Redelings Nachspielzeit

"Ist das geil, Junge!" Als die van der Vaarts ganz Deutschland verzückten

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Saison 05/06: Als Sylvie und Rafael van der Vaart nach Deutschland kommen, werden sie in Hamburg als "Holland-Beckhams" freudig empfangen. Fans und Presse feiern das strahlende Pärchen. In Mainz hingegen verehren sie ihren Trainer Jürgen Klopp - und verpassen ihm einen sehr speziellen Spitznamen.

Auf solch ein Pärchen hatten sie in der Hansestadt lange gewartet. Dementsprechend enthusiastisch feierten sie in Hamburg ihre beiden neuen Stars auf und abseits des grünen Rasens. Denn der niederländische Nationalspieler Rafael van der Vaart begeisterte nicht nur die Fußballfans. Auch HSV-Torwart Stefan Wächter war hörbar angetan: "Der kleine Holländer? Der ist ganz gut, ne?!" Wenig überraschend starteten die Hamburger mit sechs Siegen und zwei Unentschieden in die Spielzeit. Das war der beste Saisonauftakt einer HSV-Mannschaft in der Bundesliga überhaupt.

Auch Trainer Thomas Doll war ein Anhänger von van der Vaart. Als der Niederländer beim 3:0-Sieg in Kaiserslautern ein Tor mit rechts und eines mit links erzielte und anschließend auch noch ein weiteres mit einem Traumpass vorbereitete, herzte ihn der HSV-Coach innig und rief ihm begeistert mit einem Klaps auf den Po zu: "Ist das geil, Junge!" Innerhalb kürzester Zeit gingen 6000 Trikots mit van der Vaarts Namen über den Ladentisch - ebenfalls Rekord in Hamburg. Viele Größen waren schnell ausverkauft.

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Aber auch abseits des Platzes machte der Neu-HSV-Profi Rafael van der Vaart eine gute Figur. Zusammen mit seiner attraktiven Ehefrau Sylvie kam Glamour in die Hansestadt. Die Hamburger feierten ihre Niederländer abwechselnd als "Hollands besten Importschlager", die "Holland-Beckhams" oder auch die "Nachwuchs-Becks". In bunten Geschichten wurde berichtet, dass die Trauung des Fußballstars mit der ehemaligen MTV-Moderatorin, die immerhin fünf Jahre älter als ihr Mann war, mehr als 1,4 Mio. Niederländer live im TV verfolgt hatten. Die Senderechte hatten die van der Vaarts exklusiv verkauft und 380 Gäste zu ihrer Hochzeit eingeladen. Eine wahre Traumwelt, in der die beiden damals lebten. Es gab nur ein Problem: Sylvie interessierte sich anfangs nicht so für Fußball. Oder wie ihr Mann Rafael gegenüber Journalisten sagte, als die seiner Frau auch Fragen zu seinem Beruf stellen wollten: "Sie können ihr viele Fragen stellen - erwarten Sie bloß keine Antworten."

Slapstick-Einlage zwischen Streit und Meier

Am 06. Dezember 2005 ereignete sich in Duisburg eine dieser Szenen, die ewig im Gedächtnis aller Bundesliga-Fans bleiben wird: Die legendäre Slapstick-Einlage spielte sich beim Spiel des MSV zu Hause gegen den 1. FC Köln ab. MSV-Trainer Norbert Meier und Kölns Albert Streit gerieten am Spielfeldrand aneinander. Ihre hitzige Konfrontation beendeten die beiden Laien-Darsteller mit einer hollywoodreifen Schauspieleinlage. Nach einem gegenseitigen Kopfstoß-Wischer sackten beide - mit den Händen vor dem Gesicht - zu Boden. Bis heute eine unvergessene Szene!

Zum Autor
  • Ben Redelings ist ein Bestseller-Autor und Komödiant aus dem Ruhrgebiet.
  • Sein aktuelles Buch "60 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum" ist ein moderner Klassiker aus dem Verlag "Die Werkstatt"

  • Mit seinen Fußballprogrammen ist er deutschlandweit unterwegs. Infos & Termine auf www.scudetto.de.

In Dortmund wurde damals schon wieder Geld verteilt. Groß-Aktionär Florian Homm wollte eine Million Euro für die Meisterschaft und 500.000 Euro für das Erreichen der Champions League springen lassen. Ganz schön großzügig. Ob solche Summen allerdings tatsächlich einen speziellen Anreiz für die gut bezahlten Profis des BVB darstellten, darf angesichts der unglaublichen Summen, die in den Jahren zuvor in Dortmund verbrannt wurden, bezweifelt werden.

Klopp ist plötzlich "Harry Potter"

In Mainz erarbeitete sich Trainer Jürgen "Harry Potter" Klopp ("Harry Potter ist mir lieber, als wenn sie mich Kermit getauft hätten") nach Anfangsschwierigkeiten langsam, aber sicher seinen Status als talentierter Bundesliga-Coach. Seine Methoden waren jedoch nicht immer so ganz nach dem Geschmack seiner Spieler - vor allem nicht derer, die noch mit ihm zusammen auf dem Platz gestanden hatten, wie Torwart Dino Wache: "Früher war er nach Testspielen immer die Nummer eins an der Wurstbude. Heute bevorzugt er diese merkwürdige Trennkost."

Kaum war Peter Neururer wieder in Lohn und Brot, war auch schon seine berühmte Sprüchemaschine angeworfen. In Hannover wollte der in Bochum wenige Monate zuvor entlassene Trainer endlich einmal langfristig etwas aufbauen. Um die Lockerheit im Verein - nach der etwas angestrengten Zeit unter Ewald Lienen - wiederzufinden, warf er einige Dinge über Bord. Kiebitze waren wieder herzlich eingeladen zum Training, und in Fragen der Ernährung kam er den Spielern entgegen. Die Phase der Askese war vorbei. Die Laster durften wieder gepflegt werden. Bierchen und fettiges Essen waren nicht mehr komplett tabu, denn für Neururer stand fest: "Fettwerte interessieren mich nicht. Mich interessieren die Lederwerte!"

Assauer mit seinem ganz speziellen Charme

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Auf Schalke war die Welt für Rudi Assauer damals im Spätsommer 2005 noch in Ordnung. Sein junger Nachwuchsmanager Andreas Müller durfte ab sofort sogar "Du" zum Rudi sagen, wie Assauer selbst erzählte: "Den Gesellenbrief hat er jetzt schon. Den Meisterbrief noch nicht ganz. Aber es reicht, um du zu mir zu sagen. Den Andi und mich kann kein Mensch der Welt auseinanderdividieren." Auf seine Arena Auf Schalke war Assauer immer noch ganz besonders stolz; auch wenn in München mittlerweile Uli Hoeneß meinte, sein Stadion wäre noch schöner. Jedoch nicht mit Assauer: "Die Allianz-Arena wirkt vor allem außen. Sie hat Charme, aber kein Dach!"

Und auch sein Alter - er war 61 Jahre jung - war für Assauer kein Grund zur Sorge. Als ihn der Journalist der "Sport Bild" fragte, ob er nicht ab und zu einmal "depressiv" sei, antwortete Assauer: "Depressiv? Ist das eine neue Weinsorte? Oder ein neuer Kaffee? Nein, toi, toi, toi!" Aber wie auch, bei so einer attraktiven Freundin? Zu den Gerüchten, dass die Schauspielerin Simone Thomalla nicht mehr bei ihm sei, sagte Assauer zu einem Reporter: "Wie? Die ist ausgezogen? Dann muss ich 14 Tage im Tiefschlaf gelegen haben. Sie geht manchmal weg zum Einkaufen. Ist aber immer wieder zurückgekommen …"

Quelle: ntv.de

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