Technik

Nach Angriffen auf Williams-Tochter Twitter löscht Bilder von Verstorbenen

Twitter hat seine Regeln modifiziert, nachdem Nutzer die Tochter des verstorbenen Schauspielers Robin Williams übel beleidigt hatten.

Twitter hat seine Regeln modifiziert, nachdem Nutzer die Tochter des verstorbenen Schauspielers Robin Williams übel beleidigt hatten.

(Foto: dpa)

Twitter ist so etwas wie der Wilde Westen unter den großen sozialen Netzwerken. Beleidigungen und obszöne Inhalte werden zwar offiziell nicht toleriert, aber auch nur lax verfolgt. Jetzt sollen wenigstens Verstorbene und deren Angehörige besser geschützt werden.

Twitter will Fotos von Verstorbenen auf Antrag der Hinterbliebenen löschen. Mit dieser Ankündigung reagiert die Plattform auch auf die Entwicklungen der vergangenen Woche, als die Tochter von Hollywood-Star Robin Williams mitgeteilt hatte, dass sie nicht länger im Netzwerk aktiv sein werde, nachdem man ihr verstörende, bearbeitete Bilder vom Tod ihres Vaters zugesendet hatte. "Aus Respekt vor den Wünschen der Hinterbliebenen wird Twitter Bilder von Verstorbenen in bestimmten Fällen entfernen", hieß es im Tweet von Twitter-Sprecher Nu Wexler.

In der beigefügten Erklärung erklärt das Unternehmen, was Familienmitglieder und von ihnen autorisierte Personen tun können, die einen "Antrag auf Entfernung von Bildern oder Videos von Verstorbenen stellen wollen - vom Zeit punkt der Verletzung bis zu dem Moment vor oder nach dem Tod". Man solle in solchen Fällen eine E-Mail an privacy@twitter.com schreiben. Allerdings wird nicht jeder Löschanfrage stattgegeben. Twitter werde auch das öffentliche Interesse an bestimmten Inhalten berücksichtigen. Auf Antrag lassen sich die Twitter-Accounts der Verblichenen auch deaktivieren.

Vertrauen auf die Nutzer

Die jüngste Richtlinie ist ein kleiner Wendepunkt für das Unternehmen. Twitter gilt seit seiner Gründung als Verfechter der Redefreiheit. Sensible Inhalte wie Pornografie oder andere unangemessene Bilder haben im Vergleich zu anderen Netzwerken wie Facebook bisher kaum Einschränkungen erlebt. Obszöne oder pornografische Inhalte in Nutzerprofilen sind bei Twitter zwar offiziell verboten; das Gleiche gilt für Beleidigungen, Gewaltandrohungen oder sensible persönliche Informationen. Allerdings überwacht das Unternehmen selbst nicht aktiv, was über das Netzwerk ausgetauscht wird. Stattdessen legt man die Aufsicht in die Hände der Nutzer, die etwas melden können, was Twitter anschließend überprüft.

Aufgrund dieser Vorgehensweise hat sich Twitter zu einem wichtigen und mächtigen Kommunikationsmittel entwickelt. Allerdings wurden dadurch auch Türen für verstörende und missbräuchliche Inhalte geöffnet. Das wurde zuletzt wieder deutlich, als Zelda Williams, die Tochter des kürzlich verstorbenen Hollywood-Schauspielers Robin Williams, vergangene Woche auf Twitter beschimpft und beleidigt wurde. Ihr wurden offenbar manipulierte Fotos vom Tod ihres Vaters und andere kränkende Nachrichten zugesendet. Wenig später erklärte sie, dass sie Twitter nicht länger nutzen wolle - genau wie Instagram und Tumblr. Die zwei Accounts, von denen die Bilder abgesendet worden waren, wurden inzwischen gesperrt.

In einer seiner seltenen Stellungnahmen erklärte Del Harvey, bei Twitter für Sicherheit und Vertrauen verantwortlich, vergangene Woche: "Wir überprüfen derzeit, wie wir unsere Richtlinien dahingehend anpassen können, dass wir solch tragische Situationen wie diese besser handhaben können. Dazu gehört auch, dass wir [...] Familienmitglieder von Verstorbenen besser unterstützen." Die neue Richtlinie tritt nur Stunden nach der Veröffentlichung von Fotos und Videos in Kraft, die die Enthauptung eines US-amerikanischen Fotojournalisten zeigen und sich in den vergangenen Stunden auf Twitter verbreitet hatten. Der Account, der die Bilder gepostet hatte, wurde inzwischen gesperrt.

Quelle: ntv.de, ino/DJ

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