Olympia-Wettbewerbe im Überblick Phelps-Party, Fidschi-Feier und Würgegriff
12.08.2016, 06:56 Uhr
Nicht zu halten: Osea Kolinisau und seine Fidschi-Jungs.
(Foto: AP)
Der amerikanische Schwimmsuperstar Michael Phelps schreibt weiter Sportgeschichte - er gewinnt über 200 Meter Lagen seine 22. Goldmedaille. Das spannendste Kapitel der Olympia-Historie schreiben in der Nacht allerdings die Rugbyspieler der Fidschis. Eine deutsche Judoka quält sich trotz Kreuzbandriss und Würgegriff und verpasst Bronze nur ganz knapp. Der "Plattenkönig" aus China ist selbst von seinem Landsmann nicht zu bezwingen. Die Handballer verlieren eine unglaubliche Schlacht gegen den Gastgeber und die deutsche Teamsprinter erleben auf der Bahn ein Debakel. Die Nacht in Rio.
Schwimmen
Bei der nächsten Olympia-Show des Michael Phelps weinte Philip Heintz trotz Rekords und der besten Platzierung eines deutschen Schwimmers bittere Tränen. Über 200 Meter Lagen schwamm Phelps erneut vorweg, doch dahinter hatte sich der Heidelberger Heintz im ohrenbetäubenden Jubel echte Hoffnungen auf Überraschungs-Edelmetall gemacht. In 1:57,48 Minuten steigerte der EM-Zweite von 2014 seinen deutschen Rekord aus dem Vorlauf, war danach auf Platz sechs aber untröstlich. "Die Zeit ist zu langsam. Ich bin seit vier Jahren jeden Abend mit dem Ziel eingeschlafen, hier eine Medaille zu holen", sagte er. 0,43 Sekunden fehlten zu Bronze.
Phelps gewann als erster Schwimmer zum vierten Mal Olympia-Gold nacheinander über die 200 Meter Lagen. Bei der US-Hymne kämpfte er mit den Tränen. Wenige Minuten später erreichte er über 100 Meter Schmetterling sicher das Finale als Fünfter. In Rio sind für ihn noch die Goldmedaillen fünf und sechs möglich.
Rugby
Die Rugby-Männer des kleinen Inselstaats Fidschi haben nicht nur die erste Olympia-Medaille für ihr Land gesichert, sondern sogar gleich Gold gewonnen. Im Siebener-Rugby fertigte das Team des südpazifischen Landes im Finale Großbritannien mit 43:7 ab. Im Halbfinale hatte sich Fidschi gegen Japan durchgesetzt. Die Asiaten unterlagen im Spiel um Platz drei den Südafrikanern mit 14:54. Rugby ist nach einer langen Pause von 92 Jahren wieder olympisch - ganz neu ist dabei allerdings die besondere Variante des Spiels: Im Gegensatz zum klassischen Format bilden nicht 15, sondern nur sieben Spieler eine Mannschaft. Die Spielzeit ist erheblich verkürzt.
Handball
Die deutschen Handballer haben die erste Niederlage kassiert und den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale verpasst. Gegen den wie entfesselt aufspielenden Gastgeber Brasilien verlor der Europameister mit 30:33 (16:17). Während sich der Panamerika-Meister zum Favoritenschreck mausert, kann die deutsche Mannschaft mit einem Erfolg am Samstag gegen Slowenien immerhin noch einen Spieltag vor dem Vorrunden-Ende die K.o.-Runde erreichen. Letzter Gegner in der Gruppe B ist am Montag Ägypten.
Bogenschießen
Lisa Unruh reckte ihren Bogen immer wieder jubelnd in die Luft und fiel dann Bundestrainer Oliver Haidn um den Hals. Als die erste deutsche Bogenschieß-Medaille in olympischen Einzel-Wettbewerben perfekt war, konnte die 28-Jährige ihr Glück kaum fassen. Die 2:6-Niederlage im Finale gegen die Südkoreanerin Chang Hyejin schmälerte ihre Freude über Silber kein bisschen. "Es ist der Wahnsinn, was jetzt los ist, ich wollte unter die Top Ten und habe jetzt eine Medaille", sagte Unruh in aller Ruhe. Dabei war ihr Auftritt nicht weniger als eine Sensation.
Bahnrad
Die britischen Teamsprinter haben erneut die Goldmedaille gewonnen. Der gebürtige Krefelder Philip Hindes, Jason Kenny und Callum Skinner siegten in 42,440 Sekunden im Finale gegen Neuseeland (42,542). Platz drei ging an Frankreich (43,143), das Australien (43,298) besiegte. Die deutschen Teamsprinter waren auf einen enttäuschenden fünften Platz gefahren und hatten die Endläufe verpasst.
Tischtennis
Topfavorit Ma Long aus China hat sich ohne Probleme die Goldmedaille gesichert. Der Weltmeister besiegte seinen Landsmann Zhang Jike glatt mit 4:0 (14:12, 11:5, 11:4, 11:4)-Sätzen. Nach dem Olympiasieg mit der chinesischen Mannschaft 2012 in London ist es für den 27-Jährigen die zweite olympische Goldmedaille seiner Karriere und die erste im Einzel. Bronze ging an den Japaner Jun Mizutani, der im Spiel um den dritten Platz den Weißrussen Wladimir Samsonow mit 4:2 schlug.
Tennis
Den anstregendsten Teil ihres Arbeitstages absolvierte Angelique Kerber erst nach ihrer nächsten Glanzleistung. Die Selfie- und Autogrammjäger auf dem Centre Court der olympischen Tennisanlage wollten die deutsche Medaillenhoffnung nicht mehr gehen lassen. Geduldig erfüllte Kerber alle Wünsche - Kraft hatte sie nach dem 6:1, 6:2 im Viertelfinale gegen die Britin Johanna Konta noch genug. Mit Blick auf das ersehnte Gold blieb Kerber jedoch zurückhaltend: "Es ist noch ein weiter Weg. Ich will nicht drüber nachdenken, denn ich weiß, was Druck mit mir machen kann", sagte sie.
Beachvolleyball
Mit dem dritten Vorrundensieg sind Laura Ludwig und Kira Walkenhorst als ungeschlagene Gruppensiegerinnen in das Achtelfinale eingezogen. Die Europameisterinnen aus Hamburg zeigten gegen das italienische Team Marta Menegatti und Laura Giombini allerdings keine durchgängig überzeugende Leistung. Die Stuttgarterinnen Karla Borger und Britta Büthe mussten nachsitzen, qualifizierten sich aber über eine zusätzliche Playoff-Runde. Sie gewannen gegen Olaya Perez Pazo und Norisbeth Agudo Gonzalez aus Venezuela.
Judo
Selbst ein Kreuzbandriss (vor sechs Wochen) und der Würgegriff ihrer Gegnerin konnten Luise Malzahn nicht zur Aufgabe zwingen. Tapfer kämpfte die deutsche Judoka und verpasste Bronze nur knapp. Gegnerin Anamari Velensek würgte sie im entscheidenden Duell fast bis zur Bewusstlosigkeit, bis der Schiedsrichter den Kampf beendete. "Für mich kam aufgeben nicht infrage", sagte Malzahn später. "Als ich dann wieder zu mir gekommen bin, habe ich nur gemerkt, ok, das war's dann wohl."
Hockey
Die deutschen Damen kassierten ihre erste Niederlage. Der Weltranglisten-Neunte verlor sein viertes Gruppenspiel mit 1:2 (1:2) gegen Spanien. Das Team von Bundestrainer Jamilon Mülders hatte sich aber bereits für das Viertelfinale am Montag qualifiziert.
Was war sonst noch?
Das Internationale Olympische Komitee wird den Betrugsversuch eines kenianischen Leichtathletik-Trainers bei einer Doping-Kontrolle im Olympischen Dorf untersuchen. "Wir haben die Entscheidung des kenianischen Nationalen Olympischen Komitees, einen Trainer wegen des Verstoßes der Anti-Doping-Regeln nach Hause zu schicken, zur Kenntnis genommen", hieß es in einer IOC-Mitteilung.
Quelle: ntv.de, tno