöpfe für die Endrunden-Auslosung so aussehen:
- Topf 1: Deutschland (Gruppe A), Portugal, Schottland, Frankreich, England, Belgien
- Topf 2: Kroatien, Ungarn, Albanien, Schweiz, Slowenien, Österreich
- Topf 3: Serbien, Dänemark, Türkei, Spanien, Niederlande, Rumänien
- Topf 4: Tschechien, Italien, Slowakei + 3 Playoff-Sieger
Quelle: ntv.de