Olympia-Wettbewerbe im Überblick Biles' "Zitterbalken", Sturz-Chaos auf der Bahn
16.08.2016, 06:43 Uhr
Mark Cavendish löste den Crash auf der Bahn aus. Park Sang-hoon aus Südkorea verletzte sich so schwer, dass er ins Krankenhaus musste.
(Foto: AP)
Die Nachricht kommt am frühen Abend und sorgt für tiefe Trauer im deutschen Olympiateam: Kanu-Trainer Stefan Henze ist seinen schweren Kopfverletzungen erlegen, die er bei einem Verkehrsunfall am Freitag erlitten hatte. Der Sport wird so zur Nebensache, dennoch laufen die Wettbewerbe weiter. Im Bahnradfahren löst Topsprinter Marc Cavendish einen folgenschweren Sturz aus. Die deutschen Tischtennis-Herren verpassen das Duell um Gold. Turnstar Simone Biles muss sich vom Traum des Fünffach-Triumphs verabschieden. Im Stabhochsprung gibt's einen Sensationssieger. Für eine Überraschung sorgt auch der deutsche Ringer Denis Kudla. Die Nacht in Rio.
Kanu
Kanu-Slalom-Trainer Stefan Henze ist an den Folgen seines Unfalls bei den Olympischen Spielen gestorben. Das teilte der Deutsche Olympische Sportbund mit. "Wir sind unendlich traurig an diesem Tag", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Worte können nicht annähernd beschreiben, was wir im Olympia-Team nach diesem schrecklichen Verlust empfinden." Der 35 Jahre alte Henze hatte bei dem Unfall in einem Taxi am Freitag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Seitdem lag er in einer neurochirurgischen Spezialklinik.
Radsport
Der Olympia-Zweite Mark Cavendish hat den heftigen Sturz im Bahnrad-Mehrkampf Omnium auf seine Kappe genommen, bei dem der Südkoreaner Sang Hoon Park Abschürfungen und Prellungen erlitt - aber erst mit Verzögerung. Erst Minuten, nachdem der britische Radsport-Star einen Reporter für eine Frage nach dem Zwischenfall angeraunzt hatte, gestand der 31-Jährige sein Missgeschick. "Das war mein Fehler, ich hätte mehr auf meine Fahrlinie achten sollen", sagte Cavendish. Park war nach der Kollision auf einer Trage aus dem olympischen Velodrom gebracht und zur Untersuchung in ein Krankenhaus gefahren worden. Ebenfalls zu Fall gekommen war der spätere Olympiasieger Elia Viviani (Italien), der allerdings unverletzt weiterfahren konnte.
Leichtathletik
Brasilien feiert Höhenflieger Thiago da Silva. Mit 6,03 Meter wurde der 22-jährige Stabhochspringer Olympiasieger und erster Medaillengewinner seines Landes in dieser Disziplin. Das Nachsehen in einem hochklassigen Finale hatte Renaud Lavillenie. Der Franzose und Olympiasieger von 2012 musste sich nach 5,98 Metern mit Silber begnügen. Dritter wurde der US-Amerikaner Sam Kendricks mit 5,85 Metern. Erstmals seit 1992 stand kein deutscher Stabhochspringer im Olympia-Finale. Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe, Tobias Scherbarth und Karsten Dilla scheiterte in der Qualifikation.
David Rudisha feierte seinen zweiten Olympiasieg nacheinander. Nach der Weltrekord-Nacht von London reichten ihm vier Jahre später 1:42,15 Minuten zum Sieg. Silber hinter dem Kenianer holte der Algerier Taoufik Makhloufi in 1:42,61 Minuten vor Clayton Murphy (USA/1:42,93). "Das ist der großartigste Moment in meiner Karriere", sagte Rudisha. Er ist der erste Athlet nach dem Neuseeländer Peter Snell 1964, der seinen Sieg über 800 Meter wiederholte.
Die US-Amerikanerin Allyson Felix hat den historischen fünften Olympiasieg verpasst. Über 400 Meter schnappte ihr Shaunae Miller von den Bahamas die Goldmedaille in 49,44 Sekunden weg. Felix kam als Zweite in 49,51 Sekunden ins Ziel. Sie wäre bei einem Sieg die erste Frau gewesen, die bei Olympischen Spielen fünf Goldmedaillen gewonnen hätte. Bronze sicherte sich die Jamaikanerin Shericka Jackson in 49,85 Sekunden.
Turnen
Superstar Simone Biles lächelte, aber längst nicht so herzlich und ansteckend wie gewohnt. Anstatt über die vierte Goldmedaille bei den Sommerspielen in Rio zu jubeln und damit einen olympischen Turnrekord anzupeilen, musste sich die Amerikanerin am Schwebebalken mit Bronze begnügen. 14,733 Punkte reichten nicht, um die neue Olympiasiegerin Sanne Wevers (15,466 Punkte) zu besiegen. Zu unsicher, zu wackelig war Biles' Übung am gefürchteten "Zitterbalken", den sie zu allem Überfluss auch noch greifen musste, um einen Abgang zu vermeiden. Silber ging an Biles' Landsfrau Lauren Hernandez (15,333).
Ringen
Denis Kudla hat die erste Medaille für die deutschen Ringer gewonnen. Im kleinen Finale der Kategorie bis 85 Kilogramm im griechisch-römischen Stil bezwang der 21-jährige Debütant aus Schifferstadt den WM-Dritten von 2013, den Ungarn Viktor Lorincz, sensationell durch die letzte Wertung. Der andere Griechisch-Römisch-Spezialist, Superschwergewichtler Eduard Popp, verlor dagegen das kleine Olympia-Finale gegen den Aserbaidschaner Sabah Shariati nach einer Schulterniederlage vorzeitig.
Tischtennis
Final-Traum geplatzt, doch eine Medaillen-Chance bleibt: Die deutschen Tischtennis-Männer kämpfen um Bronze. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger verloren im Halbfinale gegen Japan mit 1:3. Im Spiel um Platz drei am Mittwoch gegen Südkorea hat die deutsche Mannschaft jedoch eine weitere Möglichkeit, die dritte olympische Team-Medaille in Serie zu holen. "Wir wussten, dass uns eine sehr schwere Aufgabe erwartet. Japan hat sehr stark gespielt, vor allem im Doppel. Jetzt gilt es, die Konzentration schnellstmöglich auf das Spiel um Bronze zu richten", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Was war sonst noch?
Die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa fürchtet nach ihrem Ausschluss von den Olympischen Spielen mehr denn je um ihr Leben und das ihrer Familie. "Wenn uns etwas passiert, sollten alle wissen, dass dies kein Unfall ist", sagte Stepanowa während einer aufwühlenden Video-Pressekonferenzg. Ihre Angst sei so groß wie nie, und ihr sei klar geworden, dass es "keinen Schutz gibt", sagte Stepanowa und ergänzte, dass "jederzeit etwas passieren" könne. Zuletzt hatten Unbekannte die Server der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gehackt, offensichtlich, um den Aufenthaltsort der Stepanows in Erfahrung zu bringen.
Eine herabstürzende Seilkamera hat sieben Personen im Olympiapark verletzt. Das bestätigte Olympic Broadcasting Services (OBS), verantwortlich für die offiziellen TV-Bilder von den Sommerspielen. Der Unfallort wurde umgehend abgesperrt und eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet. Eine Frau musste mit einer Halskrause vom Unfallort weggefahren werden. Augenzeugen berichteten von blutverschmierten Gesichtern bei den Opfern. Nach Angaben von OBS fanden zum Unglückszeitpunkt Reparaturmaßnahmen statt, als plötzlich beide Trägerseile rissen und die Kamera in der Nähe der Carioca-Arena aus 20 Metern Höhe fiel.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid