Microsoft beugt sich Browserwahl bei Installation
15.03.2010, 08:43 UhrNach langem Streit mit der Europäischen Kommission überlässt der US-Softwareriese Microsoft den Nutzern seines Betriebssystems Windows nun die Wahl, welchen Internetbrowser sie installieren möchten. Angezeigt wird ein Fenster mit den zwölf meistgenutzten Programmen.

Bei der Installation wird der hauseigene Internet Explorer nicht mehr automatisch ausgewählt.
(Foto: Microsoft)
Die EU wirft Microsoft vor, mit seiner dominierende Position bei Betriebssystemen Windows-Nutzern seinen Internet Explorer (IE) aufzudrängen. Das Programm zum Anzeigen von Internetseiten ist auf Windows-Systemen bislang vorinstalliert. Das Browser-Auswahlfenster wird nun ab Mitte März nicht nur den Käufern neuen Windows-Systeme angezeigt, sondern - nach einer Aktualisierung - auch den Nutzern älterer Systeme der Windows-Versionen XP, Vista und 7 - wenn diese bislang den Internet Explorer als Standardbrowser eingestellt haben.
Lange Zeit galt der Internet Explorer als veraltet. Die neuesten Versionen 7 und 8 haben nun aber zu den Konkurrenten aufgeschlossen und bieten etwa das sogenannte Tabbed Browsing, bei dem mehrere Internetseiten in einem Fenster angezeigt werden können. Der IE verfügt nun auch über einen Modus, indem keine Daten aufgezeichnet werden, und er kann über Erweiterungen um neue Funktionen bereichert werden. In Vergleichtests schneidet der IE aber noch immer als langsam ab, auch bei der Darstellung vor allem interaktiver Seiten hakt es oft. Zudem bieten immer wieder gravierende Sicherheitslücken ein Einfallstor für Angreifer.
Der Mozilla Firefox hat Studien zufolge den Internet Explorer bei den deutschen Nutzern bereits überholt. Er ist kostenlos, bietet viele Möglichkeiten, ihn anzupassen - funktioniert aber auch ohne Extras. Vielfältige Zusatzfunktionen erhalten Firefox-Nutzer über Erweiterungen, auch das Aussehen lässt sich anpassen. Die meisten, auch interaktiven, Internetseiten stellt der Firefox einwandfrei dar. Er ist in Vergleichstests deutlich schneller als der Internet Explorer - aber langsamer als Opera, Safari und Chrome.
Opera war lange führend bei der Entwicklung neuer, innovativer Techniken, zu Beginn mussten Nutzer für eine werbefreie Version aber zahlen. Inzwischen ist der Browser aus Norwegen kostenlos. In Vergleichtests schneidet er als einer der schnellsten ab, für langsame Internetverbindungen bietet er den "Turbo-Modus" - das kann sich etwa beim Surfen mit dem Laptop übers Handynetz lohnen. Mit zwei Diensten können Opera-Nutzer auch Dateien über das Internet bereitstellen und Lesezeichen synchronisieren. Zudem bietet Opera einen vollwertiges integriertes E-Mail-Programm.
Safari ist der Webbrowser von Apple, das Programm läuft aber auch auf Windows. Er lädt Internetseiten ebenfalls ausgesprochen schnell und zeigt die meisten Inhalte problemlos an. Safari zeichnet sich vor allem durch grafische Effekte aus, die etwa das Durchblättern von Verlauf und Favoriten besonders übersichtlich machen.
Chrome ist der Browser aus dem Hause des Internetgiganten Google. Er ist relativ neu, trotzdem schon recht weit verbreitet und liegt auch bereits in vierter Generation vor. Das Programm läuft auf der gleichen technischen Plattform wie Safari und ist ähnlich schnell. Er kann in der neuesten Version ebenfalls durch Zusatzmodule erweitert werden. Kritik üben Datenschützer an der Datensammelwut von Google. So hat jeder Chrome-Browser bislang eine eindeutige Identifikationsnummer, die künftig aber abgeschafft werden soll. Andere Funktionen, mit denen Google Daten sammelt, können Nutzer deaktivieren.
Microsoft bietet Windows-Nutzern künftig noch sieben weitere Browser zur Auswahl an, die bislang aber eher Nischenprodukte sind. Flock basiert auf Firefox und ist auf soziale Netzwerke ausgerichtet. Auch K-Meleon hat die gleiche technische Grundlage wie Firefox, ist aber nicht so aktuell. Sleipnir aus Japan läuft wahlweise auf der Plattform von Firefox oder IE. Avant, Green Browser, Maxthon, und Flashpeak-Slimbrowser bauen auf dem IE auf.
Quelle: ntv.de, AFP