Technik

Android-Purist mit Super-Display Galaxy Nexus trumpft groß auf

(Foto: Samsung)

Das Samsung Galaxy Nexus ist das erste Smartphone, auf dem Ice Cream Sandwich installiert ist und es hat einen riesigen Bildschirm mit fantastischer Auflösung. Wäre der Rest auch so eindrucksvoll, könnte die Konkurrenz einpacken. Samsung lässt sich allerdings ein wenig Luft nach oben. Ist es trotzdem das beste Smartphone des Jahres?

Wenn man das Samsung Galaxy Nexus auspackt, fällt einem zuerst das riesige Display und und das geringe Gewicht auf. 135 Gramm sind für ein Smartphone mit 4,65 Zoll großem Display und den Maßen 135,5 x 67,94 x 8,94 Millimeter wahrlich nicht viel. Es ist sogar 5 Gramm leichter als das iPhone 4S, dessen Bildschirm nur 3,5 Zoll misst. Wie üblich hat Samsung das Federgewicht des Galaxy Nexus unter anderem durch einen Akku-Deckel aus Plastik erreicht. Der Rahmen ist allerdings aus Aluminium, was neben der hervorragenden Verarbeitung zum hochwertigen Eindruck des Galaxy Nexus beiträgt. Zu groß ist das Gerät dabei nicht, man kann es gerade noch mit einer Hand bedienen.

Der Körper des Galaxy Nexus ist unten deutlich dicker als oben, weswegen Samsung auch die Kopfhörerbuchse neben den Micro-USB-Anschluss an die Unterseite wandern ließ. Das ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber da man das Telefon sowieso besser am dicken Gesäß als am schlanken Hals aus der Tasche zieht, auch praktisch.

Bildgewaltiges HD-Display

Dominiert wird das keilförmige Telefon von seinem leicht nach innen gewölbten Display, dessen extrem fettabweisende Fläche nur durch den vorderen Lautsprecherschlitz unterbrochen wird. Eine physische Home-Taste wie beim Galaxy S2 gibt es beim Nexus nicht. Das neue Google-Flaggschiff wird ausschließlich über virtuelle Tasten gesteuert. Bei eingeschaltetem Bildschirm sieht man an der Unterseite drei Symbole, über die man einen Schritt zurück machen, den Homescreen ansteuern und den Taskmanager öffnet. Letzterer erlaubt es unter anderem, über Minibilder zwischen den zuletzt genutzten Anwendungen zu wechseln.

Der riesige HD-Bildschirm des Galaxy Nexus ist derzeit konkurrenzlos.

Der riesige HD-Bildschirm des Galaxy Nexus ist derzeit konkurrenzlos.

(Foto: Samsung)

Das Super-AMOLED-Display selbst ist mit seiner fantastischen Punktdichte von 316 Pixeln pro Zoll eine Wucht - aber erst wenn man die automatische Helligkeitsanpassung deaktiviert hat. Denn sie mutet dem Nutzer einen Bildschirm in erbärmlichem Dämmerzustand zu, bei dem sogar ein Punkteraster durchscheint. Pfui. Es genügt aber bereits, den Regler auf rund 50 Prozent zu ziehen, um die 720 x 1280 Bildpunkte in voller Pracht erstrahlen zu lassen. Nur das iPhone 4S bietet mit 326 dpi noch mehr Pixel per Inch - allerdings auf einem viel kleineren Bildschirm.

Webseiten zu betrachten, ist auf dem Galaxy Nexus ein Vergnügen, auch kleine Schriften sind gestochen scharf und die Buchstaben fransen niemals aus. Richtig Spaß macht es aber, hochauflösende Videos anzusehen. Wenn das Format stimmt, verschwinden die virtuellen Tasten und man blickt auf eine 4,65 Zoll große Smartphone-HD-Leinwand.

Kopfhörer sind Pflicht

Der Sound will aber zum großen Kino nicht so recht passen: Der Lautsprecher ist viel zu leise und klingt ziemlich blechern. Die exzellente Akkustik über Kopfhörer - auch bei Musik - entschädigt allerdings für das Gequäke. Als schlichtes Telefon macht das Samsung Galaxy Nexus aber eine mehr als passable Figur. Anrufer klingen sehr natürlich und auch die eigene Stimme wird laut, klar und deutlich transportiert.

Auch die inneren Werte des Galaxy Nexus können sich sehen lassen: Es wird von einem mit 1,2 Gigahertz getakteten Doppel-Kern-Prozessor aus dem Hause Texas Instruments angetrieben. Die CPU kann dabei auf 1 Gigabyte Arbeitsspeicher (RAM) zugreifen. Der interne Speicher (ROM) ist aber mit 16 Gigabyte sehr knapp bemessen - zumal er sich nicht durch SD-Karten erweitern lässt.

Unter Android 4 haben Nutzer ihren Datenverbrauch im Griff.

Unter Android 4 haben Nutzer ihren Datenverbrauch im Griff.

(Foto: kwe)

Im Arbeitsalltag läuft das Galaxy Nexus wie geschmiert. Ruckler, von denen einige Tester berichten, konnte n-tv.de nicht feststellen. Webseiten laden sehr schnell  - nicht nur via WLAN. Wer möchte, kann viele Anwendungen geöffnet lassen - das Galaxy Nexus ist dadurch nicht auszubremsen. Und seit Adobe seinen mobilen Player in Version 11 veröffentlicht hat, spult das Telefon auch jedes Flash-Video routiniert ab. Dazu kommt, dass der Akku, der eigentlich mit 1750 Milliamperestunden etwas unterdimensioniert scheint, doch ziemlich lange durchhält. Möglich, dass dies am sparsameren Android 4  (Ice Cream Sandwich) liegt, das auf dem Galaxy Nexus Premiere feiert.

Bei sehr aufwändigen Spielen schien der Android-Purist aber ein kleines bisschen schwächer als das Galaxy S2 zu sein, das nahezu identisch bestückt ist. Dies wird zum einen daran liegen, dass das S2 nur 480 x 800 Pixel auf 4,4 Zoll verarbeiten muss. Experten zufolge hängt es aber vermutlich auch mit dem vermeindlich leistungsärmeren Grafikprozessor des Nexus zusammen. Demnach kommt die S2-GPU besser mit höheren Auflösungen zurecht als die Grafikeinheit im Nexus. Dies könne sich aber ändern, sobald Spiele in der Nexus-Auflösung veröffentlicht werden, heißt es beispielsweise bei "Android Forums".

Kamera nur Durchschnitt

Während der GPU-Unterschied eher ein Problem der Benchmarks als der Realität zu sein scheint, kann die 5-Megapixel-Kamera in Googles Flaggschiff tatsächlich nicht mit der 8-Megapixel-Linse des Galaxy S2 oder gar mit der Über-Kamera des iPhone 4S mithalten. Das liegt nicht unbedingt an der Menge der Bildpunkte - viele Pixel auf einem kleinen Sensor verrauschen Fotos nur. Die Kamera des Galaxy Nexus ist einfach nur guter Durchschnitt. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht Flaggschiff-würdig. Allerdings ist die Kamera sehr schnell. Ebenso wie das iPhone 4S ist sie sofort bereit und schießt Bilder praktisch ohne Verzögerung in Folge.

Die schwache Bildqualität ist umso bedauerlicher, als Android 4 viele neue Möglichkeiten der Bildbearbeitung mitbringt. Zahlreiche Filter stehen zur Verfügung und Nutzer können Fotos zuschneiden, weichzeichnen, ausrichten, drehen, schärfen, spiegeln und rote Augen entfernen. Die VGA-Kamera auf der Vorderseite ist dafür überdurchschnittlich gut. Bei Videochats sehen einen die Gesprächspartner auch bei Dämmerlicht sehr hell und deutlich.

Die Bildbearbeitung bietet viele Möglichkeiten.

Die Bildbearbeitung bietet viele Möglichkeiten.

(Foto: kwe)

Apropos Android 4: Das neue Betriebssystem wirkt äußerst geschmeidig und sieht sehr gut aus. Vor allem die Menüs sind aufgeräumter und logischer. Die Einstellungen erreicht man am schnellsten, wenn man die Info-Leiste herunterzieht. Hier wird gleich an erster Stelle sehr übersichtlich der Datenverbrauch insgesamt und pro App angezeigt. Nutzer können hier auch festlegen, ob sie bei einem bestimmten Verbrauch gewarnt werden möchten und wann die mobile Datenverbindung eventuell automatisch gekappt werden soll. Wer in einem WLAN angemeldet ist, sieht, wie schnell die Verbindung ist.

Gesicht zeigen unnötig

Die Gesichtserkennung zum Entsperren des Telefons ist dagegen wenig hilfreich, da sie nur unter optimalen Bedingungen einwandfrei funktioniert. Sinnvoller ist da schon die - gut kopierte - Funktion, die Kamera direkt aus dem Lockscreen starten zu können. Toll ist auch, dass man sich keine Apps mehr aus dem Market installieren muss, um die untere Icon-Reihe auf dem Homescreen selbst zu bestücken. Ebenfalls von der Konkurrenz abgeguckt ist die Möglichkeit, Ordner einfach zu erstellen, indem man ein Icon über ein anderes zieht. Runde Ordner gibt's aber auch auf dem iPhone nicht!

Insgesamt bietet Android 4.0 eine Vielzahl von kleinen und größeren Verbesserungen. Alles scheint aber noch nicht im Lot zu sein. Einige Nutzer klagen beispielsweise über Multitouch-Probleme. Google arbeitet aber bereits an Updates.

Für Android-Puristen klar die Nummer 1

Letztendlich kann man sagen, dass das Samsung Galaxy Nexus ein klasse Smartphone mit einem überragenden Bildschirm ist. Android 4 ist ein weiterer großer Pluspunkt des Telefons. Zwar werden andere Spitzengeräte in den kommenden Monaten nachziehen, aber Besitzer eines Android-Puristen dürfen sicher sein, beim nächsten großen Update wieder als Erste bedient zu werden.

"Beam" ist eine der wenigen Anwendungen, die derzeit NFC-Chips unterstützen.

"Beam" ist eine der wenigen Anwendungen, die derzeit NFC-Chips unterstützen.

(Foto: kwe)

Zukünftig kann auch der integrierte NFC-Chip von Bedeutung sein. Jetzt ist er aber praktisch noch nutzlos, da es an Anwendungen fehlt, die die sichere Funkübertragung auf kurze Entfernung unterstützen. Was möglich ist, zeigt die "Beam"-Funktion des Galaxy Nexus. Trifft das Gerät seinesgleichen, ist ein einfacher Datenaustausch möglich, indem die Geräte aneinander gehalten werden. Ansonsten bietet das Android-Flaggschiff alles, was heute gehobener Standard für Smartphones ist. Auch eine Sprachsteuerung ist an Bord, die aber nicht mit Apples "Siri" vergleichbar ist.

Wäre da nicht die 08/15-Kamera, könnte kein anderes Smartphone dem Galaxy Nexus gefährlich werden. Ein wenig schneller ist vielleicht das Galaxy S2, es hat aber auch einen deutlich geringer auflösenden Bildschirm. Das wesentlich kleinere iPhone 4S hat eine höhere Auflösung und die beste Kamera. Welches Smartphone besser ist, entscheidet vermutlich nur der persönliche Geschmack und der Preis. Das Samsung Galaxy Nexus kostet derzeit knapp 515 Euro, das iPhone 4S (16 GB) rund 629 Euro, das Galaxy S2 rund 415 Euro.

Quelle: ntv.de

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