Propagandaschlacht im Play Store Google verbannt "Bomb Gaza"
05.08.2014, 13:14 Uhr
"Bomb Gaza" ist zu Recht aus dem Play Store geflogen.
(Foto: Screenshot Facebook-App)
Erst nach Protesten entfernt Google ein Spiel aus seinem Play Store, das Israels Angriff auf den Gazastreifen simuliert. Andere Propaganda-Apps sind aber weiter verfügbar. Sind Googles Kontrollen ausreichend?
"Bomb Gaza" ist ein geschmackloses Spiel, in dem der Nutzer auf dem Smartphone mit einem Kampfjet den Gazastreifen bombardiert. Dabei soll er zwar möglichst wenig Zivilisten töten, was aber kaum möglich ist, da die grimmigen Hamas-Figuren immer ganz dicht bei den lächelnden, "guten" Palästinensern stehen. Das Spiel wurde auch für Android-Geräte im Play Store angeboten und stünde dort wohl immer noch zum Download bereit, wenn sich nicht zahlreiche empörte Nutzer in den Kommentaren beschwert hätten, worauf Google die App entfernte.
Als Begründung nannte ein Unternehmenssprecher laut Nachrichtenagentur Reuters eine Verletzung der Programmrichtlinien für Entwickler. Dort wird die Darstellung grundloser Gewalt und Material, mit dem andere Nutzer bedroht, belästigt oder gemobbt werden, verboten. Außerdem untersagt Google die "Verbreitung von Hass gegen Personengruppen aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Religion, Behinderung, Geschlecht, Alter, Veteranenstatus oder sexueller Orientierung bzw. geschlechtlicher Identität".
"Bomb Gaza" ist aber bei Weitem nicht das einzige Spiel im Play Store, das wahrscheinlich diese Richtlinien verletzen. "Gaza Defender" oder eine App des Entwicklers "BestArabicGames" sind nur zwei ebenso geschmacklose Beispiele aus dem aktuellen Nahost-Konflikt. Dazu kommen zahllose weitere Propaganda-Programme, die Fanatiker fast jeder Couleur verherrlichen oder Andersdenkende diffamieren. Googles Problem sind die fehlenden Kontrollen. Wie im Sicherheitscenter beschrieben, wird der Play Store nur automatisch gescannt, "um schädliche Apps zu blockieren und zu entfernen". Inhalte überprüft Google überhaupt nicht oder nur sporadisch.
Solche Kontrollen sind aufwendig, da sie nur von Menschen wirkungsvoll durchgeführt werden können. Und sie bergen immer auch die Gefahr der Zensur. Was ist Satire, was Beleidigung? Was gilt noch als politische Meinungsäußerung, wo ist die Grenzlinie zur Hetze? Es gibt viele Fallstricke und vor allem Apple, das streng kontrolliert, ist schon über einige gestolpert.
Eine perfekte Lösung für den Umgang mit inhaltlich problematischen Apps wird es nicht geben. Im Sinne der Meinungsfreiheit ist es aber wahrscheinlich besser, toleranter zu sein und manche Geschmacklosigkeiten einfach zu ertragen. Wichtig ist jedoch, dass die Betreiber von App-Stores wachsam bleiben. Auf die Nutzer-Proteste hat Google relativ schnell reagiert, was man von Facebook nicht sagen kann. Dort war "Bomb Gaza" viele Stunden länger spielbar, auch noch am Morgen des 5. August.
Quelle: ntv.de, kwe