Drei Fragenzeichen, eine Ansage Löw rechnet nicht - er will siegen
26.06.2018, 19:25 Uhr
Lässt sich von engagierten Südkoreanern nicht blenden: Joachim Löw setzt auf einen Sieg seines Teams.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bloß nicht den Ball verlieren: Das ist die deutsche Fußball-Devise, wenn die DFB-Elf gegen Südkorea ums WM-Achtelfinale kämpft. Gesagt hat's Bundestrainer Löw. Und außerdem: Auch für eine Hitzeschlacht ist sein Team bereit.
Die Frage, wie viel Neues er gegen Südkorea wagen wolle, hat der Bundestrainer nicht beantwortet. Auch nicht die Frage, ob er überhaupt etwas zu ändern gedenkt angesichts der Aufgabe, mit einem klaren Sieg das Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland zu erreichen. Joachim Löw sagte bei der Pressekonferenz in Kasan nur, dass Rechenspiele nicht seine Sache seien, und somit auch nicht die der deutschen Nationalmannschaft: "Wir sollten mit unserem eigenen Spiel, mit unserem eigenen Ergebnis für Klarheit sorgen. Wir werden alles daran setzen, dass wir das aus eigener Kraft schaffen." Dafür sei es absolut notwendig, "leichte Ballverluste im Mittelfeld zu verhindern" - wie vor allem beim 0:1 gegen Mexiko zum Auftakt, aber auch teilweise beim 2:1 gegen Schweden in Sotschi. Die Löw'sche Devise gegen Südkorea: "Weniger Ballverluste insgesamt im Spiel, das wäre hilfreich."
Darüber also, mit welchem Personal und wieviel Zukunftswagnis die Mannschaft am Mittwoch (ab 16 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in der Kasan-Arena mit ihren 45.000 Plätzen ihr drittes und letztes Spiel in der Gruppe F absolvieren wird, darf weiter spekuliert werden. Nur eines ist klar: Sebastian Rudy ist nach seinem mehrfachen Bruch des Nasenbeins gegen Schweden und Operation unter Vollnarkose nicht dabei - "das wäre zwei, drei Tage zu früh". Aber allein die Tatsache, dass sie beim DFB überhaupt darüber öffentlich geredet hatten, ob der Münchner nicht mit einer Gesichtsmaske spielen könnte, zeigt, dass er in den 25 Minuten von Sotschi einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Auf der Doppelsechs neben Toni Kroos hatte Rudy unaufgeregt und mit viel Übersicht dafür gesorgt, dass die deutsche Defensive stabiler war als noch gegen Mexiko. Er tat mithin genau das, was gegen die Südkoreaner vonnöten sein dürfte. Die nämlich, referierte der der Bundestrainer, "laufen früh an und wollen den Ball schon im Mittelfeld gewinnen. Und nicht nur der Ex-Hamburger Heung-min Son von Tottenham Hotspur sei ein guter Konterspieler.
Wer also geleitet den Madrilenen Kroos durch die Partie? Die Frage ist, was Löw in dieser nicht ganz unwichtigen Partie wagt. Weltmeister Sami Khedira von Juventus Turin, der gegen Schweden auch nach Rudys Verletzung nicht eingewechselt worden war, wieder in die Startelf zu beordern, das wäre die konservative Lösung. Ilkay Gündogan von Manchester City hatte in der Stunde, die er gegen die Skandinavier spielte, die so vehement geforderte defensive Absicherung eher vernachlässigt. Bleibt noch der Schalker Leon Goretzka, über den Co-Trainer Marcus Sorg sagte, er werde schon noch seine Einsatzzeit bei diesem Turnier bekommen. Gegen Südkorea? Vielleicht.
Müller mit "zwei schlechten Spielen"
Kapitän Manuel Neuer vom FC Bayern hütet das Tor, darüber gibt es keine Diskussion. Die Jobs am rechten und linken Ende der Vierer-Abwehrkette übernehmen der Münchner Joshua Kimmich auf der rechten und der Kölner Jonas Hector auf der linken Seite. In der Mitte fällt Jérôme Boateng vom FC Bayern nach seiner Gelb-Roten Karte beim 2:1 gegen Schweden aus, dafür hat sich Klubkollege Mats Hummels nach Problemen mit dem Halswirbel wieder fit gemeldet. An seiner Seite könnte Antonio Rüdiger vom FC Chelsea verteidigen. Gegen Schweden hat er das - bis auf einen kapitalen Fehler - gut gemacht. Allerdings ist auch Niklas Süle ein Thema, da Hummels und Rüdiger beide die linke Innenverteidiger-Position bevorzugen, Süle hingegen die rechte Seite.
Noch offener scheint die Besetzung der Offensivabteilung. Marco Reus von Borussia Dortmund und der junge Leipziger Timo Werner gelten als gesetzt. Aber auf welcher Position? Werner hatte in der zweiten Halbzeit gegen Schweden auf der linken Seite überzeugt. Da ist es eine Überlegung wert, ihn wieder dort spielen zu lassen und Mario Gomez vom VfB Stuttgart gegen Südkoreas engagierte, aber auch anfällige Defensive als Mittelstürmer einzusetzen. Kehrt Mesut Özil vom FC Arsenal zurück und übernimmt die Schaltzentrale im Mittelfeld? Aber was ist dann mit Reus? Rückt er nach rechts - und verdrängt Thomas Müller? Er habe, sagte Löw, nach der Niederlage gegen Mexiko lange mit dem Offensivspieler des FC Bayern gesprochen, Videoanalyse inklusive. "Er ist ein sehr aufnahmefähiger Spieler, der sehr selbstkritisch ist", berichtete der Bundestrainer. Allerdings attestierte er Müller auch so ganz nebenbei "zwei schlechte Spiele". Ein Torschuss in zwei Partien lautet die Bilanz. Ein Viertel seiner Pässe erreichte die Kollegen nicht. Andererseits: Müller gewann die Hälfte seiner 42 Zweikämpfe, sechs Mal gab er die Vorlage für einen Torschuss.
Aber was heißt das nun? Die Fragen werden spätestens eine Stunde vor dem Anpfiff beantwortet. Doch dem Bundestrainer ist nicht bange, wie er sagte. Die Meteorologen prognostizieren zwar für den Mittwochnachmittag in der Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan stolze 30 Grad Celsius. Aber auch eine Hitzeschlacht schreckt Löw nicht: "Ich glaube, dass meine Mannschaft mit der Hitze und dem Tempo nicht mehr Probleme haben wird als Südkorea."
Quelle: ntv.de