Soros spekulierte gegen Großbank Aufsicht verrät geheime Hegdefonds-Wetten
26.01.2017, 11:51 Uhr
George Soros hat zeitweise mehr als 100 Millionen Euro auf den Niedergang der niederländischen Großbank ING gesetzt.
(Foto: REUTERS)
Ihre Finanzwetten hüten viele Hedgefonds wie ein Staatsgeheimnis - vor allem die auf fallende Kurse. Versehentlich stellt die niederländische Finanzaufsicht zahlreiche dieser Wetten ins Netz. Darunter die des geheimnisumwittertsten Fonds überhaupt.
Wegen eines "menschlichen Fehlers" eines Mitarbeiters hat die niederländische Finanzmarktaufsicht AFM hunderte geheime Finanzwetten internationaler Hedgefonds veröffentlicht. Bei den zeitweise im Internet einzusehenden Anlagen handelt es sich um sogenannte Short-Positionen - Wetten auf fallende Kurse. Laut einem Bericht der "Financial Times" ist unter anderem der legendäre Investor George Soros betroffen. Er soll beispielweise auf Kursverluste bei der niederländischen Großbank ING spekuliert haben.
Hegdefonds halten ihre Wetten, vor allem ihre Short-Positionen, oft geheim. Gegen ein Unternehmen kann ein Investor spekulieren, indem er beispielsweise geliehene Aktien verkauft. Er hofft, dass die Papiere bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sie dem Verleiher zurückgeben muss, an Wert verlieren. Dann kann er sie billiger am Markt kaufen, als er sie vorher verkauft hat. In der Eurozone müssen Anleger ihre Short-Positionen zwar den Aufsichtsbehörden melden. Aber nur wenn sie mehr als 0,5 Prozent der Aktien eines Unternehmens umfassen, werden sie veröffentlicht. Oft bleiben Hedgefonds absichtlich knapp unterhalb dieser Marke, um ihre Anlage nicht öffentlich machen zu müssen.
Einerseits vermeiden die Hedgefonds-Manager mit ihrer Geheimhaltung unangenehme öffentliche Debatten mit Unternehmen, gegen die sie wetten - oder mit der Politik, wenn sie auf den Verfall von Staatsanleihen oder Währungen setzen. Daneben wollen viele Fonds aber auch ihre Strategien der Konkurrenz nicht verraten.
"Wer bestraft die Aufsicht?"
Auf strikte Geheimhaltung achtet vor allem seit Jahren der sagenumwobene Medallion Fonds des US-Hedgefondsbetreibers Renaissance Technologies. Medallion gilt als profitabelster Fonds der Welt. Seine Anlageentscheidungen trifft ein Algorithmus, den niemand außerhalb des Unternehmens kennt. Durch die Panne bei AFM wurden nun zahlreiche Positionen von Medallion auf den niederländischen Finanzmarkt bekannt. Laut "Financial Times" wettete der Fonds in den vergangenen Jahren vor allem gegen mehrere kleine, international kaum bekannte Unternehmen.
Von Short-Positionen auf eine Gesamtstrategie eines Hedgefonds zu schließen, ist zwar schwierig, da diese Geschäfte oft als eine Art Absicherung für andere - in diesem Fall unbekannte - Anlagen dienen. Dennoch halten vor allem geschlossene Fonds wie Medallion, der nur einer kleiner Gruppe von Anlegern offen steht, jedes Details ihrer Anlagestrategie gewöhnlich unter Verschluss.
Fonds Manager reagierten der "Financial Times" zufolge entsetzt auf den Zwischenfall. "Wenn Banken oder Hedgefonds Fehler machen, werden sie mit Bußgeldern bestraft - wer verhängt Bußgelder gegen die holländische Aufsicht?", zitiert die Zeitung einen, namentlich nicht genannten, erbosten Manager.
Quelle: ntv.de, mbo