Intelligente Suchmaschine Geniestreich gegen Google
11.03.2009, 09:59 UhrDer berühmte Wissenschaftler Stephen Wolfram hat angeblich eine Suchmaschine entwickelt, die Antworten gibt und nicht nur Fundstücke präsentiert.
Bisher hat Wolfram lediglich den Start der Suchmaschine für Mai angekündigt und im Internet befindet sich bis dahin nur ein Dummy. Trotzdem ist über "Wolfram Alpha" schon so viel bekannt, dass die Netzgemeinde ungeduldig mit den Hufen scharrt. Zum einen hat Wolfram selbst auf seinem Blog einige Infos preisgegeben. Entscheidender für die Aufregung ist aber der Blogeintrag des US-Suchmaschinen-Experten Nova Spivack, dem Wolfram einen Einblick in seine Arbeit gewährte. "Wolfram Alpha könnte für das Web (und die Welt) so bedeutend wie Google werden", schreibt Spivack auf Twine.com.
Frage und Antwort
Obwohl ihm einige Berichte das Wort "Google-Killer" in den Mund legen, betont Spivack aber, dass Wolfram Alpha kein direkter Konkurrent von Google sei, da die Software auf eine völlig andere Art und Weise arbeite. Sie sei "keine Suchmaschine, sondern eine Antwortmaschine". Wolfram Alpha listet keine Links auf, die möglicherweise zu Antworten führen, sie gibt Antworten. Und so gesehen ist das Werk des Wunderkinds eher eine Ergänzung zu Google. Denn schließlich "ergoogelt" man sich oft erst die Informationen, um überhaupt eine Frage formulieren zu können.
Der zweite große Unterschied ist, dass User in das Suchfeld nicht Stichworte eingegeben, sondern Fragen formulieren können. Spivack erklärt dies mit einigen Beispielen: Gibt man in das Suchfeld die Frage "Wo liegt Timbuktu?" ein, wird man zu einem Eintrag bei About.com geleitet, wo man erfährt, dass Timbuktu am Fluss Niger im afrikanischen Staat Mali liegt. Will der User wissen, wie groß die durchschnittliche Regenmenge 2008 in Boston war, bekommt er auf Weathernewengland.com eine mehr als genaue Antwort. Ebenso möglich ist die Frage nach der 307. Stelle der Zahl Pi oder dem derzeitigen Aufenthaltsort der Raumstation ISS.
Kuratierte Datenbank
Wie Wolfram Alpha arbeitet, kann Otto Normal nur erahnen. Einfach gesagt, ist sie in der Lage, aus Fragen Rechenaufgaben zu machen, die mit Hilfe von Algorithmen (Lösungsverfahren) und einer gigantischen Datenbank gelöst werden können. Die "Billionen" Daten wurden laut Wolfram nicht willkürlich zusammengesucht, sondern von seinem rund 100 Mann starken Team "kuratiert", also ausgesucht und nach Verlässlichkeit eingestuft.
Wolfram selbst schreibt, dass er bei der Entwicklung der Suchmaschine zum einen auf sein Software-Paket Mathematica zurückgreifen konnte. Ein weiterer Baustein sei sein Buch "A New Kind of Science (NKS) gewesen. "Mit Mathematica hatte ich eine symbolische Sprache, um alles auszudrücken, sowie die algorithmische Macht, jede Art von Berechnung anzustellen. Und mit NKS hatte ich ein Paradigma um zu verstehen, wie jede Form von Komplexität aus einfachen Regeln entstehen kann", erklärt er auf seinem Wolfram-Blog.
Kein Selbstzweck
Bei aller Begeisterung und berechtigter Erwartungshaltung sollte die Internetgemeinde aber nicht vergessen, dass Wolfram auch durchaus kommerzielle Ziele verfolgt. Denn das Genie hat Wolfram Alpha nicht aus Selbstzweck, sondern für seine Firma Wolfram Research entwickelt
Wolfram ist Physiker und Mathematiker und wird gerne als Wunderkind bezeichnet. Nicht ganz zu Unrecht, denn bereits mit 16 Jahren veröffentlichte er 1975 einen Artikel über Teilchenphysik. Im folgenden Jahr begann er sein Physikstudium in Oxford, 1979 promovierte er am California Institute of Technology.
Berühmt machte ihn die Entwicklung der Software "Mathematica", die 1988 die Fachwelt begeisterte und eines der meistbenutzten mathematisch-naturwissenschaftlichen Programme ist. Seine Webseite Mathworld ist für Studenten weltweit eine der wichtigsten Informationsquellen. 1987 gründete der Sohn von deutschen Eltern in den USA das Unternehmen Wolfram Research, dessen Geschäftsführer und Hauptaktionär er ist.
Quelle: ntv.de