Ankara

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei geht Präsident Erdogan hart gegen Anhänger der Gülen-Bewegung vor. In Deutschland kontaktiert Ankara dafür gezielt Regierungsvertreter.

Vierzig Minuten lang stellt sich Recep Tayyip Erdogan den Fragen von Antonia Rados. Das Gespräch zeigt, wie tief die Gräben zwischen Brüssel und Berlin einerseits und Ankara andererseits geworden sind. Der türkische Präsident fühlt sich unverstanden.

Wie unabhängig ist die deutsche Islam-Organisation Ditib von der Türkei? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Bevor Niedersachsen einen Islamvertrag mit der Organisation abschließt, will die Landesregierung Klarheit.

Gut drei Wochen nach dem Putschversuch schickt die Bundesregierung einen Vertreter in die Türkei - als Geste der Solidarität. Ankara ist damit allerdings nicht ganz einverstanden.

• "Historisches" Treffen in Moskau Nahost-Experte: Putin vertraut Erdogan nicht

Mehrere Monate dauert die Eiszeit zwischen Moskau und Ankara nun schon. Auslöser war der Abschuss eines russischen Kampfjets Ende November. Nun kommen die Staatschefs erstmals wieder zusammen. Ein Experte warnt jedoch vor zu großer Euphorie.

Der Flüchtlingsdeal mit der Türkei hängt an der Frage der Visafreiheit für türkische Bürger. Ankara droht der EU, doch Unions-Fraktionschef Kauder kann sich nicht vorstellen, dass diese einlenkt. Eine Mehrheit der Deutschen ist gar für ein Ende des Deals.

Die Türkei fordert von den USA die Auslieferung des Predigers Gülen - Ankara macht ihn für den gescheiterten Putsch verantwortlich. Nun wehrt sich Gülen erneut gegen die Vorwürfe und kritisiert den Kurs des türkischen Präsidenten scharf.

Wieder hagelt es Kritik aus Ankara. Präsident Erdogan wirft dem Westen vor, sich mit den Putschisten zu solidarisieren. Darüber hinaus vergleicht sein Sprecher die Säuberungen mit der deutschen Wiedervereinigung.

Der Umbau des türkischen Sicherheitsapparates geht weiter. Die Regierung plant einem Zeitungsbericht zufolge die Aufspaltung des Geheimdienstes. Die Behörde für das Ausland soll direkt dem Präsidenten unterstehen. Derweil geht die Verhaftungswelle weiter.

Die Stimmung zwischen Berlin und Ankara ist aufgeheizt. Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen fordert ein Eingreifen Deutschlands gegen Staatschef Erdogan. Sie bringt erneut finanzielle Sanktionen ins Spiel - und geht noch einen Schritt weiter.