"Totale Krise" der Königlichen Zidane zittert nach Horror-Abend um den Job
25.01.2018, 14:24 Uhr
Real-Trainer Zidane spricht Klartext: "Das ist ein Fiasko und ich bin verantwortlich."
(Foto: AP)
Im spanischen Fußball-Pokal scheidet Real Madrid gegen einen absoluten Nobody aus. Das ist nicht nur peinlich, sondern könnte für die "Königlichen" einen Trainerwechsel nach sich ziehen. Denn Klub, Fans und Medien sind sich über den Hauptschuldigen einig.
Wie ein Häuflein Elend kauerte Zinedine Zidane auf der Trainerbank und starrte beim Abpfiff ungläubig auf den Rasen des Bernabeu-Stadions. Nach 90 trostlosen Fußballminuten und dem Pokal-Aus nach einer blamablen 1:2-Niederlage gegen den Liga-Nobody CD Leganes ist Real Madrids Starcoach bei den "Königlichen" so schwer in Bedrängnis wie noch nie. "Wir müssen nachdenken und die richtigen Schlüsse ziehen. Es ist eine schwierige Situation", sagte Reals Sportdirektor Emilio Butragueno.
Noch scheint der Coach Kredit zu haben, aber im Achtelfinale der Champions League im Februar gegen Paris St. Germain geht es für den Franzosen um nichts anderes als seinen Job. Schließlich ist die Königsklasse die letzte Chance für die Madrilenen, in dieser Saison noch einen Titel zu holen. Und Kredit ist bei Real schnell verspielt. Dass Zidane seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren acht von zehn möglichen Titel geholt hat und dass Real unter anderem amtierender spanischer Meister, Champions-League-Sieger und Club-Weltmeister ist, zählt kaum noch.
Schuldzuweisungen von allen Seiten
In der Liga ist Erzrivale FC Barcelona um 19 Punkte enteilt, Sergio Ramos hat die Meisterschaft abgehakt: "Realistisch gesehen ist die Champions League der einzige Wettbewerb, der uns bleibt." Der sonst so solidarische Kapitän, der gegen Leganés nach langer Verletzungspause zurückkehrte, wollte sich nach der Pleite nicht wirklich für seinen Coach engagieren. "Ob Zidane bleibt? Ich bin nicht derjenige, der so etwas entscheidet." Die Madrider Medien machten den Trainer ebenfalls als Hauptschuldigen aus. "Für Zidane ist das der Anfang vom Ende", schrieb die Sportzeitung "AS". "Marca" sprach von einer "totalen Krise". Der Coach wirke wie eine "Seele im Schmerz", habe "nichts mehr zu bieten".
Immerhin: Zidane nahm alle Schuld auf sich und suchte nach der Pleite gegen den krassen Außenseiter, den man im Hinspiel noch 1:0 besiegt hatte, nicht nach Ausreden. "Das war mein schlimmster Abend. Ich habe mich in vielen Dingen geirrt und muss jetzt Lösungen finden. Es ist meine Verantwortung", sagte der 45-Jährige. Ganz sicher war der Verzicht auf die drei Superstars Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Toni Kroos eine fatale Fehleinschätzung, die sich während der Partie nicht mehr korrigieren ließ. Zidane wechselte in der zweiten Halbzeit noch die Topspieler Luka Modric und Daniel Carvajal ein, doch auch dieses Duo konnte dem Spiel keine Wende mehr geben.
"Raus mit euch!"
Nicht ganz zu Unrecht verwies der Weltmeister von 1998 darauf, dass auch ohne Ronaldo, Bale und Kroos ein Topteam auf dem Rasen stand - zumindest nach der Papierform. Zidane: "Wenn man sich die Aufstellung ansieht, kann man nicht behaupten, dass wir nicht konkurrenzfähig waren. Die Spieler, die nicht gespielt haben, brauchten einfach eine Pause." Noch schützt die bislang makellose Champions-League-Bilanz den einstigen Weltfußballer, der noch einen Vertrag bis 2020 besitzt, vor einem sofortigen Rauswurf. Und auch die Tatsache, dass der Trainermarkt mitten in der Saison ziemlich leergefegt ist. Jedenfalls, wenn man Ansprüche hat wie Real Madrid.
Dank der schönen Treffer von Eraso (31. Minute) und Gabriel (54.) nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Karim Benzema (47.) zog Leganés erstmals in der Clubgeschichte ins Halbfinale der "Copa del Rey" ein. Mit einem Etat von nur 45 Millionen Euro. Zum Vergleich: Real Madrid verfügt diese Saison über 690 Millionen. Die rund 46.000 Fans im Stadion verabschiedeten das Team mit einem gellenden Pfeifkonzert und schwenkten aufgebracht weiße Taschentücher. Die Geste aus dem Stierkampf bedeutet: "Wir sind enttäuscht. Raus mit euch!"
Quelle: ntv.de, lri/dpa/SID