Technik

Android-Konsole für Spiele und mehr Ouya, da geht noch was

Die Android-Spielekonsole Ouya ist ein schickes kleines Ding.

Die Android-Spielekonsole Ouya ist ein schickes kleines Ding.

(Foto: kwe)

Seit Mitte November ist die Android-Spielekonsole Ouya im deutschen Handel. Ist sie eine günstige Alternative zu Playstation oder Xbox oder vielleicht etwas ganz Anderes? n-tv.de hat sie getestet.

Die Ouya war schon ein Star, bevor es sie überhaupt gegeben hat. Denn als sie im Juli 2012 vorgestellt wurde, war sie nur ein Kickstarter-Projekt, für das die Geschäftsführerin Julie Uhrmann geschickt die Werbetrommel rührte. 950.000 Dollar galt es einzusammeln, um die Idee einer Android-basierten Spielekonsole umsetzen zu können. Das Ziel war bereits nach rund acht Stunden erreicht. Als die Finanzierungsphase am 9. August endete, waren über 8,5 Millionen Dollar im Ouya-Topf.

Der Controler könnte auch von Microsoft sein - wenn da die Knöpfe nicht wären.

Der Controler könnte auch von Microsoft sein - wenn da die Knöpfe nicht wären.

(Foto: kwe)

Rund ein Jahr später wurden die ersten Konsolen ausgeliefert und viele Tester waren etwas ernüchtert. Es gab nur wenig optimierte Spiele für die Ouya und die Software machte keinen soliden Eindruck. Vielleicht war es aber auch etwas zu früh, um die Ouya gerecht zu beurteilen. Denn wie konnte man erwarten, dass ein Jahr nach Projektstart schon alles rund läuft und ein großes Spiele-Sortiment zur Auswahl steht?

Update bringt neue Funktionen

Um ein endgültiges Fazit zu ziehen, ist es auch jetzt noch zu früh. Die Ouya ist eigentlich immer noch in der Entwicklung. Seit die Konsole in der n-tv.de-Redaktion eingetroffen ist, hat sie zwei Updates erhalten, wovon eins viele Verbesserungen gebracht hat. So kann man jetzt USB-Speicher anschließen und darauf Spiele installieren. Außerdem wurden die Benutzeroberfläche deutlich verbessert und einige neue Funktionen hinzugefügt.

Auch bei der Hardware ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, aber aktuell ist die Ausstattung noch ausreichend. Die Ouya ist eine hübsche würfelförmige Box mit den Maßen 75 x 75 x 82 Millimeter. Die Seiten glänzen metallisch matt, während die Oberseite und die abgerundeten Ecken der Unterseite im schwarzen Klavierlack-Look glänzen. Die 300 Gramm leichte Konsole macht einen soliden Eindruck und ist gut verarbeitet.

Innenleben kein Geheimnis

Auf der Rückseite hat die Ouya alle nötigen Anschlüsse.

Auf der Rückseite hat die Ouya alle nötigen Anschlüsse.

(Foto: kwe)

Die obere Platte mit dem An-/Ausknopf kann man abschrauben, um ans Innenleben der Ouya heranzukommen. Dort steckt eine herausnehmbare Platine mit einem Tegra-3-Prozessor, dessen vier Kerne mit 1,6 Gigahertz getaktet sind. Der Arbeitsspeicher ist ein Gigabyte groß, der interne Speicher acht Gigabyte. Seit dem Dezember-Update kann man ihn mit USB-Sticks erweitern. Unten bläst ein Ventilator heiße Luft nach außen, was die Ouya bei aufwendigen Spielen auch bitter nötig hat.

Ins Internet geht die Android-Konsole entweder über WLAN oder LAN-Kabel. Mit anderen Geräten verbindet sie sich via Bluetooth 4.0 oder dem Micro-USB-Anschluss. Zum Fernseher überträgt die Ouya das Signal über ein HDMI-Kabel, wo es in Full-HD (1080p) wiedergegeben werden kann. Android läuft derzeit in der Version 4.1.2 auf der Konsole. Erfahrene Nutzer oder Hacker dürfen das System rooten und modifizieren, ohne einen Garantieverlust befürchten zu müssen.

Controler mit Touchpad

Bei aufwendigen Spielen muss der Lüfter an der Unterseite kräftig arbeiten.

Bei aufwendigen Spielen muss der Lüfter an der Unterseite kräftig arbeiten.

(Foto: kwe)

Der Controler der Ouya erinnert vom Design her stark an den der Xbox 360, ist aber nicht ganz so stabil. Trigger, Sticks, Steuerkreuz und Knöpfe machen allerdings auch nicht den Eindruck, schnell den Geist aufzugeben. Er liegt sehr angenehm in der Hand und die Finger finden sich schnell zurecht. Etwas hakelig ist der Batteriewechsel, wozu man irgendwie versuchen muss, die  Abdeckungen auf den Griffen abzubekommen.

Als Besonderheit hat der Ouya-Controller ein kleines Touchpad auf der Oberseite, das vor allem gute Dienste leistet, wenn man den Browser nutzt, der sich im Menü hinter "Entwickler" versteckt. Allerdings könnte es etwas genauer sein. Die Trigger arbeiten analog, können also feststellen, wie stark sie gedrückt werden. Spiele, die das ausnutzen, sucht man bisher aber vergeblich. Ein Vibrations-Motor steckt nicht im Ouya-Controler.

Ouya koppelt sich auch mit anderen Controlern

Wer einen PS3- oder Xbox-360-Controller hat, kann ihn problemlos an der Ouya verwenden. Um ihn zu koppeln, steckt man ihn ausgeschaltet an die Ouya, die mit dem Original-Controller verbunden ist. Dann schaltet man den alternativen Controler ein, den Ouya-Controller aus und startet die Konsole neu. Im Test funktionierte das prima, Xbox-360-Controller muss man allerdings mit einem Wireless-Adapter anschließen, den Konsolenspieler selten im Haus haben.

Der vordere Teil der schwarzen Fläche auf der Vorderseite ist ein kleines Touchpad.

Der vordere Teil der schwarzen Fläche auf der Vorderseite ist ein kleines Touchpad.

(Foto: kwe)

Um die Ouya richtig nutzen zu können, muss man ein Ouya-Konto erstellen und eine Kreditkarte hinterlegen. Leider kann man Googles Play Store nicht nutzen und Spiele, die es dort für 1,50 Euro gibt sind im Ouya-Shop oft wesentlich teuer. Das liegt aber unter anderem daran, dass sie angepasst werden müssen und es für Entwickler ohne einen guten Preis kaum ein Anreiz dafür gibt. Die Download-Zahlen dürften auch bei den Ouya-Hits verglichen zum Play Store verschwindend gering sein. Die Einrichtung der Android-Konsole ist ein Kinderspiel, man muss nur den einfachen, deutschen Anweisungen folgen.

Übersichtliches Menü

Nach dem Dezember-Update ist das Menü der Ouya so simpel, wie es sein muss: Die obere Hälfte nehmen Empfehlungen von Top-Titeln ein, darunter gibt es die Menü-Punkte "Spielen", "Entdecken", "Entwickeln" und "Verwalten".  Unter "Spielen" findet man logischerweise seine gekauften Spiele, aber auch alle anderen über den Ouya-Store installierten Apps. "Entdecken" ist der Ouya-Store, unter "Verwalten" kann man seine Konto-Einstellungen bearbeiten, Netzwerk-Details einsehen und WLAN-Verbindungen hinzufügen. Außerdem gibt's hier Infos zu Updates und Benachrichtigungen sowie eine Übersicht der synchronisierten Controler. "Entwickler" ist für Normal-Spieler nur interessant, weil dort unter "Software" der Browser zu finden ist. Mit dem Ouya-Controler ist er relativ komfortabel zu bedienen. Über "Verwalten" geht's auch zu den Systemeinstellungen.

Spieleangebot wächst

Das Spieleangebot auf der Ouya ist seit Sommer gewachsen, ein paar tolle neue Titel hinzugekommen. Besonders gut ist "The Cave", das es seit Dezember für die Ouya gibt. Grafisch ist es außergewöhnlich stark und auch die Spieleidee ist hinreißend. Außerdem ist hier die Steuerung mit einem Controler optimal. Klasse sind auch "Reaper" oder "Clark".

Der Batteriewechsel ist etwas fummelig.

Der Batteriewechsel ist etwas fummelig.

(Foto: kwe)

Zwar gibt es für die Ouya nach wie vor nur wenige exklusive Titel. Aber die Auswahl wächst und auch ältere Titel wie "The Bard's Tale" oder "Shadow Gun", die lediglich für die Ouya angepasst werden, machen auf dem TV-Bildschirm per Controler gesteuert viel mehr Spaß als auf Handys oder Tablets. Sehr fair ist, dass man die Spiele meist über ein oder mehrere Level ausprobieren kann, bevor man sie kauft. Weniger fair ist allerdings, dass man die Preise für die Spiele nicht schon vor der Installation sieht – auch nicht auf der Webseite.

Auch für Entwickler ist die Ouya noch ein Experiment und wer ein Spiel oder eine andere App speziell für die Android-Konsole schreibt, weiß noch weniger als bei Smartphone- oder Tablet-Anwendungen, ob es sich finanziell lohnen wird. Umso interessanter sind solche Projekte und wer eine Ouya kauft, sollte daran denken, dass der Erfolg der Konsole auch davon abhängt, ob seine Nutzer bereit sind, etwas Geld auszugeben. Die Entwickler von "Neverending Nightmare" beispielsweise hoffen, dass viele schon den Prototypen für 35 Dollar kaufen, um sie zu unterstützen. Später soll das sehr interessante Spiel 15 Dollar kosten.

Freie Wahl der App-Quelle

Ouya ist trotz Ouya-Store kein geschlossenes System, weshalb auch alternative App-Stores installiert werden können. Beispielsweise ist es problemlos möglich, den Amazon Store über den Browser herunterzuladen und zu installieren. Man kann aber auch Anwendungen (.apk-Dateien) über einen USB-Stick oder einen per microUSB angeschlossenen PC auf die Ouya bringen. Man sollte aber vorher unbedingt nachforschen, ob die Anwendungen mit Controlern kompatibel sind. Spiele und Apps, die über Umwege installiert werden, erscheinen nicht unter "Spielen", sondern in der Software-Abteilung von "Entwickeln". Nostalgiker haben außerdem die Möglichkeit, Spiele von alten Konsolen über Emulatoren auf der Ouya wiederzubeleben. Eine Übersicht über das Angebot gibt es beispielsweise bei "Day of The Ouya".

Man kann mit der Ouya auch problemlos einen Playstation-Controler koppeln.

Man kann mit der Ouya auch problemlos einen Playstation-Controler koppeln.

(Foto: kwe)

Wie auch die großen Konsolen kann die kleine O uya als Mediencenter dienen. Am besten hat dies im Test mit dem XBM Media Center geklappt. Es spielt nicht nur alle Medien ab, die auf der Ouya oder einem angeschlossenen Laufwerk gespeichert sind, sondern unter anderem auch aus Netzwerk-Quellen (NFS, UPnP, FTP, SSH, AFP). Wie man Quellen einbindet, erklärt ein Eintrag bei "XBMC Nerds" sehr schön.

Genial sind die Add-ons, die man für Video, Musik, Bilder oder Programme einfach aus einer Liste heraus installieren kann. So ist es beispielsweise unkompliziert möglich, das Angebot von Mediatheken zu genießen und Mixcloud- oder Soundcloud-Musik zu hören. Interessant sind auch die Möglichkeiten, die Programm-Add-ons bieten. So kann man direkt in XBMC zum Beispiel seinen E-Mail-Posteingang checken oder installierte Android-Apps wie den Browser ansteuern.

Spannendes Experiment mit offenem Ausgang

Unterm Strich ist die Ouya schon jetzt eine prima Alternative zu Smartphones und Tablets, wenn es um Android-Spiele geht, die man besser auf einem sehr großen Full-HD-Bildschirm und Controler spielen sollte. Man muss allerdings hoffen, dass die Auswahl wenigstens weiter so schnell wächst wie seit September. Ob es bald auch viele speziell für die Ouya entwickelte Spiele und Apps geben wird, steht noch in den Sternen. Vermutlich werden sie auch künftig eher die Ausnahme bleiben. Andererseits gibt es im Play Store wie in Apples App Store immer aufwendigere Spiele, die für eine Ouya-Umsetzung in Frage kommen. Dann allerdings müsste auch bald eine Version mit kräftigerer Hardware auf den Markt kommen, da der Tegra 3 mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher nicht mehr allzu viel Luft nach oben hat. Ein paar echte Online- und Mehrspieler-Funktionen könnten der Ouya auch nicht schaden. Auf jeden Fall ist die kleine Konsole ein klasse Mediencenter.

Zusätzlich zu einer Xbox, Playstation oder Wii lohnt sich die Anschaffung kaum, für 120 Euro bietet die Ouya zu wenig Mehrwert. Könnte man auf ihr auch Spiele spielen, die man bereits im Play Store bezahlt hat, wäre dies vielleicht anders. Die Ouya bleibt ein spannendes Experiment mit offenem Ausgang - aber da geht noch was.

Quelle: ntv.de

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