Sicherheitslücke im Playstation Network Hacker knackten Kontodaten
27.04.2011, 00:53 Uhr
(Foto: REUTERS)
Seit knapp einer Woche ist das Playstation Network offline, und endlich spricht Sony Klartext: Hacker hatten Zugriff auf Nutzerdaten wie E-Mail-Adressen, Passwörter und Kreditkartennummern. Nicht bekannt ist, wie viele der etwa 75 Millionen Spieler betroffen sind – womöglich auch finanziell. Nun arbeitet Sony an einer kompletten Neustrukturierung des Onlinedienstes.
Wer eine Playstation 3 besitzt, schätzt die Onlinefunktionen der Spielekonsole. Freundesliste, Spiele und Updates per Download, Achievements und vieles Weitere. Doch derzeit ist alles offline, mit Freunden übers Netz spielen ist nicht möglich. Und das bereits seit vergangenem Mittwoch. Sony hat sein Playstation Network (PSN) weltweit komplett heruntergefahren - aus einem Grund, der jeden Datenschützer und auch Spieler mit PSN-Konto erschaudern lassen dürfte.
Es habe ein "Eindringen von Außen" gegeben, sagte Guido Alt, Pressesprecher des Unternehmens in Deutschland, auf Anfrage von n-tv.de. In einem Blogeintrag wird Sony nun genauer: "Eine unbefugte Person" habe sich Zugang verschafft und "Name, Adresse (Stadt, Bundesland, Postleitzahl), Land, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum, Playstation Network Passwort und Login sowie PSN Online ID" ausspioniert. Auch Kreditkartennummern sowie die Gültigkeitsdauer der jeweiligen Karte seien einsehbar gewesen.
75 Millionen potenzielle Opfer
Für Sony ist dieser Vorgang ein Desaster – wie viele der schätzungsweise 75 Millionen Nutzer betroffen sind, ist nicht bekannt. Sicher ist: Alle Spieler, die eine Playstation 3, eine Handheld-Konsole Playstation Portable (PSP) und zugleich ein PSN-Konto besitzen, sind potenzielle Opfer. Sony will die entsprechenden Kontoinhaber benachrichtigen.
Zugleich warnt das Unternehmen davor, per E-Mail persönliche Informationen preiszugeben. Nutzer sollten zudem ihre "Kontoaktivitäten wachsam überprüfen", "sämtliche Kontoauszüge überwachen" – und sich so vor "finanziellem Verlust wappnen".
"Als wäre meine PS3 kaputt"
Vor Bekanntgabe der Art des Hackerangriffs hatte Pressesprecher Guido Alt noch gesagt, die Nutzer seien zwar "nicht erfreut", zeigten aber "zunehmend Verständnis". Denn das Playstation Network ist mitnichten gratis. Im Gegensatz zu Microsoft Live, dem Online-Netzwerk für die Konsolenkonkurrenz Xbox 360, bezahlen die Spieler das PSN nicht per Abonnement, sondern über einen Preisaufschlag der Spiele. Sie kaufen die Onlinefähigkeit und die Mehrspielerfunktion also ebenfalls, jedoch indirekt.
"Ich merke jetzt erst so richtig, welchen hohen Stellenwert bei mir das PSN hat. Ohne PSN fühlt es sich so an, als wäre meine PS3 kaputt", kommentiert etwa "Stargater" aus Österreich im offiziellen deutschen Playstation-Blog. Die bekannte Website "Penny Arcade" gestaltete ihre Meinung als Comic und bezieht sich dabei auf den Fehlercode "80710A06", den die Konsolen beim Verbindungsversuch anzeigen.
Angst vor Nachahmern
Wegen der Schwere des Zwischenfalls ist nun klar, warum die Sicherheitslücke nicht im laufenden Betrieb verbessert werden konnte. Man habe "Nachahmer und Trittbrettfahrer verhindern" wollen, so Pressesprecher Alt. Das Risiko sei einfach zu groß gewesen, dass erneute Hackerangriffe die Arbeiten gestört hätten. Und gab zu: Das Herunterfahren des Netzwerks sei ein "drastischer Schritt", Sony befinde sich in "keiner erfreulichen Situation" – aber es sei nötig gewesen.
Offenbar ist es auch technisch eine schwierige Situation, denn in Japan basteln Sonys Experten seit Tagen an einer "kompletten Neustrukturierung" des Netzwerks. Was das genau heißt, konnte Alt nicht sagen. "Kein Unternehmen macht zu internen Netzwerken Angaben." Auch wann das PSN wieder online geht, ist nicht bekannt.
Quelle: ntv.de